Solidarität für ein Experiment? Regenbogenbilder bei Facebook

Bonn · Wer bei Facebook derzeit seine Freundesliste durchsieht, dürfte von einer bunten Welle an Profilbildern überschwemmt werden. Die regenbogenfarbenen Bilder sollen Solidarität mit allen Homosexuellen erklären und die Entscheidung des Supreme-Court zur Ehe für alle feiern. Das Tool für den Regenborgenfilter stellt Facebook zur Verfügung - für ein großes Experiment?

Solidarität für ein Experiment?: Regenbogenbilder bei Facebook
Foto: Privat

Das Netz feiert: nicht nur Promis, auch der ganz normale Facebook-User scheint sich über die Gleichstellung der Homoehe zu freuen. Und auf einmal erstrahlen alle Bilder in Regenbogenfarben. Millionen von Nutzern haben ihre Bilder bereits in den ersten Stunden mit dem Tool eingefärbt und zeigten so ihre Freude über die Entscheidung aus dem sonst so prüden Amerika.

Das amerikanische Portal "The Atlantic" wirft in einer umfangreichen Studie nun die Frage auf, ob dahinter doch mehr steckt, als eine einfache Solidaritätsbekundung.

Ein großes Experiment?

Schon in der Vergangenheit hat Facebook durch fraghafte Änderungen der Nutzungsbedingungen oder Projekte immer wieder versucht, an Nutzerdaten heranzukommen. Newsfeeds wurden manipuliert, um herauszufinden, ob Nutzer sich davon beeinflussen lassen. Facebook bildete zwei Gruppen von Nutzern: die einen bekamen verstärkt positive Einträge angezeigt, die andere Gruppe mehr negative.

Wissenschaftler vermuten, dass es sich auch diesmal um ein groß angelegtes Experiment handeln könnte. Cesar Hidalgo vom renommierten MIT-Institute kommentierte "This is probably a Facebook experiment! The question is how long will it take for people to change their profile pictures back to normal."

Facebook erklärt, dass es sich bei der Anwednung "Celebrate Pride" lediglich um das Ergebnis eines Programmierwettkampfes zweier Praktikanten handle. Das hätte den Facebook-Mitarbeitern so gut gefallen, dass es öffentlich zugänglich gemacht wurde - pünktlich zur Entscheidung des Supreme-Court. Facebook besteht darauf, dass es sich weder um einen Test, noch um ein Experiment handle. Es werde nicht in die Timeline eingeriffen.

Dennoch ermöglicht so ein Programm durchaus, Erkenntnisse über menschliches Verhalten zu sammeln - ein Eingriff in die Timeline ist dazu nicht nötig. Diese Aktion zeigt zum Beispiel, ähnlich wie eine Kampagne für sexuelle Gleichstelllung aus dem Jahr 2013, wie die Akzeptanz der Gleichstellung von Homo-Ehen sich verändert hat.

Die Zukunft wird zeigen, ob und welche Daten Facebook aus so einer Aktion gewinnt. Die Hemmschwelle für den Nutzer liegt in so einem Fall niedrig. Ein Klick, und der hat sich einer großen Bewegung angeschlossen. Genauso einfach für Facebook, mit der Anwendung einen Überblick über die Teilnehmer zu bekommen. Letztendlich bleibt es aber jedem Facebook-Nutzer selbst überlassen, ob er an solchen Aktionen teilnehmen möchte, oder nicht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort