Verbraucher trotz Krisenherde in bester Stimmung

Nürnberg/Frankfurt · Auch die Zuspitzung internationaler Krisen hat im Juli die Stimmung der deutschen Verbraucher nicht trüben können.

 Kunden auf den Rolltreppen eines Kaufhauses: Die Kauflust der Bundesbürger ist fast unbegrenzt. Foto: Tim Brakemeier

Kunden auf den Rolltreppen eines Kaufhauses: Die Kauflust der Bundesbürger ist fast unbegrenzt. Foto: Tim Brakemeier

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Sie rechneten ungeachtet des Ukraine-Konflikts nicht nur mit einer weiteren wirtschaftlichen Aufwärtsentwicklung, sondern auch mit deutlich höheren Einkommen, berichtete das Marktforschungsunternehmen GfK in seiner Konsumklimastudie für Juli.

Die Einkommenserwartung habe dadurch einen derart starken Schub erhalten, dass sie auf den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung gestiegen sei, berichtet die GfK. Fast ungebremst ist auch die Kauflust der Bundesbürger. Der aus drei Komponenten ermittelte Konsumklimaindex für August kletterte von 8,9 auf 9,0 Punkte. Der Seismograph für die Kauflust der Deutschen bewegt sich damit weiterhin fast auf einem Acht-Jahres-Hoch.

"Die Stimmung der Verbraucher zeigt sich überaus robust. Das Konsumklima bestätigt sein gutes Niveau und kann sogar leicht zulegen", kommentierten die Nürnberger Konsumforscher die neuesten Umfrageergebnisse unter rund 2000 Verbraucher.

Allerdings könnte die Stimmung bei den Verbrauchern bei einer Zuspitzung der internationalen Krisen rasch umschlagen, warnte GfK-Konsumforscher Rolf Bürkl. "Das hängt davon ab, wie sich das weiter entwickelt", sagte er der Nachrichtenagentur dpa.

"Würde die EU etwa Sanktionen gegen Russland verschärfen und würde das zu Auftragsrückgängen bei deutschen Unternehmen führen, könnten manche Beschäftigte von Arbeitslosigkeit bedroht sein", gab Bürkl zu bedenken. Als weiteres Risiko sieht Bürkl steigende Energiepreise, wegen befürchteter eingeschränkter Gas-Lieferungen aus Russland. "Das würde sich sicherlich beim Konsumklima bemerkbar machen", sagte er.

Derzeit sei das Konsumklima aber hauptsächlich von der guten Lage der deutschen Binnenwirtschaft geprägt. Menschen in Arbeit müssten wegen der weiterhin guten Arbeitsmarktlage kaum befürchten, ihre Stelle zu verlieren. Dank der hohen Tarifabschlüsse in vielen Branchen hätten viele Bundesbürger am Monatsende mehr Geld auf ihrem Gehaltskonto. "Als Folge der kräftigen Rentenerhöhung haben selbst Rentner erstmals seit Jahren real wieder mehr in ihrem Geldbeutel", sagte der Konsumexperte.

Während die Konjunkturerwartung im Juli stabil blieb und die Einkommenswartung sogar einen Rekord-Kurs eingeschlagen habe, musste die Anschaffungsneigung nach GfK-Angaben im Juli einen geringen Verlust hinnehmen. Mit 51 Punkten - 2,2 weniger als im Juni - bleibe die Konsumlaune aber weiter robust und festige ihr hohes Niveau, betonte die GfK.

Vermutlich habe im Juli der Schock über die erneute Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank nicht mehr so tief gesessen wie noch einen Monat zuvor. Die Enttäuschung darüber habe viele Menschen dazu bewogen, schlecht verzinste Spareinlagen lieber in ein Auto, Möbel, Reisen oder andere Formen des privaten Konsums zu stecken. Dieser Trend sei im Juli nicht mehr ganz so stark ausgeprägt gewesen.

Auch werde die gute Verbraucherstimmung nicht von allen sozialen Schichten in gleicher Weise gestützt, räumte Bürkl ein. So sei die Anschaffungsneigung von Verbrauchern in "einfachen Lebenslagen" naturgemäß niedrig, weil es ihnen an der dafür nötigen Kaufkraft fehle. "Dagegen ist die Konsumneigung bei Menschen aus hohen Lebenslagen relativ groß". Trotzdem habe es in den vergangenen Monaten über alle Schichten hinweg eine ähnliche Entwicklung gegeben: "Die Konsumneigung wächst, wenn auch auf unterschiedlichem Niveau".

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