Allianz verabschiedet sich von der Kohle

München · Der Versicherungsriese Allianz zieht sich aus seinem milliardenschweren Investment in Kohleenergie zurück. Wenige Tage vor dem Klimagipfel in Paris verkündete der Konzern einen Kurswechsel in seiner Anlagestrategie und erntete dafür Zustimmung von den Grünen.

 Der neue Allianz-Chef Oliver Bäte will Europas größten Versicherer in den kommenden Jahren auf mehr Gewinn trimmen. Foto: Andreas Gebert

Der neue Allianz-Chef Oliver Bäte will Europas größten Versicherer in den kommenden Jahren auf mehr Gewinn trimmen. Foto: Andreas Gebert

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Verantwortungsvolle Firmenpolitik setze auf die Nutzung erneuerbarer Energien, sagte Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter. "Bei anderen Konzernen, Banken und Fonds wächst jetzt zu Recht die Sorge, auf ihren Investitionen in Kohle, Erdöl und Erdgas sitzen zu bleiben."

Die Allianz will den Rückzug unmittelbar angehen. "Wir werden nicht mehr in Bergbau- und Energieunternehmen investieren, die mehr als 30 Prozent ihres Umsatzes beziehungsweise ihrer Energieerzeugung aus Kohle generieren", sagte Chefinvestor Andreas Gruber dem ZDF-Magazin "Frontal 21". Dieser Schritt solle die Verhandlungen in Paris unterstützen und ein Zeichen "an unsere Branche und an die Kapitalmärkte" sein.

Entsprechende Aktien werden demnach innerhalb der kommenden sechs Monate verkauft, Anleihen nicht verlängert. Das Gesamtvolumen des Kohle-Ausstiegs liegt bei rund vier Milliarden Euro - der Großteil steckt nach Angaben eines Sprechers in Anleihen. Die Allianz ist mit Kundengeldern von mehr als 600 Milliarden Euro einer der größten Anleger am Kapitalmarkt.

Der Schritt dürfte auch den Druck auf andere Unternehmen erhöhen, sich von dem Energieträger Kohle zu verabschieden, der als besonders umweltschädlich gilt. Im vergangenen Jahr hatten bereits die Nachfahren des US-Öltycoons John D. Rockefeller mit der Ankündigung für Aufmerksamkeit gesorgt, sich mit ihrem Investmentfonds aus den fossilen Energien zurückzuziehen. Und im Juni hatte das norwegische Parlament beschlossen, dass der staatliche Pensionsfonds - in Deutschland an den Energiekonzernen RWE und Eon beteiligt - nicht mehr in Geschäfte mit Kohle investieren soll.

In den vergangenen Jahren hatte die Allianz ihr Geld bereits verstärkt in erneuerbare Energien gesteckt. Der Versicherer besitzt inzwischen zahlreiche Wind- und Solarparks in Deutschland, Frankreich, Italien, Schweden und Österreich. Vor wenigen Monaten überstiegen die Investments in erneuerbare Energien erstmals die Marke von 2,5 Milliarden Euro. Entscheidend für die Allianz ist dabei allerdings auch die Rendite, die mit fünf bis sechs Prozent höher liegt als viele andere Investments.

Der neue Allianz-Chef Oliver Bäte will Europas größten Versicherer in den kommenden Jahren auf mehr Gewinn trimmen. Von 2016 bis 2018 solle der Gewinn je Aktie jährlich im Schnitt um fünf Prozent wachsen, teilte der Dax-Konzern in München mit. Dazu baut er auf eine umfassende Digitalisierung der Geschäftsprozesse. Wichtige Messgröße soll die Weiterempfehlung der Allianz durch ihre Kunden sein.

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