Zum Verzweifeln genial Vom Zauber eines Würfels

BUDAPEST · Der Erfinder des "Magic Cube" Ernö Rubik wird 70 Jahre alt. Der Zauberwürfel aus 26 Steinen bietet 43 Trillionen Kombinationsmöglichkeiten. Keines der Nachfolgemodelle war so erfolgreich.

 Der Erfinder des Zauberwürfels wird 70.

Der Erfinder des Zauberwürfels wird 70.

Foto: Patrick Pleul

Eigentlich, so sein Erfinder, habe er den Würfel nur entwickelt, damit seine Studenten ihr räumliches Vorstellungsvermögen schärften. Doch mit dem "Magic Cube" - dem Zauberwürfel - schuf der ungarische Architekt und Designer Ernö Rubik im Jahr 1974 ein Denk-Spielzeug, das auch 40 Jahre später nichts von seinem Charme eingebüßt hat. Am Sonntag wird Ernö Rubik 70.

Der Erfinder des Zauberwürfels wurde in Budapest als Sohn eines Flugzeug-Konstrukteurs und einer Poetin geboren. Nach dem Abitur studierte er zunächst Bildhauerei, dann Architektur. Er spezialisierte sich auf Innenarchitektur und erlangte 1971 eine Professur an der Budapester Hochschule für Angewandte Kunst. Die Pädagogik im kommunistischen Ungarn setzte auf Büffeln und weniger auf kreatives Denken. Der Hochschullehrer Rubik wollte dem ganz praktisch entgegenwirken.

"Ich suchte nach einer mobilen Struktur und empfand die Geometrie des Würfels als äußerst spannend", erklärte er Jahrzehnte später dem US-Sender CNN. "Der Würfel weist einen großen Grad von Symmetrien auf, und man kann eine Menge tun damit." In einer Zeit, in der es noch kein computergestütztes Design gab, bastelte Rubik seinen Würfel mit eigenen Händen: aus Holzstücken, die er sich zurechtsägte und in die er Löcher bohrte, um die Bestandteile mit Gummibändern miteinander zu verbinden.

Es entstand der Prototyp des Zauberwürfels, das Prinzip war damit gegeben. Die 26 bunten Würfelsteine müssen so lange gedreht werden, bis jede der sechs Flächen des Würfels gleichfarbig ist. Es sind, wie man berechnet hat, mehr als 43 Trillionen Ausgangspositionen möglich.

Patentierung und Vermarktung benötigten ihre Zeit, doch ab 1980 - da war der Rubik-Würfel auch erstmals in der Bundesrepublik Deutschland erhältlich - trat das mechanische Farben-Puzzle seinen Siegeszug durch die Welt an. 350 Millionen Exemplare wurden seitdem verkauft. In "Speedcurbing"-Meisterschaften werden die schnellsten Würfeldreher ermittelt. Den Weltrekord in schnellfingriger Geistesakrobatik hält derzeit der Niederländer Mats Valk mit 5,55 Sekunden.

Mit seinem ebenso schlichten wie ansprechenden Design wurde der Zauberwürfel zu einer Ikone der Moderne. Im Museum of Modern Art in New York ist er Ausstellungsstück. Er erscheint im Video zum Spice-Girls-Song "Viva Forever" (1998) und ist überhaupt ein beliebtes Motiv der Popkultur. Der Science-Fiction-Horrorfilm "Cube" (1997) von Vincenzo Natali greift im weiteren Sinn die Rubik-Idee auf: Sechs Menschen wachen in einem Riesenwürfel auf, der aus 26 Räumen besteht, die zum Teil tödliche Fallen bereithalten und sich zueinander drehen.

Der Erfinder des Zauberwürfels entwickelte noch Rubiks Professorenwürfel oder Rubiks Schlange, aber beide konnten nicht an den Erfolg des Würfels anknüpfen. Ernö Rubik ist dennoch zufrieden. Er hat Zeit für seine Bücher und seinen Garten. Und um die finanzielle Absicherung seiner vier Kinder muss er sich keine Sorgen machen.

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