Licht und Schatten in der Stahlbranche

Düsseldorf/Frankfurt · Die Stahlindustrie profitiert Brancheneinschätzungen zufolge zwar gerade von steigender Nachfrage, in Europa stehe aber jeder zweite Job auf der Kippe.

 Eisenabstich vor einem Hochhofen der Salzgitter AG. Foto: Peter Steffen/Archiv

Eisenabstich vor einem Hochhofen der Salzgitter AG. Foto: Peter Steffen/Archiv

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"Es gibt in Europa endlich wieder eine Verbesserung der Nachfrage", sagte Karl-Ulrich Köhler, Chef von Tata Steel Europe im Gespräch mit dem "Handelsblatt". Gegenüber der "Börsen-Zeitung" führte er aus, erstmals seit Jahren sei 2014 wieder mit einem Plus von drei bis vier Prozent zu rechnen. Der Weltstahlverband sieht aber trotz aktueller Verbesserungen langfristig die Hälfte aller Arbeitsplätze in der Branche in Europa in Gefahr.

Europas Stahlindustrie hatte sich bisher nicht von dem Einbruch nach der Finanzkrise 2008 erholt. Viele Produzenten schreiben Verluste. Dazu gehört auch Tata Steel Europe, der zweitgrößte Stahlhersteller in Europa. "Die Branche hat den Tiefpunkt durchschritten, bei dem niemand mehr Geld verdient hatte", sagte Köhler. Die Stahlpreise seien über die Sommermonate stabil geblieben - davor waren sie gefallen. "Wir rechnen nun damit, dass die Preise nach oben gehen." Einige Firmen, darunter Weltmarktführer Arcelor-Mittal, haben dem Bericht zufolge laut Branchenkreisen bereits die Tarife für einige Produkte angehoben.

Der Chef des österreichischen Stahlkonzerns Voestalpine und Vizepräsident des Weltstahlverbands, Wolfgang Eder, gibt unterdessen keine Entwarnung für die Branche: "Europaweit sind derzeit rund 360 000 Mitarbeiter in der Stahlindustrie beschäftigt, rund die Hälfte davon dürfte gefährdet sein", sagte er der Onlineausgabe der VDI Nachrichten. Der Stellenabbau werde in den kommenden 15 bis 20 Jahren erfolgen. Probleme seien hohe Energiepreise, hohe Personalkosten und Klimaauflagen in Europa.

Die europäische Stahlproduktion werde mengenmäßig "auf die Hälfte bis ein Drittel im Jahr 2030 zurückgehen", sagte Eder. Er sieht derzeit "nur Nordamerika als langfristig kalkulierbaren Standort." Fabriken in Europa würden im laufenden Betrieb mindestens 15 Prozent teurer sein als in Nordamerika oder Asien. Das sei der Grund, warum Voestapline derzeit eine Anlage mit einem Investitionsvolumen von 550 Millionen Euro in Texas in den USA baue und nicht in Europa.

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