Konsumforscher: Krisen vermiesen Deutschen nicht die Kauflaune

Frankfurt · Eskalierende Konflikte wie in der Ukraine, dem Irak oder dem Gaza-Streifen vermiesen den Deutschen aus Expertensicht nicht dauerhaft die Kauflaune.

 Die Deutschen sind nach wie vor in Kauflaune. Foto: Sven Hoppe/Archiv

Die Deutschen sind nach wie vor in Kauflaune. Foto: Sven Hoppe/Archiv

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Zwar hätten die Menschen laut Konsumklimaindex wegen der Krisen das Vertrauen in eine schwungvolle Konjunktur etwas verloren, sagte der Konsumforscher Michael Jäckel der Nachrichtenagentur dpa. Der Zusammenhang zu ihrem Verhalten beim Einkaufen sei aber sehr gering, sagte der Soziologieprofessor an der Universität Trier.

Nach jüngsten Zahlen der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) hat sich das Konsumklima erstmals seit langem wieder eingetrübt. Als Grund dafür nennt die GfK auch die weltweiten Konflikte. Der private Konsum ist in Deutschland für knapp 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts verantwortlich - entsprechend wichtig ist eine gute Verbraucherstimmung für die Konjunktur.

Der vielzitierte Index hat nach Meinung des Forschers aber nur wenig Einfluss auf das Kaufverhalten der Menschen: "Der Index misst kontinuierlich, aber wir machen uns nicht ständig Gedanken über unseren Konsum und wägen nicht bei jedem Kauf ab. Die meisten Anschaffungen und Käufe finden ohnehin aus Gewohnheit statt", sagte Jäckel. Erst durch die Medienberichte über Verbraucherlaune und Konsumklima machten sich viele Menschen überhaupt Gedanken über Ihren Konsum. Die meisten Deutschen wüssten ganz genau, wie viel Geld sie einfach so ausgeben könnten und täten das dann auch gerne, sagte der Konsumforscher.

Die Krisen lösten zwar eine Art "allgemeines Unwohlsein" aus, das unbewusst dazu führe, dass die Menschen kurzfristig einfach weniger Geld ausgäben. Die sei aber kein langfristiger Trend, weil die Menschen wüssten, dass sich Sparen derzeit nicht lohne, sagte Jäckel. Außerdem würden Menschen krisenmüde. "Wir sehen, dass sich die Konflikte ständig wiederholen. Und obwohl wir uns wieder mehr in Diskussionen einmischen und regelmäßig spenden, so sehen wir doch, dass wir an den großen Konflikten nichts ändern können." Deshalb wolle man sich vor allem größere Feste wie Weihnachten nicht verderben lassen. Da tue man sich und anderen gerne einen Gefallen, sagte der Soziologe.

Für den Konsumklimaindex befragt das Nürnberger Marktforschungsunternehmen GfK monatlich etwa 2000 Verbraucher. Aus ihren Angaben zu Einkommenserwartungen, der Anschaffungsneigung sowie der Sparneigung wird dann der vielbeachtete Index ermittelt.

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