Commerzbank peilt Trendwende für 2016 an

Frankfurt/Main · Die Commerzbank schiebt nach einem weiteren Krisenjahr die Hoffnung auf bessere Zeiten auf die lange Bank. "Unser Ziel ist das Jahr 2016.

 Die Uhr an einer Commerzbank-Filiale in Hannover steht auf "Fünf vor Zwölf". Foto: Julian Stratenschulte

Die Uhr an einer Commerzbank-Filiale in Hannover steht auf "Fünf vor Zwölf". Foto: Julian Stratenschulte

Foto: DPA

Wir wollen keine Schnellschüsse, wir wollen die Bank wieder nachhaltig erfolgreich machen. Und das wird uns auch gelingen", sagte Konzernchef Martin Blessing bei der Bilanzvorlage am Freitag in Frankfurt. Allerdings werde auch das laufende Jahr nicht einfach werden: "2013 wird das Jahr des Umbaus. Und dieser Umbau wird Kraft, Geld und Zeit kosten." Mit einem Plus von mehr als zwei Prozent zählte die Aktie am Nachmittag aber zu den Gewinnern im Dax.

Blessing verteidigte den geplanten Abbau von 4000 bis 6000 Vollzeitstellen bis zum Jahr 2016. Er bestätigte Betriebsratsangaben, wonach im Privatkundengeschäft 1800 bis 3400 Stellen auf der Kippe stehen. Die Anpassung der Personalstruktur sei "leider notwendig", sagte Blessing: "Die Rahmenbedingungen sprechen eine klare Sprache."

Zur Begründung führte er das niedrige Zinsniveau, den Trend zum Onlinebanking und die "ökonomische Situation der Bank" an. In Bereichen mit Wachstumspotenzial" werde gleichzeitig investiert, etwa in der Mittelstandsbank. Nach letzten Angaben beschäftigt die Bank weltweit gut 56 000 Mitarbeiter.

Probleme hat der teilverstaatlichte Dax-Konzern nach wie vor insbesondere im wichtigen Privatkundengeschäft. Der Vorsteuergewinn in diesem Segment sank im Schlussquartal auf 30 (Vorjahreszeitraum: 140) Millionen Euro und damit auf den niedrigsten Wert seit dem Jahresende 2010. Über das Jahr gesehen hat sich Vorsteuergewinn im Privatkundengeschäft nahezu halbiert: auf 245 (476) Millionen Euro. Ein Drittel davon steuerte die Onlinetochter Comdirect bei.

Im ersten Halbjahr soll das Onlinebanking ausgebaut werden, für das zweite Halbjahr 2013 sind erste Spezialistenfilialen - zum Beispiel mit einem Fokus auf Baufinanzierung oder Wertpapiergeschäfte - geplant. Blessing bekräftigte, dass keine Filialen geschlossen werden sollen.

Zuversichtlich stimmt den Vorstand, dass im vergangenen Jahr 236 000 zusätzliche Kunden gewonnen werden konnten. Allein im vierten Quartal hätten sich die Einlagen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um neun Milliarden Euro erhöht. Im Gesamtjahr habe in der Filialbank das Neugeschäftsvolumen - Einlagen, Wertpapiere, Kredite - um 11 Milliarden auf mehr als 15 Milliarden Euro zugelegt. Der Konzern bediene inzwischen etwa 16 Millionen Kunden. Das vierte Quartal 2012 brachte insgesamt mit 716 Millionen Euro Verlust tiefrote Zahlen, im Gesamtjahr erreichte die deutsche Nummer zwei mit einem Mini-Überschuss von 6 (Vorjahr: 638) Millionen Euro gerade noch die Gewinnzone. Weil die Werte schlechter ausfielen als erwartet, hatte die Bank sie schon am 4. Februar veröffentlicht. Abschreibungen auf Steueransprüche und Belastungen durch den Verkauf der Bank Forum in der Ukraine fraßen operative Gewinne fast auf.

Die Commerzbank stellt sich auf weiter anziehende Kreditausfälle ein, die Risikovorsorge werde 2013 leicht steigen. 2012 legte die Bank 1,66 Milliarden Euro zurück - ein Fünftel mehr als im Vorjahr.

Blessing verzichtet wegen des Gewinneinbruchs und des anstehenden Stellenabbaus - der nach Einschätzung des Managements in diesem Jahr rund 500 Millionen Euro kosten wird - auf seinen Bonus für das abgelaufene Geschäftsjahr. Konzernweit wurden die variablen Vergütungen um gut 17 Prozent auf 318 Millionen Euro gekappt.

Die Gehaltsgrenze von jährlich 500 000 Euro, die die Bank für ihre Vorstände wegen der Staatshilfe einziehen musste, gilt für 2012 allerdings nicht mehr, weil der Großteil der Stillen Einlage des Bundes von gut 16 Milliarden Euro inzwischen zurückgezahlt ist. Damit steht Blessing für 2012 ein Festgehalt von 1,3 Millionen Euro zu.

Die Aktionäre gehen im fünften Jahr in Folge leer aus: Für 2012 gibt es wieder keine Dividende. Dagegen will das kurz nach der Dresdner-Übernahme und mitten in der Finanzkrise mit Steuergeldern gestützte Institut erstmals Zinsen auf die verbliebenen 1,6 Milliarden Euro Rettungsgelder des Bundes zahlen: 150 Millionen Euro.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort