Ausländische Studenten gehen Arbeitsmarkt zu oft verloren

Berlin · Deutschland macht nach einer aktuellen Studie zu wenig aus seiner Beliebtheit bei ausländischen Studenten. Zu viele der gut 300 000 Hochschüler brechen das Studium ab, oder sie gehen nach dem Abschluss in die Heimat zurück - und damit dem deutschen Arbeitsmarkt als Fachkräfte verloren.

 Studenten im Hörsaal. 2014 gab es gut 107 000 ausländische Studienanfänger an deutschen Hochschulen - dass sind so viele wie nie zuvor. Foto: Fredrik von Erichsen

Studenten im Hörsaal. 2014 gab es gut 107 000 ausländische Studienanfänger an deutschen Hochschulen - dass sind so viele wie nie zuvor. Foto: Fredrik von Erichsen

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Zu diesem Fazit kommt der neue "Hochschul-Bildungs-Report", den der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und die Unternehmensberatung McKinsey in Berlin vorstellten.

"Deutschland ist ein Bildungstransitland. Wir investieren viel Geld in ausländische Studierende, tun aber zu wenig, um diese erfolgreich zum Studienabschluss zu führen und sie zum Verbleib in Deutschland zu motivieren", sagte der stellvertretende Generalsekretär des Stifterverbandes, Volker Meyer-Guckel, zu der repräsentativen Umfrage unter 230 Unternehmen. Die Zahlen seien alarmierend, "denn für jedes zweite Unternehmen in Deutschland sind ausländische Studierende mittlerweile wichtig, um den eigenen Fachkräftebedarf zu decken", sagte McKinsey-Direktor Jürgen Schröder.

Es sei daher notwendig, diese Nachwuchsakademiker "zum Baustein einer gemeinsamen Zuwanderungsstrategie von Bund und Ländern weiterzuentwickeln, die sich auch an den Bedarfen des Arbeitsmarkts ausrichtet". Stifterverband und McKinsey schlugen ein neues Finanzierungsmodell vor, mit dem der Bund Hochschulen "dauerhafte Anreize für eine qualitätsorientierte Gewinnung ausländischer Studierender und einen erfolgreichen Studienabschluss" setze.

Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) wertete die Ergebnisse des Reports positiver: "Ob aber ausländische Studierende nach ihrem Abschluss an einer deutschen Hochschule in Deutschland arbeiten oder als gut ausgebildete Fach- und Führungskräfte in ihre Heimatländer zurückkehren, ist eine persönliche Entscheidung, die wir respektieren müssen. Deutschland profitiert von beiden", sagte DAAD-Präsidentin Margret Wintermantel der Deutschen Presse-Agentur. "Denn die ausländischen Absolventen, die in ihre Länder gehen, sprechen unsere Sprache, viele von ihnen arbeiten dort für deutsche Firmen und halten lebenslang Kontakt."

Nach vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes lag die Zahl aller ausländischen Studierenden im Wintersemester 2014/15 bei fast 320 000 - mehr als eine Verdoppelung seit 1996. Die für 2020 von der Politik gesetzte Zielmarke liegt bei 350 000. Den Statistikern zufolge gab es 2014 gut 107 000 ausländische Studienanfänger an deutschen Hochschulen, so viele wie nie zuvor.

Doch 41 Prozent brechen der Studie zufolge ihr Studium ab, und von den Erfolgreichen bleiben nach Studienabschluss nur rund 44 Prozent in Deutschland. Laut Stifterverband und McKinsey könnten bei gleichbleibenden Bildungsausgaben dem deutschen Arbeitsmarkt jährlich rund 10 000 Fachkräfte mehr zur Verfügung stehen - dazu müsse aber die Abbrecherquote auf das Niveau der deutschen Studienanfänger (unter 30 Prozent) gesenkt und die Verbleibquote aller Ausländer auf das Niveau von EU-Ausländern in Deutschland (52 Prozent) gesteigert werden.

Wintermantel empfahl: "Wenn wir langfristig Freunde für Deutschland gewinnen und das Potenzial der ausländischen Studienanfänger in Deutschland ausschöpfen wollen, müssen wir unsere Programme zur Betreuung und Stärkung der Willkommenskultur ausweiten." Der überwiegend vom Bund finanzierte DAAD fördert jährlich weltweit über 100 000 deutsche und internationale Studierende und Wissenschaftler.

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