Kreise: ProSieben und Springer reden über Fusion

Berlin · Es könnte die größte Medienfusion in Deutschland werden: Axel Springer ("Bild", "Die Welt") und ProSiebenSat.1 prüfen den Zusammenschluss beider Unternehmen.

 Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner in Berlin. Foto: Michael Kappeler/Archiv

Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner in Berlin. Foto: Michael Kappeler/Archiv

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Eine mit der Angelegenheit vertraute Person bestätigte der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX, die Gespräche seien in einem frühen Stadium. Offiziell äußerten sich beide Seiten nicht. Bei einem Gesamtumsatz von sechs Milliarden Euro und einem gemeinsamen Börsenwert von rund 14,4 Milliarden Euro wäre der neue Gigant die Nummer zwei hinter Bertelsmann (RTL, Gruner+Jahr).

Doch eine Fusion müsste hohe Hürden überwinden. Springer hatte schon 2006 eine Übernahme von ProSiebenSat.1 geplant, dies war aber vom Bundeskartellamt untersagt worden. Ein Zusammenschluss hätte zu einer zu großen Marktmacht geführt. Ein Veto der Medien-Kontrollkommission KEK gegen die geplante Übernahme hatte vor Gericht dagegen keinen Bestand.

Denkbar wäre, dass angesichts der technologischen Entwicklung die Frage der publizistischen Macht bei den Kartellwächtern keine so starke Rolle mehr spielt. Ein Szenario könnte die ausschließliche Fusion der Digitalsparten sein.

Eher unwahrscheinlich wäre, dass Springer durch ProSiebenSat.1 übernommen wird. Da wären die Widerstände bei Mehrheitsaktionärin Friede Springer wohl zu groß, sagte eine Person, die mit der Sache vertraut ist.

Auch Springer dementierte Spekulationen, dass die Verlegerin die Kontrolle abgeben könnte. Im Gegenteil: Die Axel Springer SE arbeite unverändert an der Umwandlung der Rechtsform in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA). Das Ziel sei, die Kontrolle durch Friede Springer langfristig sicherzustellen und Wachstumsoptionen zu erschließen, betonte Springer-Sprecherin Edda Fels.

Mit einer KGaA soll bei Kapitalerhöhungen der Einfluss der Mehrheitseigentümerin erhalten bleiben. Zu den Fusionsberichten wollte Fels keine Stellungnahme abgeben. Der Konzern äußere sich "zum Wahrheitsgehalt von Marktspekulationen grundsätzlich nicht". Ein Sprecher von ProSiebenSat.1 wollte sich dazu ebenfalls nicht äußern. Zuvor hatten das "Wall Street Journal" und die Nachrichtenagentur Bloomberg über die Fusionsgespräche berichtet.

Beim Marktwert liegen beide Unternehmen weit auseinander: Bei ProSieben sind es zur Zeit rund 9,7 Milliarden Euro, bei Springer etwa 4,7 Milliarden.

Anleger feierten die Nachricht schon einmal: Am Dienstagmorgen legte die Springer-Aktie im MDax um über acht Prozent zu, ProSiebenSat.1 lag mit fast sieben Prozent im Plus. Am Nachmittag lag die Springer-Aktion noch mit drei Prozent im Plus, ProSiebenSat.1 leicht im Minus.

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) äußerte Bedenken. Ein Zusammenschluss würde eine erhebliche Medienmacht in einer Hand bündeln, teilte der DJV-Bundesvorsitzende Michael Konken mit. Folge könnten Zusammenlegungen von Redaktionen sein, die die Medienvielfalt weiter reduzieren.

Unter Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner hat sich das Medienhaus in den vergangenen Jahren verstärkt auf die Digitalisierung seiner Verlagsangebote konzentriert und mehrere Traditionstitel wie das "Hamburger Abendblatt" und die "Berliner Morgenpost" sowie Zeitschriften an die Funke-Gruppe ("Westdeutsche Allgemeine Zeitung") verkauft. Mehr als die Hälfte des Umsatzes erwirtschaftet Springer im Internet, unter anderem auch mit Immobilien- und Jobportalen.

Thomas Ebeling, Vorstandsvorsitzender von ProSiebenSat.1, treibt ebenfalls die Vernetzung des TV-Geschäfts mit dem Digitalsegment voran. Der Konzern betreibt neben dem klassischen Fernsehen mehrere Internet-Portale.

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