Sparen mit Weitblick - Am 30. Oktober ist Weltspartag

Berlin · Reich wird man selten über Nacht. Nur wer über die Jahre hinweg regelmäßig Geld beiseitelegt, kann ein Vermögen aufbauen. Daran will der Weltspartag seit 1925 jährlich erinnern. Aber bringt das Sparen angesichts der niedrigen Zinsen überhaupt etwas?

 Früh übt sich: Langfristig können Sparer trotz niedriger Zinsen mit den richtigen Produkten durchaus ein Vermögen aufbauen. Foto: Silvia Marks

Früh übt sich: Langfristig können Sparer trotz niedriger Zinsen mit den richtigen Produkten durchaus ein Vermögen aufbauen. Foto: Silvia Marks

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Eigentlich geht es uns gut. Zumindest finanziell. Zu dieser Erkenntnis muss man jedenfalls kommen, wenn man einen Blick auf die Studie des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) zum Weltspartag (30. Oktober) wirft. Insgesamt verfügten die Bundesbürger demnach Ende 2013 über ein finanzielles Vermögen in Höhe von 5153 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahr war dies ein Anstieg um 4 Prozent beziehungsweise um 200 Milliarden Euro.

Zusätzlich hatten die Bundesbürger ein Sachvermögen in Höhe von 7545 Milliarden Euro, wobei der überwiegende Teil davon auf Wohnimmobilien entfällt. Rein rechnerisch lag das Vermögen bei jedem der privaten Haushalte Ende 2013 damit bei 272 000 Euro - bei durchschnittlicher Verschuldung pro Haushalt von rund 38 600 Euro.

Die Zahlen sehen aber nur auf den ersten Blick imposant aus. Das Vermögen ist nicht gleichmäßig verteilt. So gibt es viele wohlhabende Haushalte in Deutschland, aber auch viele, in denen die Mittel eher knapp sind. Sparen macht also durchaus Sinn, findet Burkhard Wagner. Und zwar auch, wenn die Rendite in Zeiten niedriger Zinsen oft mager ausfällt. "Unabhängig von den jeweils entstehenden Zinssätzen bieten finanzielle Rücklagen Flexibilität und Sicherheit", erklärt der Vorstand der Partners Vermögensmanagement AG.

Allerdings ist laut BVR die Sparquote - also das Verhältnis von Sparsumme und verfügbarem Einkommen - seit einigen Jahren rückläufig. Im Zuge der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) sank der Anteil des Sparbetrages am verfügbaren Einkommen von 10,5 Prozent 2008 auf 9,1 Prozent 2013. Aktuell liegt die Sparquote bei 9,2 Prozent. Bis 2025 rechnet der Verband mit einem Rückgang auf unter 7 Prozent.

"Diese Entwicklung führt langfristig zu einem lachenden und einem weinenden Auge", sagt Wagner. "So freut sich die Industrie - und hier vor allem der Mittelstand und das örtliche Handwerk - über die wiederentdeckte Konsumlust vieler Deutschen." Allerdings seien langfristig die negativen Auswirkungen einer extrem niedrigen Sparquote bei der gegebenen demografischen Entwicklung absehbar. Im Alter könnte es für viele ohne ausreichende Rücklagen deshalb finanziell eng werden. Private Vorsorge sei daher wichtig.

Doch wenn es um die Vermögensbildung geht, agieren viele Bundesbürger vorsichtig. Laut BVR bleiben die Banken bei der Geldanlage eine zentrale Adresse. Sichteinlagen wie Tagesgeldkonten waren besonders beliebt. Insgesamt lag der Mittelzufluss 2013 mit 103,6 Milliarden Euro auf einem neuen Rekordhoch - und das trotz vergleichsweise niedriger Zinsen. "Grund für den anhaltend hohen Zuspruch dürfte die immer noch ausgeprägte Risikoscheue der Anleger sein", so der BVR.

Anderseits gehen Verbraucher aber oft auch hohe Risiken ein. "Es gibt viele Anleger, die zu Produkten mit hohen Zinsversprechen greifen", sagt Uwe Eilers, Vorstand der Geneon Vermögensmanagement AG. "Nur so konnte zum Beispiel Prokon weit über eine Milliarde Euro von den Privatanlegern einsammeln."

Das Problem dahinter: "Privatanleger suchen beides, hohe Zinsen und hohe Sicherheit, finden aber aktuell immer nur das eine: entweder hohe Zinsen und entsprechendes Risiko oder niedrigste Zinsen bei nominaler Sicherheit", erklärt Andreas Böker von der Vermögensberatung Böker & Paul AG. "Faktisch verlieren die Anleger durch den negativen Realzins seit einigen Jahren kontinuierlich an Vermögen."

Offenbar haben dies auch viele Anleger inzwischen erkannt. Denn laut BVR verzeichneten Spareinlagen und Sparbriefe 2013 Abflüsse. Spareinlagen verloren 8,7 Milliarden Euro, Sparbriefe 16,1 Milliarden Euro. Investmentfonds waren der Gewinner: Insgesamt 20,3 Milliarden Euro investierten die Haushalte, 2012 waren es nur 200 Millionen.

Wer nur wenig monatlich sparen kann, sollte in Aktiensparpläne investieren, da sind sich die Experten einig. "Ansparpläne in Indexfonds bieten - je nach Risikoneigung - hervorragende Anlagemöglichkeiten, langfristig Vermögen zu bilden", sagt Wagner.

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