Steinbrück fordert auf der CeBIT neue Gründerzeit in Deutschland

Hannover · SPD-Kanzlerkandidat Steinbrück will die Wirtschaft zukunftsfähig machen. Er fordert dafür eine neue Gründerzeit in Deutschland. Der Staat soll die Weichen dafür in Schulen und Betrieben stellen.

 SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück steht am Stand der Deutschen Telekom bei seinem Besuch auf der Computermesse CeBit in Hannover. Foto: Sebastian Kahnert

SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück steht am Stand der Deutschen Telekom bei seinem Besuch auf der Computermesse CeBit in Hannover. Foto: Sebastian Kahnert

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Deutschland braucht nach Auffassung von SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück eine neue Gründerzeit. Um in der immer schneller wachsenden IT-Wirtschaft nicht abgehängt zu werden, müsse der Staat aber Weichen stellen, sagte Steinbrück am Mittwoch auf der Computermesse CeBIT in Hannover. "Kein anderes Land ist prädestiniert wie wir, der Vorreiter dieser Industrie 4.0 zu sein", betonte Steinbrück.

Deutschland habe anders als viele andere Länder den Fehler der Deindustrialisierung nicht begangen und einen gesunden Mittelstand. Beim Ausbau von schnellen Breitbandanschlüssen, bei der Ausbildung und bei der Unterstützung junger Gründer seien aber größere politische Anstrengungen nötig.

Die Politik müsse den Rahmen schaffen, damit die deutsche Wirtschaft ihre gute Startposition nutzen könne, um Vorreiter der "vierten industriellen Revolution" zu werden. Mit seiner Forderung nach mehr Innovationseifer steht Steinbrück allerdings nicht alleine da. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) forderten auf der CeBIT eine "Gründungskultur".

Steinbrück sagte, dafür seien gut ausgebildete Fachkräfte und eine solide Infrastruktur nötig. Er hielt Merkel vor, dass ihre vor zwei Jahren verkündete Breitband-Offensive erfolglos sei. "Deutschland beim liegt Breitband-Ausbau dramatisch zurück - in der EU rangieren wir hinter Rumänien." Eine "smarte Regulierung" soll mehr private Investitionen in den Ausbau neuer Netze ermöglichen.

Die bisherige Ausbildung von IT-Fachleuten sei zudem mangelhaft. Viele Stellen in der Computer-Branche könnten heute schon nicht mehr besetzt werden. Deutschland sei aber nur mit Fachkräften erfolgreich, "die auf der digitalen Werkbank genauso geschickt sind wie auf der Drehmaschine." Schulen sollten technische und digitale Kenntnisse vermitteln. Angesichts des demografischen Wandels seien zudem bessere Voraussetzung für eine stärke Einbindung von Frauen in den Berufsalltag sowie für eine qualifizierte Zuwanderung wichtig.

Auch die deutsche Behörden-Mentalität müsse entstaubt werden, forderte Steinbrück. Das gelte nicht nur für die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse, sondern auch die Zulassung neuer Produkte, die in den USA schon früh auf den Markt drängten. In Deutschland werde es dagegen als Kulturbruch empfunden, wenn ein Produkt bei Markteinführung nicht zu 100 Prozent entwickelt und am besten TÜV-geprüft sei, erklärte Steinbrück.

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