Ab Januar sinken die Zinsen für Lebensversicherungen

Hamburg · Am 1. Januar 2015 sinkt der Garantiezins bei Lebens- und Rentenversicherungen von 1,75 auf 1,25 Prozent. Lohnt es sich, in diesem Jahr noch schnell eine Police abzuschließen? Verbraucherschützer warnen vor übereilten Schritten.

 Bald gibt es für Lebensversicherungen weniger Garantiezinsen. Verbraucher sollten sich davon aber nicht unter Druck setzen lassen. Foto: Andrea Warnecke

Bald gibt es für Lebensversicherungen weniger Garantiezinsen. Verbraucher sollten sich davon aber nicht unter Druck setzen lassen. Foto: Andrea Warnecke

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Ein Haus im Grünen, die Familie finanziell abgesichert und genug Geld für Reisen - wer träumt nicht davon, den Lebensabend in Ruhe zu genießen? Doch die Realität sieht oft anders aus. Ein Grund ist die Lage am Kapitalmarkt. "Die Altersvorsorge wird immer schwieriger, weil es immer weniger Zinsen gibt", sagt Bianca Boss vom Bund der Versicherten (BdV) in Henstedt-Ulzburg bei Hamburg.

Im kommenden Jahr wird nun auch der Garantiezins für Kapitallebensversicherungen von 1,75 Prozent auf 1,25 Prozent gesenkt. Davon betroffen sind Verträge, die ab dem 1. Januar 2015 abgeschlossen werden. "Bei Altverträgen ändert sich nichts", sagt Elke Weidenbach von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Wer eine Versicherung besitzt, sollte diese also nicht gleich kündigen.

Anders sieht es für diejenigen aus, die noch keine Altersvorsorge haben. Viele überlegen, ob sie noch in diesem Jahr einen Vertrag abschließen sollen, um vom aktuellen Garantiezins zu profitieren. Diese Verunsicherung machten sich einige Versicherer zunutze, sagt Theo Pischke von der Stiftung Warentest: "Viele Vermittler ziehen jetzt los, machen den Leuten Angst und sagen, man muss schnell noch etwas abschließen." Für Pischke wäre das ein großer Fehler: "Bei der Altersvorsorge sollte man gar nichts schnell über das Knie brechen."

Pischke bewertet die Kapitallebensversicherung grundsätzlich kritisch: "Sie ist einfach zu intransparent und zu teuer." Von den Beiträgen ziehen die Versicherer einen Teilbetrag für den Todesfallschutz, die Verwaltungs- und die Abschlusskosten ab. Die Versicherer müssen angeben, welche Kosten der Versicherte trägt und welche Beträge in den Spartopf fließen. In der Praxis sei das nicht immer ersichtlich, beklagt Pischke: "Oft ist das verklausuliert dargestellt."

Die Kosten hingen insbesondere von der Vertragsdauer, dem Alter des Versicherten, dem Rechnungszins und dem Vertriebsweg ab, erklärt Hasso Suliak vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Durchschnittlich dürften etwa zehn Prozent des Beitrags für den Risikoschutz und zehn Prozent für die Kosten verwendet werden.

Die genaue Kostenverteilung soll im kommenden Jahr transparenter werden: "Das Lebensversicherungsreformgesetz sieht vor, dass Verträge ab dem 1. Januar eine Kennzahl zur effektiven Kostenbelastung enthalten", sagt Suliak. Dadurch könnten Verbraucher erkennen, wie sich die Kosten auf die Rendite einer Versicherungspolice auswirken.

Elke Weidenbach von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen sieht das Modell der Kapitallebensversicherung aber nicht nur wegen der intransparenten Kosten skeptisch: "Da ist das Kapital über Jahrzehnte gebunden, und dem Anleger geht die Flexibilität verloren." Gerade in Zeiten niedriger Zinsen sei das unrentabel.

Trotz des Garantiezinses ist es für die Versicherten schwierig, zu ermitteln, wieviel Geld ihnen am Ende der Laufzeit ausgezahlt wird. Denn zusätzlich zu den garantierten Zinsen erhalten sie bei einer privaten Rentenversicherung oder einer Kapitallebensversicherung eine freiwillige Überschussbeteiligung sowie einen Schlussüberschuss.

Über die Höhe der Überschüsse entscheiden die Versicherer jedes Jahr neu. Deshalb sei es wichtig, realistisch zu kalkulieren, erklärt Pischke: "Viele Kunden, die vor Jahren einen Vertrag abgeschlossen haben, haben mit dem gerechnet, was ihnen der Versicherer an Überschüssen prognostiziert hat."

Diese Überschüsse seien zum Teil aber zurückgegangen. "Diese Kunden haben jetzt eine Finanzierungslücke bei ihrer Altersvorsorge, weil sie falsch geplant haben", sagt Pischke und fügt hinzu: "Wenn man die Kosten berücksichtigt, und wenn man sich dann klar macht, dass oft weit weniger als ein Prozent Verzinsung übrig bleibt, sollte man besser anders für das Alter vorsorgen."

Literatur:

Isabell Pohlmann: "Der Renten-Fahrplan: Früher aufhören, richtig planen, mehr rausholen", Stiftung Warentest, ISBN-13: 978-3-86851-365-3, 18,90 Euro

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