China bremst VW-Konzern nach starkem Jahresstart

Wolfsburg · Die jüngste Flaute auf dem wichtigsten Markt China und teils dramatische Einbrüche in anderen Absatzregionen setzen dem VW-Konzern zu.

 Die Absatzzahlen in China sind auf Talfahrt und auch auf anderen Absatzmärkten sah es schon besser aus. VW traut sich für 2015 nur noch Auslieferungen auf Vorjahresniveau zu. Foto: Julian Stratenschulte

Die Absatzzahlen in China sind auf Talfahrt und auch auf anderen Absatzmärkten sah es schon besser aus. VW traut sich für 2015 nur noch Auslieferungen auf Vorjahresniveau zu. Foto: Julian Stratenschulte

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In seiner Halbjahresbilanz zeigte Europas größter Autobauer Licht und Schatten und kassierte seine Prognose für die Verkäufe, die 2015 nur noch Vorjahresniveau erreichen sollen.

Noch Ende April hatte Volkswagen bekräftigt, ein "moderates" Plus bei den Auslieferungen zu erreichen. Das Tieferstapeln folgt ausgerechnet direkt auf einen Etappensieg, mit dem die Wolfsburger Anfang dieser Woche am Weltmarktführer Toyota vorbeigezogen waren und zur Halbzeit 2015 mehr Auslieferungen als der Rivale aus Japan vorweisen konnten.

Doch zu den anhaltenden Einbrüchen in Russland und Südamerika sowie zum Rückstand in den USA gesellten sich zuletzt Rückschläge in China, wo der Konzern ein Drittel aller Fahrzeuge losschlägt. Konzernchef Martin Winterkorn sprach von "einem immer härteren Marktumfeld".

Angesichts der verhaltenen Töne wird die Bedeutung des vor einem Jahr gestarteten Milliarden-Sparprogramms immer offensichtlicher. Es soll VW den Puffer bringen für teure Zukunftsaufgaben - auch dann, wenn sich künftig die Dämpfer häufen sollten. Herausforderungen gibt es genug: etwa den Eroberungszug des Digitalen in der Autowelt oder die Abgaspolitik, die alle Hersteller zu mehr Elektrofahrzeugen zwingt.

Neben dem Absatz verlor Volkswagen im Frühsommer auch finanziell den Anschluss an das starke Quartal zu Jahresbeginn. Der Überschuss des Zwölf-Marken-Konzerns fiel zwischen April und Ende Juni um 16 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro. Auf Sicht der ersten sechs Monate steht der Überschuss damit im Minus: 1 Prozent runter auf 5,66 Milliarden Euro.

Eine zentrale Erklärung ist China. Dort arbeitet VW mit Partnern und weist die Gewinne daher gesondert aus. Während das erste Quartal den anteiligen operativen Gewinn aus China im Vergleich zum Start 2014 noch um rund 360 Millionen Euro hatte anschwellen lassen, schmolz dieser Puffer nun zum Halbjahr auf rund 122 Millionen Euro.

Nach Einbrüchen zur Jahresmitte stehen die Verkäufe in China per Juni drei Prozent im Minus und zogen auch die globale Auslieferungsbilanz 0,5 Prozent bergab. Einstige Hoffnungsträger wie Russland (41 Prozent Minus) und Brasilien (30 Prozent Minus) sind schon länger im Keller.

VW-Finanzchef Hans Dieter Pötsch sagte, China werde sich nicht rasch berappeln. "Das wird seine Zeit brauchen". Im Reich der Mitte beginne nach Jahren des Booms eine "neue Normalität". Zudem verschiebe sich die Nachfrage in andere Modellsegmente - etwa hin zu günstigen Geländelimousinen, wo VW in China aber Nachholbedarf hat.

Getrieben vom schwachen Euro schraubten die Wolfsburger ihren Umsatz im Quartal trotz des geringeren Absatzes um rund 10 Prozent auf 56 Milliarden Euro. Auch zum Halbjahr steht bei den Erlösen ein Zehntel Verbesserung: 108,8 Milliarden Euro kamen per Juni zusammen.

Spürbar voran kam die renditeschwache Kernmarke VW-Pkw, die in dem Zwölf-Marken-Konzern für rund die Hälfte der zuletzt gut 10 Millionen Fahrzeugverkäufe pro Jahr steht. Die Hausmarke um Golf und Passat steigerte ihren Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) auf gut 1,4 Milliarden Euro, was im Halbjahresvergleich 41 Prozent Plus sind.

Den Schub des Sparprogramms bezifferte Pötsch für das erste Halbjahr mit einer "sichtbaren dreistelligen Millionen-Euro-Summe", die über das Jahr die Milliarden-Euro-Hürde nehmen könnte. Zudem entfalte das Projekt für mehr markenübergreifende Bauteile die geplante Zugkraft.

Wie gewohnt legten auch die Renditeperlen Porsche und Audi zu. Sie stehen zusammen für zwei Drittel des Betriebsgewinns im Konzern. Und selbst das Sorgenkind Seat, zuvor Jahre in den roten Zahlen, kommt voran und schrieb, wie schon im ersten Quartal, einen kleinen Gewinn.

Bereits seit Dienstag bekannt sind negative Einflüsse des Münchner Lkw-Bauers MAN. Er liegt nach den ersten sechs Monaten unter dem Strich 52 Millionen Euro im Minus. Der Nutzfahrzeugbauer kämpft mit Problemen in Brasilien und hat kürzlich einen großen Umbau gestartet.

Konzernweit verbesserte sich der operative Gewinn (Ebit) im ersten Halbjahr um rund 10 Prozent auf 6,8 Milliarden Euro. Jedoch war das Plus im Auftaktquartal mit 17 Prozent höher ausgefallen und sackte im zweiten Quartal auf nur noch rund fünf Prozent Verbesserung ab.

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