Bundesagentur rechnet auch 2015 mit sinkender Arbeitslosigkeit

Nürnberg · Trotz eines schwachen Herbstaufschwungs auf dem Arbeitsmarkt rechnet die Bundesagentur für Arbeit (BA) auch für 2015 mit weiter sinkender Erwerbslosigkeit.

Die Zahl der Arbeitslosen werde im kommenden Jahr im Schnitt bei 2,88 Millionen liegen, prognostizierte BA-Chef Frank-Jürgen Weise am Dienstag in Nürnberg. Das wären rund 20 000 weniger als für dieses Jahr erwartet wird. Schließlich präsentiere sich die deutsche Wirtschaft trotz des schwachen zweiten Quartals stabil, lautete Weises Begründung.

So sei die Binnennachfrage weiter hoch und "die Investitionen laufen einigermaßen". Auch beim Export rechnet Weise wieder mit kräftigeren Impulsen. Die könnten nicht nur aus den USA und Großbritannien kommen, sondern auch aus Spanien und Portugal.

Nach der Sommerpause ist der deutsche Arbeitsmarkt allerdings überraschend schwach in den Herbst gestartet. Im September sank die Zahl der Erwerbslosen lediglich um 94 000 auf 2,808 Millionen, wie die Bundesagentur mitteilte. Der Rückgang zum August fiel damit so niedrig aus wie seit zehn Jahren nicht. Die Arbeitslosenquote nahm um 0,2 Punkte auf 6,5 Prozent ab. Im Vergleich zum Vorjahr verringerte sich die Zahl der Erwerbslosen um 41 000.

Nach Abzug jahreszeitlicher Sonderfaktoren, die im September wegen der Einstellungswelle nach der Sommerpause besonders ausgeprägt sind, wäre die Zahl der Erwerbslosen sogar noch gestiegen - und zwar um 12 000 auf 2,918 Millionen.

Weise begründete einen Großteil der leichten Delle mit den gesunkenen Förderangeboten für Jobsucher: Dadurch würden mehr Menschen in der Arbeitslosenstatistik gezählt. Für die derzeit wachsende Konjunkturskepsis machte Weise hauptsächlich "Stimmungsfaktoren" verantwortlich, die aber nicht von der tatsächlichen Lage der Wirtschaft gedeckt seien.

"Der Arbeitsmarkt ist stabil, auch wenn die Wirtschaftsaussichten verhalten sind", unterstrich Weise. Derzeit sehe er auch keine Hinweise, dass sich die Lage durchgreifend verändere. So liege die Zahl der Beschäftigten, die sich wegen drohender Arbeitslosigkeit bei den Arbeitsagenturen melden, "auf einem normalen, unauffälligen Niveau".

Nach Einschätzung von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) zeigen die aktuellen Zahlen, "dass der Wind, der uns auf den internationalen Märkten entgegenweht, zwar rauer geworden ist". Dennoch stehe der Arbeitsmarkt auf festen Beinen: "Die Beschäftigung bleibt hoch und steigt sogar weiter. Und die gute Binnenkonjunktur bildet eine verlässliche Grundlage für eine weiterhin stabile Arbeitsmarktentwicklung."

Unterdessen öffnet sich die Schere zwischen der Entwicklung der Arbeitslosigkeit und der Erwerbstätigkeit weiter: Während die Zahl der Erwerbslosen nach Abzug von Saisonfaktoren seit Monaten kaum noch sinkt, wächst die Zahl der neu geschaffenen Jobs unvermindert. So gab es nach Angaben des Statistischen Bundesamtes nach den jüngsten Daten vom August 42,85 Millionen Erwerbstätige - und damit 26 000 mehr als im Juli. Im Vergleich zum Vorjahr gab es 355 000 Beschäftigte mehr.

Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten lag nach BA-Hochrechnungen im Juli bei 30,12 Millionen; das sind 30 000 mehr als im Juni und 528 000 mehr als im Jahr davor. Die Zahl der offenen Stellen stieg im September um 46 000 auf 518 000.

Skeptisch sehen derweil die Oppositionsparteien im Bundestag die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt. So werden nach Ansicht von Brigitte Pothmer (Die Grünen) die Warnsignale am Arbeitsmarkt immer deutlicher. Die unsicheren Konjunkturaussichten schlügen sich vermehrt auf dem Arbeitsmarkt nieder, zeigte sich die Politikerin überzeugt.

Die Linken-Abgeordnete Sabine Zimmermann beklagte vor allem die weiterhin geringen Jobchancen von Langzeitarbeitslosen, Älteren und Behinderten. Für viele dieser Menschen bleibe der Arbeitsmarkt fest verschlossen.

Aus Sicht von DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach sollten vor allem junge Arbeitslose mit verstärkten finanziellen Anreizen dazu veranlasst werden, eine berufliche Ausbildung nachzuholen. Notwendig seien auch ausbildungsbegleitende Hilfen für arbeitslose Jugendliche. Nur so könne verhindert werde, dass Jugendliche ihre Lehre vorzeitig abbrechen.

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