Kalkuliertes Risiko - Strategien für Anleger

Frankfurt/Main · Lang ist es her, dass es fürs Geld auf dem Sparbuch satte Zinsen gab. Wer heutzutage als Anleger gute Renditen erzielen will, muss risikobereit sein. Doch wie?

 Bulle und Bär sind Symbole für die Auf- und Abwärtsbewegung an den Börsen. Das Risiko der Kursschwankungen sollten Anleger in Kauf nehmen. Foto: Frank Rumpenhorst

Bulle und Bär sind Symbole für die Auf- und Abwärtsbewegung an den Börsen. Das Risiko der Kursschwankungen sollten Anleger in Kauf nehmen. Foto: Frank Rumpenhorst

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Rendite zu erzielen, ist heute schwer. Schließlich werfen klassische sichere Geldanlagen wie das Tagesgeldkonto oder das Sparbuch kaum Zinsen ab. Vielen Sparern scheint das egal zu sein. Für ihre private Altersvorsorge investiert die Mehrheit Bundesbürger in eine eigene Immobilie (54 Prozent), fast die Hälfte nutzt einen Sparbuch (49 Prozent), wie eine repräsentative Umfrage von Forsa im Auftrag der Cosmosdirekt ergab.

Aktien oder Aktienfonds sind mit 27 Prozent weit weniger beliebt. Und nicht nur das: Viele Sparer Allein verkaufen ihre Papiere wieder. Allein in vergangenen Jahr trennten sich rund 600 000 Menschen von ihren Aktien oder Fonds, berichtet das Deutsche Aktieninstitut (DAI) in Frankfurt am Main. "Das Vertrauen in die Finanzbranche ist schwer erschüttert", hat Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen beobachtet.

In den vielen Krisen der vergangenen Jahre haben Anleger mit den unterschiedlichsten Produkten massenweise Geld verloren. Viele setzen daher auf Tages- oder Festgeld. Doch mit Zinssätzen von teilweise nur 0,8 Prozent ist das ein Verlustgeschäft - denn die Inflationsrate liegt derzeit bei 1,0 Prozent.

Das Problem: Manche Sparer lassen sich erneut von satten Rendite-Versprechen locken und investieren über Genussscheine in ein Unternehmen. Sie setzen also auf einen Mix aus Aktie und Anleihe. Doch mit dieser Anlageform können Sparer ganz danebengreifen.

Der Grund: Inhaber von Genussscheinen haben im Gegensatz zum Aktionär kein Stimmrecht. "Mit Genussscheinen beteiligt man sich - wie bei der Aktie - am Gewinn, aber auch am Verlust eines Unternehmens", sagt Julia Topar vom Bundesverband deutscher Banken in Berlin. Das Risiko reicht bis hin zum Totalverlust, sollte das Unternehmen Insolvenz anmelden. "Zinsen können gegebenenfalls auch ganz ausfallen", erläutert Gerrit Fey vom Deutschen Aktieninstitut.

Wer trotzdem auf Genussscheine setzt, sollte sich umfassend über das Unternehmen informieren. "Sparer sollten sich Bedingungen wie etwa Kündigungsfristen und Modalitäten bei Zinsausschüttungen der Anbieter genau angucken", rät Topar. Wie transparent ist das Unternehmen, welche Projekte sind geplant? "Insgesamt betrachtet ist der Erwerb von Genussscheinen eher etwas für erfahrene Anleger", betont Fey.

Aus Sicht von Oelmann sind Genussrechte sind "für die meisten Verbraucher keine geeignete Form der Geldanlage". Wer sein Vermögen streuen möchte, komme an Aktien letztlich kaum vorbei. Eine Faustregel: Diejenigen, die Risiken minimieren möchten, sollten keine Einzelaktien kaufen, sondern besser auf geeignete Aktienfonds setzen.

In jedem Fall sollten Sparer einen langen Anlagehorizont von mindestens zehn Jahren haben. Ähnlich sieht das auch Bankensprecheirn Topar: "Aktien sind, wenn man langfristig anlegt, gar nicht so unsicher." Sparer müssten sich mit dem Unternehmen beschäftigen, die Kurse der vergangenen Jahre anschauen, sich beraten lassen - und dann das Geld liegen lassen. "Über die Jahre werden Kursschwankungen oftmals gut abgefedert", so Topar. Besonders wer in Wertpapiere großer Unternehmen investiert, könne "nicht viel falsch machen".

"Aktien sind attraktiv - sie werden häufig nur nicht so empfunden", meint auch Fey. Er fordert in dem Zusammenhang eine Verbesserung der ökonomischen Allgemeinbildung. Ein Weg hierhin sei ein Schulfach Ökonomie an allen allgemeinbildenden Schulen. Den Menschen müsse vermittelt werden, wie Rendite und Risiko zusammenhängen und was schon regelmäßige kleine Renditeunterschiede über einen langen Anlagezeitraum für das Endvermögen ausmachen. "Außerdem lernen die Menschen dadurch, in der Anlageberatung die richtigen Fragen zu stellen und sind entsprechend weniger anfällig für übertriebene Versprechungen, vor allem auf dem grauen Kapitalmarkt."

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