Die Lücke schließen - Pflegetagegeldversicherung im Test

Berlin · Pflege kostet Geld. Zwar kommt die gesetzliche Pflegeversicherung für einen Teil der Kosten auf. "Doch vor allem für die Menschen, die nicht auf private Pflege durch Angehörige zurückgreifen können, bleibt eine große Pflegelücke", erklärt Heinz Landwehr, Chefredakteur der Zeitschrift "Finanztest".

 Pflege kostet Geld. Damit die finanzielle Belastung nicht zu groß wird, können Verbraucher mit einer Pflegetagegeldversicherung vorsorgen. Foto: Caroline Seidel

Pflege kostet Geld. Damit die finanzielle Belastung nicht zu groß wird, können Verbraucher mit einer Pflegetagegeldversicherung vorsorgen. Foto: Caroline Seidel

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Je nach Pflegestufe müssen zwischen 540 und 2000 Euro aus eigener Tasche gezahlt werden. "Diese Rechnung kann im Einzelfall natürlich anders aussehen", sagt Landwehr. "Sie gibt aber eine realistische Orientierung, auf was sich Menschen einstellen müssen, die für ihre Pflegekosten vorsorgen wollen."

Schließen können Verbraucher diese Lücke mit einer Pflegetagegeldversicherung. Die Warentester nahmen für die aktuelle "Finanztest"-Ausgabe (Heft 5/2015) 88 Tarife von 29 Anbietern unter die Lupe. 31 der getesteten Tarife waren ohne staatliche Förderung, bei 29 Tarifen handelte es sich um sogenannte geförderte Pflege-Bahr-Tarife, und 28 Tarife waren Kombiangebote.

Eine wichtige Erkenntnis: Die reinen Pflege-Bahr-Tarife reichen in keinem Fall über alle Pflegestufen hinweg aus, um die Lücke zu schließen. Sie sind eher für Menschen mit Vorerkrankungen geeignet, die sonst vermutlich keine Pflegezusatzversicherung abschließen könnten. Bei der Bewertung wurden sie daher auch außen vor gelassen. Von den übrigen Tarifen wurden 5 Angebote mit "sehr gut" und 78 mit "gut" bewertet. Der Rest wurde mit "befriedigend" eingestuft.

Die Höhe der monatlichen Beiträge der bewerteten Tarife hängt unter anderem vom Eintrittsalter ab. So zahlt ein 45-jähriger Kunde im Schnitt rund 56 Euro monatlich für einen "sehr guten" Vertrag. Die Leistungen liegen hier je nach Tarif und Pflegestufe zwischen 540 Euro und rund 3030 Euro. Ein 55-jähriger Kunden muss für einen "sehr guten" Vertrag bereits etwa 87 Euro monatlich zahlen. Dafür bekommt er im Pflegefall zwischen 495 Euro und 1650 Euro.

Doch ist es sinnvoll, eine Pflegetagegeldversicherung möglichst früh abzuschließen? "Jüngere Interessenten könnten eine gute Absicherung zwar zu einem weitaus günstigeren Beitrag bekommen", sagt Projektleiterin Sabine Baierl-Johna. Die voraussichtliche Vertragslaufzeit zieht sich dann vielleicht über viele Jahre hin. "Oft ist in jungen Jahren noch gar nicht absehbar, ob die Beiträge dauerhaft gezahlt werden können." Doch genau das ist nach Ansicht der Experten wichtig. Der Grund: Wird der Vertrag gekündigt, verlieren Kunden das eingezahlte Geld und sind im Pflegefall ohne Schutz.

Außerdem ist eine Pflegetagegeldversicherung zwar sinnvoll. Die wichtigste Police ist sie nach Ansicht der Experten aber nicht. "Eine private Haftpflichtversicherung und je nach Lebenslage eine Risikolebensversicherung für den Schutz der Familie haben Vorrang", sagt Landwehr. Auch für das Alter vorzusorgen, ist im Zweifel erstmal wichtiger.

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