Griechenlands Finanzmärkte brechen ein

Athen · Kaum hat die neue Links-Rechts-Regierung in Griechenland erste Pläne vorgestellt, sind die Finanzmärkte des Landes abgestürzt. Am Mittwoch erlitten sowohl die Aktien als auch die Kurse von Staatsanleihen starke Verluste.

 Börse in Athen: Anleger verkaufen in großem Stil griechische Aktien und Anleihen. Die Folge ist ein immenser Kursrutsch an den Finanzmärkten Griechenlands. Foto: Michael Kappeler/Archiv

Börse in Athen: Anleger verkaufen in großem Stil griechische Aktien und Anleihen. Die Folge ist ein immenser Kursrutsch an den Finanzmärkten Griechenlands. Foto: Michael Kappeler/Archiv

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Besonders hart traf es die Banken, die an der Börse bis zu 30 Prozent an Wert verloren. Der Aktien-Leitindex ASE in Athen brach zeitweise um fast 9 Prozent ein.

Seit klar war, dass das Linksbündnis Syriza unter Alexis Tsipras die politische Führung übernimmt, haben sich die Aktien der National Bank of Greece fast halbiert. Für die Aktionäre der Piräus Bank gilt es seit Wochenbeginn ebenfalls eine Halbierung zu verkraften. Die Anteile der Alpha Bank und der Eurobank Ergasias sanken um 43 und 41 Prozent im Wert.

Eine heftige Reaktion zeigte sich am Mittwoch auch im Handel mit griechischen Staatsanleihen. Sie wurden von vielen Anlegern abgestoßen. Die starken Verkäufe führten zu fallenden Kursen. Im Gegenzug stiegen die Renditen kräftig. Bei Papieren mit einer Laufzeit von zehn Jahren sorgten die Verkäufe im freien Handel für einen Anstieg der Rendite um 0,92 Prozentpunkte auf 10,15 Prozent. Der Zins am freien Markt hat damit wieder das Niveau erreicht, das er vor der Ankündigung des massiven Kaufprogramms von Staatsanleihen durch die Europäische Zentralbank (EZB) erreicht hatte.

Die Renditen signalisieren den faktischen Preis, den Staaten für neue Schulden am Kapitalmarkt zahlen müssen - über sieben Prozent gelten sie als längerfristig nicht mehr tragbar. Griechenland ist schon seit Jahren auf Hilfsprogramme der internationalen Geldgeber angewiesen.

Ärger könnte von den Bonitätswächtern der Ratingagentur Standard & Poor's kommen: S&P droht nach dem Regierungswechsel in Griechenland damit, das Rating für das Land noch weiter in den "Ramschbereich" zu senken. Die vorgeschlagene Wirtschafts- und Budgetpolitik der neuen Regierung sei teilweise nicht mit den Abmachungen zwischen früheren griechischen Regierungen und den Gläubigern des Landes vereinbar, begründete die Agentur den Schritt. S&P stuft das Land aktuell mit "B" ein.

Vor der ersten Sitzung des neuen Kabinetts am Mittwoch in Athen waren erste Pläne der neuen Regierung zum Stopp von Privatisierungen bekannt geworden. Zunächst soll dies die Elektrizitätsgesellschaft DEI betreffen. Zudem sollen auch die griechischen Staatseisenbahnen nicht verkauft werden. Außerdem gibt es Meldungen, dass eine 320 Millionen Euro schwere chinesische Investition im Container-Hafen von Piräus gestoppt werden soll.

Außerdem hatte Tsipras in seinem Kabinett einem scharfen Kritiker der Sparpolitik die Zuständigkeit für Finanzen gegeben. Das beunruhigt die Anleger. Der Ökonom Giannis Varoufakis soll als Finanzminister Verhandlungen mit den internationalen Geldgebern führen.

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