Jagd auf ein Phantom Schwedisches Militär sucht vor Stockholm nach ausländischem U-Boot

Stockholm · Wie im Kalten Krieg: In den Schären vor Stockholm suchen Hubschrauber und Marineschiffe nach einem unbekannten Unterwasserobjekt. Ein russisches U-Boot soll SOS gefunkt haben. Das Militär will das nicht bestätigen. Auch Moskau dementiert.

 Das Foto, herausgegeben vom schwedischen Militär, soll ein mögliches U-Boot in den Schären vor Stockholm zeigen. Nach tagelanger Suche vor der Küste Stockholms wissen die Schweden immer noch nicht, wer unerlaubt in ihren Gewässern kreuzt.

Das Foto, herausgegeben vom schwedischen Militär, soll ein mögliches U-Boot in den Schären vor Stockholm zeigen. Nach tagelanger Suche vor der Küste Stockholms wissen die Schweden immer noch nicht, wer unerlaubt in ihren Gewässern kreuzt.

Jagd auf ein Phantom: Nach tagelanger Suche vor der Küste Stockholms wissen die Schweden immer noch nicht, wer unerlaubt in ihren Gewässern kreuzt. Wie das Militär am Sonntagabend mitteilte, wurden an drei verschiedenen Stellen in den Schären vor der Küste der Hauptstadt "Unterwasseroperationen" beobachtet. Ein Augenzeuge habe am Morgen ein Foto gemacht, auf dem ein verdächtiges Fahrzeug im Wasser zu sehen ist, das nach der Aufnahme wieder abtauchte.

Medienspekulationen, wonach ein russisches U-Boot in Seenot geraten sei, wollte Einsatzleiter Anders Grenstad nicht bestätigen. Die Beobachtungen der letzten Tage passten aber in ein Muster, sagte er. In den letzten Jahren seien regelmäßig Unterwasseraktivitäten registriert worden. Man wisse aber nicht, ob es sich um ein U-Boot, ein Mini-U-Boot oder Taucher in einem kleinen Fahrzeug handele. "Wir haben den Eindruck, dass diese Gegend für eine fremde Macht von Interesse ist", sagte Grenstad. Die umfangreiche Suchaktion mit Hubschraubern und Minensuchbooten solle fortgesetzt werden.

Die Zeitung "Svenska Dagbladet" hatte berichtet, die schwedische Funküberwachung habe schon am Donnerstag auf einer üblicherweise von Russland genutzten Frequenz einen Notruf in russischer Sprache abgefangen. Er soll an eine Station in Kaliningrad, dem früheren Königsberg, gerichtet gewesen sein. Wenig später sei in der stark befahrenen Bucht Kanholmsfjärden ein U-Boot gesichtet worden.

Einen Tag später, so berichtete die Zeitung weiter, sei ein zweiter Funkspruch abgefangen worden, diesmal verschlüsselt. Auch dieser sei von Kanholmsfjärden nach Kaliningrad gesendet worden. Außerdem wurde ein russischer Öltanker gesichtet, der tagelang in der Bucht geankert hatte. Nachdem Spekulationen über eine mögliche Havarie eines russischen U-Bootes publik wurden, änderte er seine Position. Experten mutmaßten, dass das U-Boot und der Öltanker in Kontakt standen.

Grenstad dementierte am Sonntag, dass das Militär einen Notruf aufgefangen habe. Nicht kommentieren wollte er allerdings, dass ein verschlüsselter Funkruf mitgehört wurde. Auch das Verteidigungsministerium in Moskau wies die Medienberichte zurück. "Es gab und gibt keinen Notfall mit einem russischen U-Boot", hieß es laut der russischen Nachrichtenagentur Itar-Tass aus dem Ministerium.

Die kremlkritische Zeitung "Nowaja Gaseta" berichtete unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten Informanten bei der Marine, es handele sich nicht um ein russisches U-Boot. Die drei mit Diesel betriebenen U-Boote der Nordflotte befänden sich alle im Hafen, und für ein Atom-U-Boot seien die betreffenden Gewässer vor Schweden nicht tief genug.

Nach Informationen des "Svenska Dagbladet" brach am Sonntag ein russisches Forschungsschiff, das auf die Unterwassersuche spezialisiert sei, von St. Petersburg nach Schweden auf. Offiziell ist das Schiff auf dem Weg nach Las Palmas.

Sollte sich bestätigen, dass sich ein russisches U-Boot in schwedischen Gewässern aufhält, wäre das eine empfindliche Verletzung der Hoheitsgewässer. Viele Schweden fühlen sich an den Kalten Krieg erinnert, als U-Boot-Sichtungen vor der Küste immer wieder für Aufregung sorgten.

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