Konjunkturaufschwung spürbar abgeschwächt Chinas Wirtschaft wächst langsamer

PEKING · Seit Wochen kursiert unter Ökonomen in China diese Zahl, nun ist sie offiziell: Der chinesische Ministerpräsident Li Keqiang hat zum Auftakt des diesjährigen Volkskongresses das Wachstumsziel gesenkt.

Um nur noch "etwa sieben Prozent" werde Chinas Wirtschaft in diesem Jahr wachsen, verkündete der Premier gestern in seinem Rechenschaftsbericht vor den knapp 3000 Delegierten in der Großen Halle des Volkes. Der Weltwirtschaft fehle der Schwung, rechtfertigte Li das niedrigste Wachstumsziel der chinesischen Führung seit immerhin elf Jahren.

Um die Wirtschaft anzukurbeln, kündigte Li an, dass die Regierung für das laufende Jahr die Investitionen in die Infrastruktur um weitere 20 Milliarden auf dann 477 Milliarden Yuan erhöhen werde (rund 68 Milliarden Euro).

Kurzfristigen Konjunkturhilfen erteilte Li hingegen eine Absage. Er versicherte, das Wachstumsziel berücksichtige, "was notwendig und was möglich ist". Das jährliche Haushaltsdefizit soll nur geringfügig von 2,1 im vergangenen auf 2,3 Prozent der Wirtschaftsleistung in diesem Jahr steigen.

Angesichts der schwächeren Wachstumserwartungen sehen einige Kommentatoren bereits wirtschaftlich düstere Zeiten auf China zukommen. Der US-amerikanische Ökonom Gordon Chang warnt schon seit einiger Zeit vor einer "harten Landung".

Danny Quah, Ökonomieprofessor an der London School of Economics, weist daraufhin, dass die chinesische Wirtschaft mit einer Wachstumsrate von 7,4 Prozent im vergangenen Jahr sogar einen höheren Zuwachs erzielt hat als vor neun Jahren. Damals lag der Anstieg bei zwölf Prozent.

Quah betrachtet das tatsächlich erzielte Bruttoinlandsprodukt (BIP) und die absolute Veränderung. 2005 lag das BIP bei 2,3 Billionen US-Dollar; das Plus von zwölf Prozent entsprach 274 Milliarden Dollar. Bei einem Plus von sieben Prozent werde die Volksrepublik in diesem Jahr eine um 790 Milliarden Dollar höhere Wirtschaftsleistung erbringen als im Vorjahr, in absoluten Zahlen drei mal so viel wie 2005. Würde Chinas Wirtschaft bei ihrer heutigen Größe mit zwölf Prozent wachsen, käme es auf den Rohstoffmärkten weltweit zu gravierenden Engpässen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort