Marke "Fair Trees" Der "faire" Weihnachtsbaum

MÜNCHEN · Fair gehandelte Produkte sind bei deutschen Verbrauchern beliebt. 2013 wurden hierzulande derartige Waren im Gesamtwert von 650 Millionen Euro verkauft, fast ein Viertel mehr als im Jahr zuvor, sagt die Statistik.

 80 Prozent der Weihnachtsbäume sind Nordmann-Tannen.

80 Prozent der Weihnachtsbäume sind Nordmann-Tannen.

Foto: dpa-tmn

Mit Weihnachtsbäumen hat die dänische Baumzüchterin Marianne Bols ein neues Segment eröffnet und dazu die Marke Fair Trees gegründet, mit der sie ein soziales Anliegen verknüpft. Dazu muss man wissen, dass vier Fünftel der hier zu Lande pro Saison verkauften rund 24 Millionen Weihnachtsbäume Nordmann-Tannen sind und deren Ursprung im fernen Georgien liegt. "90 Prozent der Samen kommen aus der Tlugi-Region", erklärt Bols. Die ist bitterarm und die Samengewinnung harte Arbeit.

Jedes Jahr im September und Oktober klettern georgische Zapfenpflücker in die Wipfel bis zu 40 Meter hoher Tannen, um die begehrten Samen zu gewinnen. So rein wie in der Kaukasusregion wächst die Nordmann-Tanne sonst nirgendwo. In unseren Breitengraden vermischt sie sich leicht mit Weißtannen. In deutschen Baumschulen wachsen dann aus den georgischen Samen binnen zehn bis 15 Jahren unsere Weihnachtsbäume. Die Nordmann-Tannen werden auch dieses Jahr nahezu unverändert 16 bis 22 Euro pro Meter kosten, sagt der Bundesverband der Weihnachtsbaumerzeuger.

In Georgien liegt der durchschnittliche Jahresverdienst bei 2200 Euro, und Zapfenpflücker sind bei Weitem keine Durchschnittsverdiener. Bols kennt die Verhältnisse vor Ort. "Das Land hat unter der Sowjetzeit enorm gelitten", weiß sie. Die ehemalige Sowjetrepublik sei eines der ärmsten Länder Europas und die Arbeit der Zapfenpflücker gefährlich. Oft würden sie ohne Sicherheitsausrüstung in die Baumwipfel klettern. Tödliche Unfälle seien an der Tagesordnung.

Fair Trees finanziert eine für die Arbeiter kostenlose Kletterausrüstung und schult sie im Umgang damit. Zudem erhalten die Zapfenpflücker eine Arbeitsversicherung. In der Tlugi-Region wurde von Bols Idee auch die Renovierung einer Schule bezahlt und ärztliche Versorgung von Kindern subventioniert.

Fair Trees hat die Dänin 2007 gegründet. 2012 wurden hierzulande erstmals fair gehandelte Weihnachtsbäume verkauft. Fair Trees ist von der globalen Dachorganisation des fairen Handels WFTO anerkannt. Ein Fairtree-Etikett kostet Baumschulen und Händler 1,25 Euro. 67,5 Cent davon gehen an die Fair Trees-Stiftung und ihre Sozialprojekte im Kaukasusgebirge.

Rund 100 000 Euro sind so bislang zusammengekommen. 80 000 fair gehandelte Weihnachtsbäume hat Bols über den Münchner Baumgroßhändler Markus Schauer vorige Saison hierzulande verkauft. Ein Viertel mehr will sie diesmal an den Mann bringen, inklusive anderer europäischer Märkte 150 000 Bäume. Mehr als eine Nische ist das noch nicht, aber Bols sieht ein Marktpotenzial von zehn Prozent, das sie in den nächsten Jahren ausschöpfen will. Für Deutschland wären das rund 2,5 Millionen "faire" Weihnachtsbäume.

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