Durch Zufall lebend entdeckt Stadthagen: Sanitäter halten Rentnerin für tot

STADTHAGEN · Es ist eine Horrorvorstellung: Retter bemühen sich um eine hilflose Seniorin, halten sie für tot und stellen ihre Bemühungen ein. Dass die Rentnerin noch lebt, wird nur durch Zufall entdeckt.

Zwei Sanitäter haben eine 79-jährige Frau im niedersächsischen Stadthagen irrtümlich für tot gehalten. Sie stellten alle weiteren Bemühungen um die Frau ein. Die Seniorin hatte zuvor mindestens drei Tage lang hilflos in ihrer Wohnung gelegen.

Nur zufällig habe ein Polizist nach dem Abrücken der Rettungsassistenten entdeckt, dass die Rentnerin noch lebte, sagte ein Polizeisprecher am Mittwoch. Die Frau sei im Krankenhaus. Es gehe ihr inzwischen "den Umständen entsprechend gut". Offiziell festgestellt werden kann der Tod eines Menschen nur von einem Arzt.

Nachbarn hatten Medienberichten zufolge die Polizei alarmiert, weil sie die Rentnerin längere Zeit nicht mehr gesehen hatten und der Briefkasten der 79-Jährigen überquoll. Gemeinsam mit den zu Hilfe gerufenen Sanitätern fanden die Beamten die Frau dann auf dem Boden ihres Badezimmers. Die Rettungskräfte hätten nach einiger Zeit erklärt, die 79-Jährige sei tot, sagte der Polizeisprecher. Dann seien sie mit dem Rettungswagen davongefahren.

Als ein Polizist kurz darauf die Frau umdrehen wollte, um routinemäßig zu überprüfen, ob es Anzeichen für eine Gewalttat gab, habe die 79-Jährige sich plötzlich bewegt und hörbar geatmet. "Dem Kollegen standen vor Schreck die Haare zu Berge", sagte der Sprecher. Der Beamte rief den Rettungswagen zurück. Anlass zu strafrechtlichen Ermittlungen gegen die Sanitäter sieht die Polizei nicht.

Den Vorgang in Stadthagen könne er nicht beurteilen, sagte der Zweite Vorsitzende des Deutschen Berufsverbandes Rettungsdienst (DBRD), Bernhard Gliwitzky. "Ich kenne aus meinen 20 Jahren Rettungsdienstpraxis aber keinen vergleichbaren Fall." Rettungsassistenten dürften in Deutschland Menschen nicht offiziell für tot erklären: "Das macht ein Notarzt."

Allerdings kann es auch Medizinern passieren, dass sie Menschen irrtümlich für tot halten. Im niedersächsischen Nordhorn erklärte ein Arzt vor fünf Jahren eine 89-Jährige fälschlicherweise für tot. Der Irrtum fiel wenig später dem Bestatter auf, als er die Frau in einen Sarg betten wollte. Sie starb allerdings vier Tage später. 2013 passierte einem Arzt in Schleswig-Holstein ein ähnliches Missgeschick: Er erklärte ein Verkehrsunfallopfer für tot. Dabei lebte die Frau noch - zumindest für einige Stunden.

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