Vierfache Mutter nimmt Sohn (11) mit zum Raubüberfall in Lohmar

Alkoholkranke geht aus Geldnot auf Raubzug - Gericht schickt sie in Haft und zur Entziehung

Rhein-Sieg-Kreis. (rik) Die Frau auf der Anklagebank hat das Schlimmste - abgesehen von ihren Opfern - ihren Kindern angetan: Nach zwei Überfällen auf einen Drogeriemarkt und ein Sonnenstudio in Lohmar am 29. August und 18. September landete die vierfache alleinerziehende Mutter in Haft.

Am Montag stand die 43-Jährige, die zum zweiten Überfall ihren elfjährigen Sohn mitnahm und auf der Straße warten ließ, wegen schwerer räuberischer Erpressung in zwei Fällen vor dem Bonner Landgericht - und kann erst einmal nicht zurück zu ihren Kindern. Die 4. Große Strafkammer verurteilt die alkoholabhängige Frau zu zweieinhalb Jahren Haft und ordnet ihre Unterbringung in einer Entziehungsklinik an.

Aus großer finanzieller Not, so schilderte die Frau dem Gericht, sei sie nach längerer Abstinenz wieder rückfällig geworden. Voller Verzweiflung habe sie sich am 29. August betrunken und schließlich den Überfall beschlossen. Kurz vor Geschäftsschluss betrat sie unmaskiert den Drogeriemarkt, bedrohte die Kassiererin mit einem Messer und verlangte Geld. Die Frau gab ihr voller Angst 575 Euro, die 43-Jährige flüchtete - und wurde wenig später in ihrer Wohnung festgenommen. Als langjährige Kundin war sie in dem Markt bestens bekannt.

Eine Blutprobe ergab bei ihr nicht nur einen Alkoholwert von 3,16 Promille zur Tatzeit, sondern zeigte auch, dass sie so ziemlich alles an Drogen eingenommen hatte, was es gibt. Am nächsten Tag wurde sie zwar wieder auf freien Fuß gesetzt, doch ihr eineinhalbjähriges Kind wurde ihr weggenommen.

Damit war nur noch ihr elfjähriger Sohn in ihrer Obhut, der älteste lebte beim Vater, ihre neunjährige Tochter in einer Jugendhilfeeinrichtung. Trotz der Festnahme und einer gerade begonnenen Therapie ging sie wenige Wochen später erneut auf Beutezug.

Wie sie erklärte, sei sie wieder völlig verzweifelt gewesen, als sie in den leeren Kühlschrank geblickt und nichts mehr zu essen für ihr Kind gehabt habe. Mit mehr als zwei Promille zog sie los - mit ihrem elfjährigen Sohn und bewaffnet mit dessen Spielzeugpistole.

Vor dem Sonnenstudio befahl sie ihrem Sohn auf sie zu warten, ging hinein, hielt der Mitarbeiterin die Waffe an den Kopf und erbeutete mehr als 300 Euro. Die Angestellte des Studios bekam Todesangst, sie hielt die täuschend echt aussehende Pistole für scharf. Das Opfer leidet noch unter Ängsten und Schlafstörungen, wie es im Zeugenstand schilderte. In ihrem letzten Wort entschuldigte sich die Angeklagte unter Tränen bei ihren Opfern und beteuerte, sie habe nicht geahnt, was sie ihnen angetan habe.

Für das Gericht stand nach dem Gutachten des Sachverständigen fest: Die bisher nicht vorbestrafte 43-Jährige war zwar, bedingt durch die Rauschmittel, zur Tatzeit nur erheblich vermindert schuldfähig. Aber ohne eine stationäre Therapie bestehe die Gefahr, dass sie wieder straffällig wird. Daher müsse sie untergebracht werden. Die Täterin hatte um Bewährung und eine ambulante Therapie gebeten.

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