Bahn kassiert Wachstumsziel: "Realität hat uns eingeholt"

Berlin/Frankfurt · Die Deutsche Bahn will deutlich langsamer wachsen als bislang angepeilt. Vorstandschef Rüdiger Grube senkte das Umsatzziel für das Jahr 2020 von 70 Milliarden auf 50 Milliarden Euro.

 Die GDL fordert für das Zugpersonal fünf Prozent höhere Einkommen. Foto: Karl-Josef Hildenbrand

Die GDL fordert für das Zugpersonal fünf Prozent höhere Einkommen. Foto: Karl-Josef Hildenbrand

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"Da hat uns die Realität eingeholt", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ/Donnerstag). Die Konjunktur laufe nicht so gut wie erwartet und geopolitische Krisen bremsten die Wirtschaft. Deshalb habe die Bahn zurzeit keine Spielräume für Zukäufe. Der Verkehrskonzern legt am 19. März die Geschäftszahlen 2014 vor.

Grube hatte Anfang 2012 eine Strategie bis zum Jahr 2020 verkündet. Dazu gehörte eine Verdoppelung des Umsatzes auf 70 Milliarden Euro. Dazu sollten 10 Milliarden Euro durch Zukäufe hereinkommen, der Rest aus eigener Kraft.

In dem Zeitungsinterview sprach Grube nun von 14 Milliarden Euro, die durch Akquisitionen geplant gewesen seien. Die Bahn wolle keine finanziellen Abenteuer eingehen. "Oberstes Gebot ist für uns, ein berechenbarer Partner am Kapitalmarkt zu sein. Dort holen wir uns jedes Jahr 2 bis 2,5 Milliarden Euro durch Anleihen."

2013 waren die Erlöse im Vergleich zum Vorjahr um 0,3 Prozent auf gut 39,1 Milliarden Euro gesunken. Mit Blick auf den Gewinn hatte Finanzvorstand Richard Lutz im Januar in der Mitarbeiterzeitung "DB Welt" angedeutet, dass die Bahn 2014 ihr Ertragsziel wie im Vorjahr verfehlen dürfte. Dabei spielten unter anderem die Lokführerstreiks und auch die starke Konkurrenz durch Fernbusse eine Rolle.

Grube hält das Geschäftsmodell der Bahn, schneller, komfortabler, aber auch teurer als der Fernbus zu sein, nicht für bedroht. "Trotz der Fernbusse sind auch 2014 noch mehr Menschen Bahn gefahren als im Jahr davor", sagte er. Der Fernbus sei aber schneller als gedacht zum Bestandteil des Verkehrsangebots geworden. Für jüngere und "preissensible" Menschen sei er eine Alternative. Fernbus und Fernzug müssten sich "künftig besser ergänzen und sich nicht Konkurrenz machen", meinte der Bahnchef.

Das Unternehmen hatte am Montag angekündigt, mit mehr eigenen Fernbus-Linien auf die wachsende Konkurrenz zur Schiene zu reagieren. Grube sagte: "In diesem Geschäft verdient noch keiner Geld - auch wir seit 2014 nicht mehr." Dennoch könne es sich die Bahn nicht leisten, den Fernbus zu ignorieren. "Und wir werden vermutlich auch einzelne Strecken anbieten, auf denen wir zunächst Geld verlieren", fügte der Bahnchef hinzu.

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