Weihnachtstage werden bei vielen wieder besonders hektisch Unterm Christbaum mit den Hoppenstedts

BONN · Weihnachten ist für viele die hektischste und auch konfliktreichste Zeit des Jahres. Doch es geht auch anders.

 Sind wir nicht alle ein bisschen wie Familie Hoppenstedt?

Sind wir nicht alle ein bisschen wie Familie Hoppenstedt?

Foto: ARD

"Früher war mehr Lametta!" Für Opa Hoppenstedt liegt die perfekte Weihnacht offensichtlich schon etliche Jahre zurück. Mutter Hoppenstedt dagegen findet es "soooo gemütlich" und Klein-Dicki rezitiert eifrig "Zicke, zacke Hühnerkacke", während Vater Hoppenstedt völlig genervt das Modell-Atomkraftwerk aufbaut, das der Spross vom Opa als Geschenk bekommen hat. Das anschließende "Puff" reißt schließlich ein Loch in den Boden und damit das gemütliche Familienfest gänzlich ins Chaos. 1978 flimmerte der Loriot-Sketch "Weihnachten bei Hoppenstedts" erstmals über die Bildschirme - und hielt den Deutschen damit den sprichwörtlichen Spiegel vor. Denn mal ehrlich: Sind wir nicht alle ein bisschen Hoppenstedt?

Von wegen, besinnliche Weihnachtszeit: Vor den Festtagen bricht bei vielen auf der Suche nach den besten Geschenken für die Liebsten regelmäßig die nackte Panik aus. Wir schmeißen uns ins Gewühl der überfüllten Innenstädte - nur, um Präsente zu kaufen, die keiner braucht. An Heiligabend versammelt sich die Familie - natürlich völlig gestresst - bei den Eltern, um zumindest einige Stunden harmonisch beisammen zu sein. Doch spätestens wenn die Opa Hoppenstedts dieser Welt anfangen zu maulen, droht die Stimmung zu kippen. Besinnlichkeit scheint im 21. Jahrhundert ein Luxusgut geworden zu sein und der Sinn von Weihnachten bei vielen vergessen.

Warum feiern wir eigentlich noch mal Weihnachten? Für Gläubige ist Weihnachten mit Heiligabend das Fest der Geburt Jesu in einem Stall in Bethlehem. Christen glauben, dass Gott so Mensch geworden ist, und feiern dies in Gottesdiensten. Aber auch Menschen, die mit Religion nicht viel am Hut haben, begehen das Fest - dann stehen neben dem festlichen Beisammensein das gegenseitige Beschenken und der Weihnachtsbaum im Vordergrund.

Apropos Weihnachtsbaum: Geschmückte Tannen und Co. sind aus den Wohnzimmern kaum noch wegzudenken. Die Ursprünge des Weihnachtsbaums liegen nach Angaben der evangelischen Kirche im mittelalterlichen Krippenspiel. Zum ersten Mal außerhalb des kirchlichen Zusammenhangs wird der Baum demnach im 16. Jahrhundert erwähnt, "eingebettet in die Festbräuche der Zünfte". Nach und nach leisten ihn sich auch Adelige und Bürger. Im Laufe des 19. Jahrhunderts setzt sich der Baum den Angaben zufolge in allen Kreisen durch - katholische Regionen sind zögerlicher als protestantische. Laut Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) werden in diesem Jahr mehr als 23 Millionen Haushalte einen Baum haben.

Neben dem Weihnachtsbaum gehören die Geschenke freilich für die meisten einfach zu Weihnachten dazu. "Das Schenken ist eine Art von Kommunikation", erklärt der Soziologe Holger Schwaiger. Welche Präsente wir einander überreichten, sage viel über die jeweilige Beziehung aus. Seit 150 bis 200 Jahren feiern wir Schwaiger zufolge Weihnachten so, wie wir es heute kennen - inklusive Bescherung.

Und dafür greifen wir Deutschen gerne auch mal tiefer in die Tasche: Die GfK rechnet in diesem Jahr mit durchschnittlich 285 Euro. Der Handel kann sich demnach auf ein Umsatzvolumen für die Geschenke von rund 15 Milliarden Euro freuen. Besonders gerne legen die Deutschen laut GfK Bücher, Spielwaren und Kleidung unter den Weihnachtsbaum. Übrigens: Wer erst kurz vor dem Fest in die Läden geht, greift demnach häufig zu Rasierern und Mundpflegegeräten.

Für alle Last-Minute-Einkäufer ein Tipp: Viele Geschäfte haben am heutigen 24. Dezember noch bis 13 oder 14 Uhr geöffnet. Wer danach noch immer kein Präsent hat, wird vielleicht noch an der Tanke fündig oder verschenkt einen Gutschein, den man jetzt noch im Internet bestellen und direkt ausdrucken kann.

Für Mama Hoppenstedt wäre als gute Hausfrau und Mutter eine Flucht vor Weihnachten sicher nicht infrage gekommen. Anders sehen das Hunderttausende Menschen aus NRW: Allein ab dem Flughafen Köln/Bonn starten zwischen dem 27. Dezember und 7. Januar rund 330.000 Passagiere in den Weihnachtsurlaub. Am größten Flughafen in Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf rechnet man sogar mit 800.000 Passagieren. Obwohl daheim bei erwarteten sieben bis zwölf Grad gar nicht richtig Winter ist, liegen die bevorzugten Urlaubsziele in der Sonne: Karibik, Florida oder die Kanaren werden besonders gerne angeflogen. Ab Köln/Bonn geht's besonders häufig nach Spanien, in die Türkei und nach Italien.

Wer trotz Stress über die Weihnachtstage lieber zu Hause bleibt, sollte es dennoch behutsam und entspannt angehen und so den Hausfrieden sichern. Wenn Opa Hoppenstedt über zu wenig Lametta nörgelt oder der Schwiegermutter das Essen nicht schmeckt - bleiben Sie ruhig! Über solche Kleinigkeiten braucht sich niemand aufzuregen.

Damit kein Zoff über Geschenke aufkommt, reduzieren Sie die Präsenteschlacht in diesem Jahr doch mal auf ein Minimum. Partner sollten sich absprechen, wie jeder einzelne Weihnachten feiern will und wie die Tage ablaufen sollen. So gibt es keine Missverständnisse. Und wenn es Ihnen allzu hektisch wird: Einfach mal vor die Türe gehen. Tief durchatmen und sich sicher sein: Nächstes Jahr wird alles anders - mit mehr oder weniger Lametta.

In diesem Sinne: Der GA wünscht FROHE WEIHNACHTEN!

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