Knipsen wie die Großen: Fototipps für Kinder

Berlin · Die Welt sieht durch die Linse eines Fotoapparats ganz anders aus. Um diese kreative Erfahrung zu machen, dürfen auch Kinder schon mit einer Kompaktkamera fotografieren. Spezielle Apparate sind dagegen selten ein guter Einstieg in die Welt der Bilder.

 Andere Perspektive: Kinder nehmen die Welt anders wahr - und fotografieren sie auch so. Foto: Silvia Marks

Andere Perspektive: Kinder nehmen die Welt anders wahr - und fotografieren sie auch so. Foto: Silvia Marks

Foto: DPA

Niedlich sind sie, schön bunt auch. Kinderkameras sollen außerdem durch ihre dicken Plastikgehäuse bruchfester sein als normale Fotoapparate, versprechen die Hersteller. Wenn die Kleinen knipsen, muss es aber nicht unbedingt eine spezielle Kinderkamera sein, sagen Experten - nur eine für Kinder geeignete.

Stefan Möllenhoff von "Heise Online" ist von der Leistung der Kinderkameras zum Beispiel nicht wirklich überzeugt. Die Auflösung bewegt sich meistens zwischen 1,5 bis 4 Megapxieln, sagt er - ein Niveau, das bei normalen Kameras vor fünf bis zehn bis Jahren üblich war. "Damit macht man seinem Kind nicht viel Freude." Einen Blitz oder einen Zoom sucht man bei Kinderkameras meist vergebens, auch ein Display haben nur wenige, kritisiert der Experte.

Er empfiehlt für den Nachwuchs eher eine normale, aber wasserdichte und stoßfeste Kompaktkamera. "Die kann man auch mal über Nacht im Garten liegen lassen, ohne dass sie kaputt geht", sagt Möllenhoff. Solche Modelle seien nicht viel teurer als die Kinderkameras, aber so ausgestattet, dass sie viele Jahre attraktiv blieben - beispielsweise durch eine Videofunktion. Außerdem können Verbraucher vor dem Kauf die technischen Daten studieren. Bei Kinderkameras ist das oft nicht möglich. Stoßschäden lassen sich mit der Handschlaufe von Kameras relativ sicher umgehen.

Auch Constanze Clauß, Pressesprecherin des Photoindustrie-Verbands, rät eher zu einer sogenannten Outdoorkamera. Der Fotoapparat sollte nur nicht zu viele Knöpfe haben, und die kleinen Finger müssten an den Auslöser heranreichen. "Deshalb sucht man die Kamera am besten zusammen mit dem Kind aus", empfiehlt die Expertin.

Für größere Kinder darf es dann auch ein etwas teureres Modell mit mehr kreativem Spielraum und stärkerem Zoom sein. Begeisterte Nachwuchsfotografen ab ungefähr zwölf Jahren können sich, zum Beispiel zu Weihnachten, sogar eine kleine Systemkamera wünschen. Diese Geräteklasse ist noch nicht so schwer wie Spiegelreflexkameras, hat aber schon wechselbare Objektive.

Ein Tipp für sportliche Kinder sind kleine Actioncams, die auf einen Skihelm oder ans Fahrrad geschnallt werden können. Ganz günstig sind sie aber nicht: Die besten Kandidaten im jüngsten Actioncam-Test der Stiftung Warentest kosten mindestens 200 Euro, auch Systemkameras spielen mindestens in dieser Preisklasse.

Egal ob Kinder- oder normale Kamera: Wichtig sei vor allem, so Constanze Clauß, dass Eltern ihre Kinder beim Fotografieren nicht bevormunden oder gar Vorträge über den goldenen Schnitt oder andere ästhetische Regeln halten. "Es ist unglaublich spannend, wie Kinder sehen und was sie fotografieren", erklärt die Expertin. "Das sind oft Dinge, an denen wir Erwachsenen achtlos vorbei gehen." In dieser Kreativität sollten Eltern ihre Kinder nicht bremsen - sonst könnten sie die Freude am Fotografieren verlieren.

Unterstützung braucht der Nachwuchs eher beim Archivieren der Bilder, sagt Clauß: "Das Kind lebt im Hier und Jetzt und weiß noch nicht, welchen Wert eine Aufnahme haben kann." Deshalb könnten Speicherkarten verloren gehen oder Bilder aus Versehen gelöscht werden. Eltern sollten allerdings auch akzeptieren, wenn gerade etwas ältere Kinder ihnen nicht jede Aufnahme zeigen wollen.

Was Kinder und Jugendliche beim Knipsen sonst noch beachten sollten, steht in einem speziellen Internet-Ratgeber auf der Webseite Prophoto-Online.de. Hier findet sich unter anderem der Rat, auch einmal ungewöhnliche Perspektiven und Motive auszuprobieren: Kleinere Tiere muss man zum Beispiel nicht immer von oben ablichten, größere nicht von unten. Und auch bei Familienfotos ist ein strahlendes Lächeln keine Pflicht: Wenn Vater sich bei der Sportschau ärgert oder Mutter übers unaufgeräumte Kinderzimmer schimpft, sei das eben das echte Leben, das dokumentiert werden darf.

Technische Tipps zum Umgang mit Licht, zum Ausdrucken oder Bearbeiten von Bildern gibt der Ratgeber ebenfalls, dazu kommen Tipps für Weihnachtsgeschenke wie Fotokalender. Ist die eigene Kamera schon etwas älter, können Jugendliche sogar verrücktere Techniken wie Camera Tossing ausprobieren. Dabei wird die Kamera in die Luft geworfen, nachdem der Selbstauslöser eingeschaltet wurde. So entstehen lustige Zufallsbilder. Falls das Fangen nicht auf Anhieb klappt, nehmen Kinder und Jugendliche beim Camera Tossing aber besser eine Matratze als Unterlage.

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