Japans Zentralbank bleibt trotz China-Flaute auf Kurs

Tokio · Japans Notenbank sieht trotz durchwachsender Konjunkturdaten und des langsameren Wachstums in China weiterhin keinen Grund für eine zusätzliche Lockerung der Geldpolitik.

 Die japanische Zentralbank in Tokio bleibt bei ihrer lockeren Geldpolitik. Foto: Franck Robichon/Archiv

Die japanische Zentralbank in Tokio bleibt bei ihrer lockeren Geldpolitik. Foto: Franck Robichon/Archiv

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Der drastische Ankauf von Staatsanleihen wird im bisherigen Umfang fortgesetzt, entschied die Bank von Japan (BoJ). In Marktkreisen wächst der Druck auf die Notenbank, die geldpolitischen Zügel angesichts der Flaute beim größten Handelspartner China sowie des geringen Preisanstiegs im Inland abermals zu lockern. Die BoJ ist dagegen der Ansicht, dass die Inflation ohne die deutlich gesunkenen Energiepreise steige. Japan befinde sich nicht mehr länger in einer deflationären Situation.

Sinkende Preise gelten als problematisch, weil sinkende Erlöserwartungen Unternehmer davon abhalten können, neue Investitionen zu tätigen. Im August waren die Verbraucherweise angesichts der stark gesunkenenen Ölpreise um 0,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat rückläufig gewesen. Dennoch erachtete die BoJ eine weitere Lockerung der Geldpolitik für unnötig, da die Preise unter anderem für Lebensmittel angesichts des schwachen Yen weiter steigen. Die Notenbanker kämpfen darum, nach Jahren der Deflation mit stetig fallenden Preisen ein Inflationsziel von zwei Prozent zu erreichen.

Doch die Aussichten für eine wirtschaftliche Erholung haben sich im Zuge der Entwicklung in China eingetrübt. Zwar hat sich Japans Wirtschaft nach Einschätzung der BoJ weiter moderat erholt. Der Internationale Währungsfonds (IWF) geht in seinem jüngsten Weltwirtschaftsausblick jedoch nur noch von einem Wachstum in diesem Jahr von 0,6 Prozent aus, 0,2 Punkte weniger als im Juli erwartet. Im kommenden Jahr soll das Wachstum dann auf 1 Prozent statt 1,2 Prozent zulegen. Jüngste Konjunkturdaten deuten an, dass Japans Wirtschaft angesichts schwacher Exporte zwischen Juli und September im zweiten Quartal in Folge stagnierte oder möglicherweise sogar schrumpfte.

Die mittelfristigen Inflationserwartungen verharrten deutlich unter dem 2-Prozent-Ziel der Zentralbank, befand der IWF. Die Zentralbank solle bereitstehen, die Geldpolitik gegebenenfalls weiter zu lockern. In Marktkreisen wird spekuliert, dass es dazu bei der nächsten Sitzung der BoJ am 30. Oktober kommen könnte. An dem Tag legt die Notenbank ihre Prognose zur Wirtschafts- und Preisentwicklung vor.

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