Vögel terrorisieren in Großbritannien Menschen Silbermöwe "Volksfeind Nummer 1"

LONDON · Die Horror-Storys wollen nicht abreißen. Vor ein paar Wochen erwischte es Roo. Der eher zierliche Yorkshire Terrier spielte im Garten, als er von Möwen angefallen wurde.

Sie hackten auf ihn ein und verletzten ihn am Kopf so schwer, dass Roo einen Hirnschaden davontrug und eingeschläfert werden musste.

Dann fiel den Vögeln Stig zum Opfer. Die 20 Jahre alte Schildkröte wurde von zwei Möwen auf den Rücken geworfen, und dann "hackten sie auf ihm herum wie auf einer Krabbe", wie Stigs entsetzte Besitzerin Jan Byrne berichtete. Immer mehr Meldungen erscheinen in britischen Zeitungen über außer Kontrolle geratene Seemöwen.

Sie terrorisieren auch Menschen: Ein vierjähriger Junge verlor fast einen Finger, als eine Möwe ihm ein Würstchen aus der Hand schnappen wollte. Ein Rentner trug ein blaues Auge davon, als sich die Seevögel um sein Frühstück stritten.

Larus argentatus, oder die gemeine Silbermöwe, hat zur Zeit einen denkbar schlechten Ruf im Königreich. Vor den "Mörder-Möwen" warnt der "Daily Telegraph", und die "Daily Mail" erklärt die Tiere zum "Volksfeind Nummer 1". Selbst der Premierminister David Cameron mischte sich ein: "Wir brauchen eine breite Debatte über dieses Problem und die potenziellen Auswirkungen." Er weiß, wovon er spricht, stahlen ihm doch selbst freche Möwen kürzlich eine Schinkenscheibe vom Sandwich.

Beängstigend wirken Silbermöwen allemal. Sie haben Flügelspannen von bis zu anderthalb Metern, einen kräftigen und bis zu sechs Zentimeter langen Schnabel. Zum Vogelterror kommt es vor allem aus zwei Gründen: Zum einen verteidigen die Vögel ihre Niststellen und greifen alles an, was ihrem Nachwuchs zu nahe kommt.

Der Grund liegt auf der Hand: Die Meere sind überfischt, und Nahrung ist für die Vögel mittlerweile leichter in Innenstädten zu bekommen. Wenn Möwen heute Fisch essen, witzelte die "Times", dann meistens gebacken und mit einer Beilage von Fritten.

Das hat eine Reihe von Möwenfreunden auf den Plan gerufen, die in den Medien argumentieren, dass man kein Möwen-, sondern ein Menschenproblem habe: "All das, was wir an Möwen hassen - der Lärm, die Abfälle, die Aggression - hassen wir an unserem eigenen urbanen Verhalten."

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