Daimler-Vorstand: Kooperationen bei Batterietechnik sinnvoll

Stuttgart · Mit Blick auf die angekündigte Batteriefabrik des Elektroauto-Pioniers Tesla in Deutschland zeigt sich Daimler offen für Kooperationen.

 Der Entwicklungsvorstand der Daimler AG, Thomas Weber. Foto: Franziska Kraufmann/Archiv

Der Entwicklungsvorstand der Daimler AG, Thomas Weber. Foto: Franziska Kraufmann/Archiv

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"Vielleicht muss man darüber nachdenken, ob es wirklich sinnvoll ist, wenn jeder für sich eine Fabrik aufmacht", sagte Daimler-Entwicklungsvorstand Thomas Weber der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. "Hier könnte es schon Sinn machen, speziell auf dem Feld der Batteriezellen-Produktion die Kräfte zu bündeln." Tesla-Chef Elon Musk hatte jüngst angekündigt, in fünf oder sechs Jahren eine eigene Fabrik in Deutschland errichten zu wollen.

Daimler hatte im November das Aus der einzigen deutschen Batteriezellenfabrik für Elektroautos bekanntgegeben. Bei der Daimler-Tochter Li-Tec im sächsischen Kamenz soll die Produktion von Batteriezellen im Dezember 2015 eingestellt werden.

Auch das Thema der Kartellvorwürfe der EU-Kommission im Lkw-Geschäft beschäftigt den Autobauer weiter. Nach Einschätzung von Finanzchef Bodo Uebber reichen die am Donnerstag um 600 Millionen Euro erhöhten Rückstellungen aus, um eine drohende Strafe wegen möglicher Kartellverstöße begleichen zu können. "Wir gehen davon aus, dass mit der Erhöhung der Rückstellungen eine angemessene Risikovorsorge getroffen wurde", sagte Uebber der "Börsen-Zeitung".

Die EU-Kommission verdächtigt eine Reihe großer Lkw-Hersteller wie Volvo, Daimler oder die Volkswagen-Tochter MAN, sich bei Preisen untereinander abgesprochen und Informationen ausgetauscht zu haben.

In den Bau von Batteriesystemen will Daimler kräftig investieren. Batteriesysteme beinhalten unter anderem die Steuerungselektronik und die Hülle für die Batterie. Die nötigen Zellen wollen die Schwaben zukaufen, sobald die eigene Produktion ausläuft.

Ein Dauerzustand muss das aber nicht bleiben: "Es könnte Sinn machen, bereits jetzt den Fokus auf die nächste Generation der Batteriezelltechnologie zu legen", sagte Weber. "Wenn dann die Stückzahlen für Elektroautos entsprechend hoch sind, müssen die Zellen ja nicht zwingend aus Asien kommen."

Tatsächlich haben die Asiaten auf dem Feld derzeit international die Nase vorn. Hersteller wie der südkoreanische Elektronikkonzern LG, der japanische Panasonic-Konzern oder Toshiba haben inzwischen die Führung in der Akku-Technologie übernommen.

Batterietechnik ist für Autobauer ein wichtiger Schlüssel bei der Einführung von Elektroautos. Die Batterien sollen leistungsfähiger werden und somit die Reichweite steigern. Die Bundesregierung will bis 2020 eine Million E-Autos auf Deutschlands Straßen sehen, derzeit sind erst rund 25 000 zugelassen.

"Die Rahmenbedingungen sind aktuell nicht unbedingt förderlich für die Technologie", kritisierte Weber. Er hält daher auch politische Unterstützung für nötig. "Wir müssen das auch über Anreizsysteme unterstützen - wie etwa freie Parkplätze, Benutzung der Busspur und steuerliche Anreize. Wichtig ist, dass die Kommunen diese Ideen jetzt auch aufgreifen und umsetzen."

E-Autos sind vor allem für Oberklasse-Hersteller wie Daimler, Audi und BMW wichtig, um die strengeren CO2-Vorgaben der EU einhalten zu können. Von 2021 an gilt ein Durchschnittswert von höchstens 95 Gramm Kohlendioxid (CO2) pro gefahrenem Kilometer für Neuwagen in Europa.

Weil größere Autos etwas mehr verbrauchen dürfen, liegt Daimlers spezifisches Ziel bei etwa 100 Gramm CO2 pro Kilometer. In diesem Jahr wird der schwäbische Autobauer den Wert seiner Flotte in Europa um vier Gramm auf 130 Gramm senken, wie Weber ankündigte.

Künftig setzt Daimler dazu ebenso wie die Konkurrenz stärker auf Plug-in-Hybride, die Verbrennungsmotor und Elektroantrieb kombinieren. "Bis 2020 wird in jeder Baureihe ein Plug-in-Hybrid verfügbar sein", sagte Weber. "Auch bei den Kompakten, die bei den CO2-Werten schon weit sind, werden wir Plug-in-Hybride brauchen."

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