Ratten in Paris "Ratatouille" vor dem Louvre

PARIS · Es ist ein herrlicher Sommertag in der französischen Hauptstadt, die Sonne strahlt den Louvre an, der Park vor dem Museum lädt zu einem idyllischen Picknick ein. Aber nicht nur menschliche Besucher zieht die Rasenfläche an. Flink huschen sie vorbei, stibitzen Essensreste, verschlingen sie blitzschnell - Ratten!

 Kaum zu stoppen: Ratten - wie hier bei einer Statue in den Tuilerien am Louvre - breiten sich in Paris immer mehr aus.

Kaum zu stoppen: Ratten - wie hier bei einer Statue in den Tuilerien am Louvre - breiten sich in Paris immer mehr aus.

Foto: AP

Sie entsprechen nicht ganz dem romantischen Bild, das man sich gerne von Paris macht. Dabei gehören die Nager zur Metropole, in der sie zahlenmäßig den Einwohnern deutlich überlegen sind: Schätzungsweise kommen auf einen Stadtbewohner mindestens zwei Ratten, also insgesamt etwa 4,5 Millionen.

In diesem Sommer häuft sich ihr Auftreten so sehr, dass Wohlmeinende von "Ratatouille" sprechen, in Anspielung auf den in Paris spielenden Animationsfilm um die gewitzte Wanderratte Rémy. Kritiker klagen über eine Plage. Unappetitlich und unhygienisch finde sie das, schimpft die Pariserin Virginie, die im Park des Louvre ihre Mittagspause verbringt. "Aber es ist kein Wunder: Die Leute lassen ihre Essensreste einfach liegen und haben keinerlei Respekt."

Für den Louvre, der zu Frankreichs beliebtesten Sehenswürdigkeiten gehört, werden die Nager zum Problem. Das Museum erklärt, in Zusammenarbeit mit der Stadt regelmäßig Aktionen zur Bekämpfung der Ratten durchzuführen und bei verstärktem Auftreten der Tiere sofort einzugreifen. Die Nähe zur Seine und Bauarbeiten in der Nachbarschaft lockten die Tiere an. Doch auch die Picknicker haben ihren Anteil an der Ausbreitung der Ratten, mahnt das Museum in einer Nachricht bei Twitter: "Die Essensreste auf dem Rasen ziehen die Nagetiere an."

Mit seinen Kellern und Baustellen, der unterirdischen Metro und der Kanalisation, aber auch dem Inhalt von Müllsäcken, die Krähen oft aufreißen, ist Paris ein Paradies für Ratten. Experten zufolge kann eine weibliche Ratte fünf Mal pro Jahr jeweils fünf bis zwölf Junge zur Welt bringen.

Restaurants, Firmen und auch Privatleute greifen diskret, aber regelmäßig auf die Dienste von auf Ratten- und Mäusebekämpfung spezialisierte Unternehmen zurück. Diese stellen fest, dass sich die Tiere immer mehr an die Menschen gewöhnen und immer offensiver tagsüber auftreten. "Das Problem in einer Stadt wie Paris ist, dass man nicht alles im Griff hat", sagt Cécile Aurouze von der gleichnamigen Rattenbekämpfungsfirma. "Wenn die öffentlichen Bereiche behandelt wurden, aber ein privater Raum infiziert bleibt, wird er den Rest schnell wieder anstecken."

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