IG Metall: Missbrauch von Werkverträgen eindämmen

Berlin · Die IG Metall beklagt eine zunehmende Tendenz von Unternehmen, über Werkverträge Arbeit auszulagern und dadurch Kosten zu drücken.

 Hofmann sagte, die Kritik der Gewerkschaft richte sich nicht gegen "sinnvolle Arbeitsteilung" zwischen Unternehmen und Zulieferern, sondern gegen die missbräuchliche Auslagerung von Kerntätigkeiten. Foto: Stephanie Pilick

Hofmann sagte, die Kritik der Gewerkschaft richte sich nicht gegen "sinnvolle Arbeitsteilung" zwischen Unternehmen und Zulieferern, sondern gegen die missbräuchliche Auslagerung von Kerntätigkeiten. Foto: Stephanie Pilick

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Je größer der Betrieb sei, umso mehr werde auch auf Werkverträge gesetzt, sagte der Zweite Vorsitzende der Gewerkschaft, Jörg Hofmann, in Berlin. Ausgelagert würden mehr und mehr auch Kernbereiche der Wertschöpfungskette: Werkzeugbau, Forschung und Entwicklung, Logistik, Montage und Produktion.

Mehr als zwei Drittel der Betriebe (69 Prozent) kauften inzwischen Leistungen bei anderen Firmen ein, ergab eine Umfrage der IG Metall unter gut 4000 Betriebsratsvorsitzenden. In fast drei Viertel dieser Fälle müssten die Beschäftigten der Werkvertragsfirmen zu schlechteren Bedingungen arbeiten als ihre Kollegen, die fest angestellt sind. Häufig sei eine solche Fremdvergabe von Arbeit per Werkvertrag mit niedrigeren Löhnen, längeren Arbeitszeiten oder weniger Urlaubstagen verbunden.

Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall hielt der Gewerkschaft vor, "mit einer breit angelegten Kampagne, die seit Jahrzehnten bewährten Werkverträge zu einem Problemfall der modernen Arbeitswelt zu machen". Viele tarifgebundene Unternehmen der Branche arbeiteten selber im Rahmen von Werkverträgen. Auch der Vorwurf, Werkverträge gingen zulasten der Stammbelegschaften, greife nicht. Denn die Zahl der Stammbeschäftigten in der Metall- und Elektro-Industrie steige seit Jahren.

Hofmann sagte, die Kritik der Gewerkschaft richte sich nicht gegen "sinnvolle Arbeitsteilung" zwischen Unternehmen und Zulieferern, sondern gegen die missbräuchliche Auslagerung von Kerntätigkeiten. Es sei eine "Schande", dass die hoch profitable Branche der Metall- und Elektro-Industrie auf diese Weise versuche, Lohnkosten und Sozialstandards zu drücken.

Zum Teil unter einem Firmen-Dach entwickle sich eine Mehrklassengesellschaft, kritisierte er weiter. Der tariflich gesicherte Materialversorger des Fahrzeugbauers erhalte einen Stundenlohn von 15,90 Euro. Der outgesourcte Materialversorger bekomme 11,74 Euro, wenn er nach Speditionstarifvertrag bezahlt wird. Ohne Tarifbindung bleibe allenfalls der gesetzliche Mindestlohn von 8,50 Euro.

Hofmann kündigte für den 24. September einen Aktionstag gegen den Missbrauch von Werkverträgen an. Zugleich forderte er den Gesetzgeber auf, diesen Missbrauch mit gesetzlichen Regelungen einzudämmen. Dazu gehörten bessere Informationspflichten und mehr Mitwirkungsrechte der Betriebsräte in den Einsatzbetrieben. Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) will nach der Sommerpause einen Gesetzentwurf zu Werkverträgen und Leiharbeit vorlegen.

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