Leiche von Studentin entdeckt Knochen und Kleidungsreste stammen von Tanja Gräff

TRIER · Nun herrscht traurige Gewissheit: Die Staatsanwaltschaft hat auf einer Pressekonferenz in Trier bestätigt, dass die gefundenen Knochen von Tanja Gräff stammen. Nach fast acht Jahren war die Leiche der vermissten Studentin gestern entdeckt worden.

 Polizisten stehen in der Nähe der Fundstelle an einem schwer zugänglichen Steilhang in Trier, wo bei Rodungsarbeiten am Morgen menschliche Knochen und Kleidungsstücke gefunden wurden.

Polizisten stehen in der Nähe der Fundstelle an einem schwer zugänglichen Steilhang in Trier, wo bei Rodungsarbeiten am Morgen menschliche Knochen und Kleidungsstücke gefunden wurden.

Foto: dpa

Update: Die sterblichen Überreste seien inzwischen fast vollständig geborgen. Knochen und Kleidungsreste seien nicht weit verstreut gewesen und in einem Umkreis von bis zu drei Metern gefunden worden. Zudem habe die Polizei ihr Handy, ihren Geldbeutel und ihren Studentenausweis gefunden.

Laut Oberstaatsanwalt Peter Fritzen habe gestern morgen ein Waldarbeiter den Schädelknochen der vermissten Studentin gefunden. Anschließend sei das Gelände durchsucht worden.

Laut Fritzen ist Tanja Gräff vermutlich von einem Felsen gestürzt und wurde nicht nachträglich an den Fundort gebracht. Er könne jedoch nicht sagen, ob die junge Frau gestürzt oder von dem Felsen gestoßen worden ist.

Laut Staatsanwalt Fritzen wird der Fall nun komplett von vorne aufgerollt. Es seien über die Jahre mehr als 2000 Hinweise bei der Staatsanwaltschaft eingegangen.

Polizei weist Kritik an Suche zurück

Polizeidirektor Franz-Dieter Ankner äußerte sich zudem zu den vorangegangenen Ermittlungen. Fehler bei den Ermittlungen könne er nicht erkennen. Einsatzkräfte hätten die Gegend um den Ort, an dem amMontag die sterblichen Überreste der 21-Jährigen gefunden wurden,mehrfach abgesucht und sich von dem Felsen abgeseilt.

Bis an den Fundort sei man aber nicht gelangt, weil die Vegetation dort zu dicht gewesen sei. Von unten sei die Fundstelle zudem nicht zu erreichen gewesen. "Wir hatten keinen Hinweis, dass sie da liegt",sagte der Leiter der Trierer Mordkommission, Christian Soulier.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun weiter wegen eines möglichen Tötungsdelikts. Staatsanwalt Fritzen hält es aber auch für möglich, dass Tanja gestürzt sei. Es sei jedoch zu früh, sich festzulegen.

Bei Rodungsarbeiten waren am Montagmorgen Knochen gefunden, bei denen es sich laut Polizei und Staatsanwaltschaft mit hoher Wahrscheinlichkeit um die sterblichen Überreste der vermissten Studentin handelt.

Die damals 21-Jährige war bei einem Fest an der Fachhochschule Trier verschwunden. Umfangreiche Suchaktionen blieben ohne Erfolg. Die Polizei ging davon aus, dass die junge Frau Opfer eines Gewaltverbrechens geworden war.

Neben den Knochen fanden die Ermittler an einem von Bäumen und Hecken überwucherten Steilhang Schuhe, Bekleidung und persönliche Gegenstände. Der Fundort liegt in der Nähe der Hochschule.

Wie die Frau zu Tode kam, ist noch unklar. Bislang gingen die Ermittler davon aus, dass sie einem Gewaltverbrechen zum Opfer fiel.

Nach Angaben des Leitenden Oberstaatsanwaltes Peter Fritzen gehe es nun zunächst darum, Fakten zusammenzustellen. "Für eine Bewertung des Ganzen ist es noch viel zu früh", sagte er am Dienstag in Trier.

Chronologie: Die lange Suche nach Tanja Gräff

Seit die Studentin im Juni 2007 verschwand, suchten Polizei, Eltern und Freunde nach Tanja Gräff. Doch selbst Fernsehsendungen und ein Appell an den mutmaßlichen Mörder brachten keine Ergebnisse - bis nun Knochen gefunden wurden, bei denen es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um die sterblichen Überreste der jungen Frau handeln soll.

7. Juni 2007: Tanja Gräff verschwindet im Alter von 21 Jahren bei einem Sommerfest an der Fachhochschule Trier spurlos.

13. Juni 2007: Die Polizei sucht weiter nach der vermissten Studentin. Die Wahrscheinlichkeit, sie lebend zu finden, schwinde aber mit jedem Tag, sagt der Chef der Sonderkommission. Er geht von einem Verbrechen aus.

27. September 2007: Der Fall ist Thema in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY ... ungelöst". Eine heiße Spur ergibt sich nicht. Hinweise gehen auch zu einem Auto ein, dessen Fahrer ein unbekannter Begleiter sein könnte, mit dem Gräff die Party verlassen haben soll.

27. November 2007: Die Polizei startet mehrere Suchaktionen, darunter an einem See in Luxemburg. 62 Taucher aus drei Ländern und Sonarspezialisten erkunden das Gewässer in einem dreitägigen Großeinsatz. Der Einsatz verläuft ergebnislos.

21. März 2008: Die Eltern der Studentin wenden sich mit einem öffentlichen Appell an den möglichen Mörder ihrer Tochter. "Geben Sie uns einen Hinweis, wo wir Tanja finden", sagen die Eltern in einem Interview der Zeitung "Trierischer Volksfreund".

7. Juni 2008: Auch ein Jahr nach dem Verschwinden der Lehramtsstudentin bleibt ihr Schicksal ungeklärt. 1300 Hinweise sind eingegangen, doch die Ermittler sind ohne heiße Spur.

16. Januar 2009: Die Polizei löst ihre Ermittlungskommission auf. Rund 1400 Hinweisen und 600 Ermittlungsspuren sind die Polizisten nachgegangen, ohne das Schicksal der Vermissten klären zu können.

29. Oktober 2010: Die Polizei rollt den Fall neu auf. Ein dreiköpfiges Ermittlungsteam soll "alle alten Spurenakten" nochmals überprüfen. Fünf Monate später räumt die Polizei ein, dass es nur wenig Hoffnung auf Klärung gebe.

18. März 2011: Spezialisten suchen die Felsen an der Fachhochschule mit einer Drohne ab. Doch auch das unbemannte Minifluggerät bringt keine verwertbaren Spuren.

30. März 2011: Der Fall ist Thema einer Spezialsendung von "Aktenzeichen XY ... ungelöst" im ZDF. Die Sendung thematisiert die Fälle plötzlich verschwundener Kinder. Doch der Bericht bringt die Polizei auch nicht weiter.

11. Mai 2015: Die Ermittler geben bekannt, dass an einem schwer zugänglichen Steilhang in Trier-Pallien Knochen gefunden wurden, bei denen es sich laut Polizei und Staatsanwaltschaft mit hoher Wahrscheinlichkeit um die sterblichen Überreste Gräffs handelt.

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