Bundesanleihen rentieren so tief wie nie

Frankfurt/Main · Deutsche Schuldverschreibungen werfen so wenig Zinsen ab wie noch nie. Am Dienstag fiel die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen auf ein Rekordtief. Mit 1,119 Prozent lag der Zins so niedrig wie nie zuvor.

 Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble verdient derzeit mit Bundesanleihen so wenig wie nie zuvor. Foto: Soeren Stache/Archiv

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble verdient derzeit mit Bundesanleihen so wenig wie nie zuvor. Foto: Soeren Stache/Archiv

Foto: DPA

Das alte Rekordtief vom Sommer 2012 - kurz bevor EZB-Chef Mario Draghi seine "Euro-Garantie" ("Whatever it takes") aussprach - wurde leicht unterboten. Damals war der Zehnjahreszins bis auf 1,127 Prozent gefallen.

Beachtlich ist die Entwicklung, weil es in der deutschen Wirtschaft rund läuft. Das spricht für sich genommen eher für steigende Zinsen. Doch es gibt zahlreiche und entscheidende Gründe, die einem höheren Zinsniveau entgegenstehen: Experten nennen zum einen die vielen politischen und militärischen Konflikte auf der Welt, angefangen von der Krise in der Ostukraine über den Gaza-Krieg bis hin zu schweren Unruhen im Irak und in Syrien. Das treibt viele Anleger in sichere Anlagen, zu denen auch Schuldtitel des Bundes zählen.

Darüber hinaus fließt seit Monaten viel Geld in die Anleihemärkte, weil wichtige Zentralbanken ihre Geldpolitik locker halten. Dazu gehört neben der Europäischen Zentralbank (EZB) in erster Linie die amerikanische Notenbank Fed. Noch immer pumpt die Federal Reserve Monat für Monat milliardenschwere Summen in die Finanzmärkte.

Darüber hinaus liegen die Zinsen nicht nur in den USA und im Euroraum, sondern auch in Großbritannien und Japan an oder knapp über der Nulllinie. Das billige Geld findet seinen Weg auch an den Anleihemarkt. Die in vielen Industrienationen schwache Inflation tut ihr übriges, dass das Zinsniveau niedrig bleibt.

Dass deutsche Bundesanleihen spürbar niedriger als Schuldtitel anderer großer Länder rentieren, liegt vor allem in der absehbaren Geldpolitik: Von den Notenbanken Großbritanniens und der USA wird erwartet, dass sie wesentlich früher als die EZB mit Zinsanhebungen beginnen. Deswegen werfen zehnjährige britische und amerikanische Staatsanleihen jeweils etwa 2,5 Prozent ab. Ihre effektive Verzinsung liegt also mehr als doppelt so hoch wie der Zins von Bundesanleihen.

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