15 Läden in Region betroffen Burger King kündigt Filialbetreiber: Wie geht's nun weiter?

Bonn/München · Drastische Entscheidung bei Burger King: Die Fast-Food-Kette hat endgültig genug von ihrem größten deutschen Lizenznehmer und kündigt die Verträge für etwa jede siebte Filiale. Tausende Beschäftigte bangen nun um ihre Jobs. Auch in der Region sind 15 Filialen betroffen.

Ende der Gnadenfrist: Nach dem Wirbel um abgelaufene Lebensmittel, schlechte Hygiene und miese Arbeitsbedingungen gibt die Fast-Food-Kette Burger King ihrem größten deutschen Lizenznehmer endgültig den Laufpass. Die Yi-Ko Holding müsse den Betrieb in all seinen 89 Burger-King-Restaurants einstellen, die entsprechenden Verträge würden mit sofortiger Wirkung gekündigt, teilte Burger King Europe am Mittwoch in München mit. Der Schritt betrifft etwa jede siebte deutsche Filiale des US-Unternehmens und damit insgesamt rund 3000 Beschäftigte.

Betroffen sind auch die zwei Filialen in Bonn (am Basketsring 2 und an der Bornheimer Straße 230) sowie sechs in Köln, in Hennef, Sankt Augustin, Rheinbach, Euskirchen und Troisdorf sowie zwei in Leverkusen. Von den Kündigungen nicht betroffen sind Burger-King-Filialen in Bornheim, Siegburg, Bad Neuenahr-Ahrweiler, Neustadt (Wied) und an der Raststätte Peppenhoven in Rheinbach. Sie werden von anderen Franchisenehmern geführt.

Vor einiger Zeit hatte die RTL-Sendung "Team Wallraff - Reporter Undercover" über Missstände bei dem Burger-King-Lizenznehmer berichtet. Mehrere Filialen wurden daraufhin zeitweise geschlossen. Einer der Gesellschafter des Franchise-Nehmers zog sich laut Burger King aus der Geschäftsführung zurück. In der Mitteilung hieß es nun, "trotz anfänglicher Erfolge" habe man feststellen müssen, dass Yi-Ko erneut gegen Vereinbarungen verstoßen habe. So habe der besagte Gesellschafter "fortwährend Einfluss auf das Tagesgeschäft" genommen. Zudem sei gegen Arbeitsverträge verstoßen worden, und Schichten in den Restaurants seien unterbesetzt gewesen.

Nach Darstellung der RTL-Redaktion beruht die jetzt erfolgte Kündigung auf neuen Rechercheergebnissen zu Hygiene- und Arbeitsbedingungen bei Yi-Ko, mit denen man die Geschäftsführung von Burger King vor knapp einer Woche konfrontiert habe. Ein Burger-King-Sprecher erklärte dazu: "In der Wahrnehmung mag das vielleicht so aussehen. Richtig ist aber, dass wir an dem Thema seit einiger Zeit dran sind." Eine so weitreichende Entscheidung werde nicht über Nacht getroffen. "So haben sich die Dinge überschnitten."

Nach der Kündigung hat die Yi-Ko nun kein Recht mehr, seine Restaurants unter dem Namen "Burger King" weiter zu betreiben, die Filialen werden nun auch nicht mehr mit Ware beliefert. Im Filial-Finder auf der Burger-King-Homepage sind auch die 15 betroffenen Filialen aus der Region schon nicht mehr aufgelistet, dennoch hatten einige von ihnen auch am Mittwoch noch geöffnet. "Von einer Kündigung wissen wir nichts", hieß es beispielsweise von der "Burger-King"-Filiale am Bonner Basketsring. Man habe ganz normal geöffnet.

Wie es an den 15 Standorten in der Region und den anderen nun gekündigten Filialen weitergeht, ist noch unklar. Mit der Kündigung müssten die Filialen umfirmieren, sie werden künftig nicht mehr von Burger King beliefert. Ob und wie viele Restaurants dauerhaft schließen müssen, war zunächst nicht absehbar. Zur Frage, ob auch ein neuer Partner für die betroffenen Standorte infrage kommen könnte, äußerte sich das Unternehmen zunächst nicht. Komme der Franchise-Nehmer den Forderungen nicht nach, werde man gerichtliche Hilfe in Anspruch nehmen, sagte eine Burger-King-Sprecherin "Focus Online".

Der Interims-Geschäftsführer von Yi-Ko, der Kölner Anwalt Dieter Stummel, kündigte an, die Restaurants sollen weiter geöffnet bleiben, solange Ware vorhanden sei. Das "Handelsblatt" zitierte Stummel mit den Worten, er wolle mit einer einstweiligen Verfügung vor Gericht erreichen, dass die Restaurants vorerst weitermachen können. Die Kündigung am Dienstagabend sei überraschend erfolgt. Eine schwerwiegende Vertragsverletzung liegt nach Stummels Überzeugung nicht vor. Sollten die Filialen nicht mehr öffnen können, wäre die Insolvenz des Unternehmens die Folge, sagte er.

Der Entschluss zur Kündigung sei Burger King sehr schwer gefallen, erklärte Andreas Bork, der für Zentraleuropa zuständige Geschäftsführer von Burger King. Nachdem Burger King vor einigen Monaten von den Missständen erfahren habe, seien der Yi-Ko-Holding erfahrene Führungskräfte zur Seite gestellt worden. Unter anderem hätten innerhalb von 90 Tagen 90 Prozent der Gerichtsverfahren gegen die Holding eingestellt werden können. Außerdem sei die Kundenzufriedenheit gestiegen. Letztlich habe sich Yildiz aber doch wieder in das Tagesgeschäft eingemischt, dazu sei gegen Arbeitsverträge verstoßen und Schichten wären unterbesetzt worden.

Die Gewerkschaft NGG zeigte sich besorgt. "Das ist natürlich jetzt eine sehr schwierige Krise für dieses Unternehmen", sagte Guido Zeitler, Referatsleiter für das Gastgewerbe bei der NGG. "Wir brauchen ganz schnell Klarheit, wie es mit den einzelnen Restaurants weitergeht, damit die Beschäftigten die Klarheit haben, bei wem sie morgen, übermorgen und überübermorgen noch arbeiten", forderte Zeitler.

Im Jahr 2013 war Burger King nach einer Studie des Branchenverbandes Dehoga noch der größte Umsatzgewinner im Bereich der deutschen Systemgastronomie. Während Marktführer McDonald's nach Schätzungen des Branchenfachblattes "Food-Service" erstmals seit Jahren Umsatzrückgänge hinnehmen musste, steigerte Burger King seine Verkäufe (ohne Mehrwertsteuer) um mehr als fünf Prozent auf 880 Millionen Euro.

Weil auch Konkurrenten befürchteten, von den Berichten über Missstände in den Burger-King-Filialen in Mitleidenschaft gezogen zu werden, wurde die Kündigung des Franchisenehmers in der Branche am Mittwoch mit einiger Erleichterung aufgenommen. Die Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes Systemgastronomie, Valerie Holsboer, sagte, das Vorgehen von Burger King sei einzigartig in der Geschichte der Systemgastronomie in Deutschland. Es gehe darum, "ein klares Zeichen zu setzen". Im Wettbewerbsumfeld hieß es: "Der Schritt war überfällig im Hinblick auf das Bild der gesamten Brache."

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