Schickedanz-Prozess Unterstützung vom Ehemann

KÖLN · Leo Herl stützt die Vorwürfe der Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz. In dem Prozess geht es um 1,9 Milliarden Euro.

Ein bisschen fremdelt Richter Stefan Singbartl mit Saal 112 im Kölner Landgericht. Der Vorsitzende der 21. Zivilkammer muss sich erst mit der Mikrofon-Anlage vertraut machen. Normalerweise verhandele er in kleinen Sälen und brauche keine Verstärker-Anlage. Gestern hatte schon Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz, die sich beim Niedergang von Arcandor um ihr Vermögen gebracht sieht, sechs Anwälte entsandt. Selbst war sie nicht anwesend. Sie verlangt Milliarden Euro Schadenersatz von 14 Beklagten, darunter Sal. Oppenheim, Ex-Verantwortliche der Bank sowie der Immobilienentwickler Josef Esch, der als einziger Beklagter anwesend war. 17 Anwälte haben die Beklagten aufgeboten.

Bei der Beweisaufnahme geht es um den so genannten ADG-Kredit. Mit ihm hat Schickedanz Aktien von KarstadtQuelle, wie Arcandor zuvor hieß, gekauft. Das Geld hatte sich die ADG selbst von Sal. Oppenheim geliehen, Bankeigner und Esch-Firmen bürgten für diesen Kredit.

Diese Aktien will Schickedanz nur als Strohfrau gekauft haben, sie habe nicht haften sollen. Ihr Ehemann Leo Herl (71), langjähriges Aufsichtsratsmitglied bei Arcandor und mit einer Generalvollmacht seiner Frau ausgestattet, stützte gestern diese Version. Er hätte zwar ein Zeugnisverweigerungsrecht, will aber aussagen und ist gründlich vorbereitet. Dabei habe ihm niemand geholfen. "Ich bin mir meiner Pflichten als Zeuge bewusst", so Herl.

Seine Frau habe schon 2004 keine Aktien des Handelskonzerns mehr kaufen wollen, vielmehr habe sie sich von Anteilen - sie war mit einem Anteil von 30,66 Prozent Großaktionärin - trennen wollen. Das habe sie Esch, ihrem Vermögensverwalter, auch klar mitgeteilt. Aber Esch, den Herl als treibende Kraft darstellt, habe Anfang 2005 die Idee an sie herangetragen, dass sie als Strohfrau Aktien kauft, ohne Risiko für sie. Sie seien davon ausgegangen, dass dies mit der Bank abgestimmt gewesen sei. Die angebliche Idee: Schickedanz, die Bank oder ihr nahestehende Personen und ein Finanzinvestor halten jeweils ein Drittel der Aktien. Dann drängen sie die freien Aktionäre aus der Gesellschaft und heben stille Reserven. Für ihre Dienste als Strohfrau habe sie einen Teil des Erlöses erhalten sollen. So soll das in zwei Treffen im März 2005 verabredet und am 3. April dann schriftlich fixiert worden sein. Herl und Schickedanz unterschrieben ein Dokument am Flughafen Rotterdam, das als Rotterdam-Papier bekannt wurde.

Die Schilderung Herls deckt sich nicht immer mit Dokumenten, die Singbartl ihm vorhält. Da ist ein Nachtrag zum ADG-Vertrag, in dem sich die Darlehensnehmerin unabhängig vom Verkaufserlös der Aktien zur Rückzahlung des Darlehens verpflichtet. Und Ende September 2008 stellt sie auch weitere Sicherheiten und unterschreibt entsprechende Papiere auf dem Flughafen Köln/Bonn.

Esch habe betont, er gelte, was verabredet worden sei, so Herl. Nur eine Papierlage. habe geschaffen werden müssen. In drei weiteren Sitzungen soll der Sachverhalt geklärt werden. Unter anderem sagt Thomas Middelhoff, Vorsitzender des Aufsichtsrats und dann des Vorstands von Arcandor, aus. Schickedanz muss beweisen, dass sie nicht haften sollte. Das stellte Singbartl zu Prozessbeginn klar.

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