62-Jähriger könnte Freigänger werden Uli Hoeneß in Klinik verlegt

BONN · Krankenhauszimmer statt Gefängniszelle: Der wegen Steuerhinterziehung im März zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilte Ex-FC-Bayern-Präsident Uli Hoeneß ist laut der "Bild" von der Justizvollzugsanstalt Landsberg in eine Klinik am Starnberger See verlegt worden.

Der Grund: eine Behandlung am Herzen. Dabei gehe es um einen seit Längerem geplanten Routine-Eingriff, berichtete das Blatt am Dienstag. Die Verlegung wurde demnach vom bayerischen Justizministerium genehmigt. Das Ministerium wollte sich auf Anfrage nicht zu dem Bericht äußern.

Behandelt wird der 62-Jährige laut "Bild" in der Schön Klinik Starnberger See in Berg. Diese wurde durch ihren früheren Besitzer Valentin Argirov bekannt. Der gebürtige Bulgare galt als Leibarzt des früheren bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß. Doch auch andere Promis ließen sich bereits in der Klinik behandeln, darunter der Schauspieler Heiner Lauterbach.

Schon mehrfach war über den Gesundheitszustand von Hoeneß spekuliert worden. Zuletzt hatte die "Augsburger Allgemeine Zeitung" die Befunde Herzerkrankung und Bluthochdruck angeführt. So soll sich der frühere Bayern-Präsidenten schon einmal wegen Herzbeschwerden untersucht haben lassen. In der JVA Landsberg soll er seit Haftantritt Anfang Juni krankgeschrieben sein, berichtete die Zeitung am Montag.

Die Verlegung von Hoeneß nach Berg sei unter strengster Geheimhaltung erfolgt, so die "Bild". Hoeneß soll demnach unter anderem einen Decknamen bekommen haben. Zudem seien in den vergangenen Tagen Beamte in Zivil in der Klinik gewesen, um seinen Aufenthalt vorzubereiten. Die Behandlung könne nicht in der JVA Landsberg erfolgen, da dort nur Allgemeinmediziner arbeiteten. Für spezielle Behandlungen - wie im Fall Hoeneß Untersuchungen am Herzen - müssten Häftlinge in ein normales Krankenhaus verlegt werden.

Sobald sich Hoeneß von dem Eingriff erholt hat, muss er allerdings wieder zurück ins Gefängnis - das aber vielleicht schon in einigen Wochen als Freigänger. Einen entsprechenden Bericht der "Bild am Sonntag" bestätigten Anfang der Woche mit dem Fall vertraute Juristen. Hoeneß könnte dann das Gefängnis zumindest tagsüber verlassen.

Voraussetzung: Das Landgericht Augsburg müsste Hoeneß' Haftstrafe bereits nach der Hälfte zur Bewährung aussetzen. Am Wochenende war bekannt geworden, dass seine Anwälte bereits entsprechende Anträge vorbereiten. Die JVA in Landsberg am Lech kann jedoch schon vor der Gerichtsentscheidung eine Prognose abgeben, ob die Bedingungen für die vorzeitige Entlassung gegeben sind. Damit könnte der derzeit prominenteste deutsche Gefangene schon Anfang September Freigänger werden.

Hoeneß hatte für Spekulationsgeschäfte in der Schweiz jahrelang keine Steuern gezahlt und dadurch Steuern in Höhe von rund 28,5 Millionen Euro hinterzogen.

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