Gesperrt für Brummis Neue Risse in der Leverkusener Rheinbrücke

BONN · Der Landesbetrieb Straßen NRW hat die Autobahn 1 für alle Fahrzeuge mit einem Gesamtgewicht über 3,5 Tonnen gesperrt. Aufgrund von "ernstzunehmenden Schäden" muss "Last von der Brücke" genommen werden. Sonst sei sogar die Standsicherheit des gesamten Bauwerks in Gefahr.

Offenbar war Gefahr im Verzug. Ende voriger Woche entdeckten Spezialisten des Landesbetriebs Straßen NRW Risse in der Leverkusener Rheinbrücke, wie es sie zuvor in dieser Form noch nicht gegeben hatte. Am Samstag dann trafen sich Gutachter, Ingenieure sowie Mitarbeiter des Landesbetriebs und stellten fest: "Es muss dringend Last von der Brücke."

Kurzerhand wurde ein Fahrverbot für Lastwagen mit mehr als 3,5 Tonnen Gesamtgewicht von Montag 0 Uhr an erlassen. So schilderte Bernd Löchter, Sprecher von Straßen NRW dem General-Anzeiger, wie es zu der Sperrung der Brücke kam.

Bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz sprach NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) von "ernstzunehmenden Schäden an der Brücke". Ohne Gegenmaßnahmen bestünde die Gefahr eines reißverschlussartigen Versagens von Schweißnähten, durch das im schlimmsten Fall sogar die Standsicherheit des gesamten Bauwerks gefährdet sein könne, so Groschek.

Die Risse hätten sich an den Verbindungen der Tragseile mit dem Brückenkörper gebildet - und zwar in jener der acht sogenannten Seilkammern, die sich auf der östlichen Brückenseite befindet. Ziel der Sperrung ist nach Angaben des Ministeriums, dass die Brücke weit weniger schwingt als normalerweise und dadurch die Schäden nicht noch ausgeweitet werden. Ein Lastwagen belaste die Brücke nämlich so stark wie rund 60.000 Personenwagen. Die Bauarbeiten würden voraussichtlich mindestens drei Monate dauern.

Groschek appellierte an die Speditionen: "Nehmen Sie das Fahrverbot für Lkw unbedingt ernst. Es ist keine Lappalie, die Brücke in dieser Situation weiteren unvertretbaren Belastungen auszusetzen. Wer mit zu viel Gewicht über die Brücke fährt, gefährdet das Bauwerk erheblich."

Zurzeit darf auf der Rheinbrücke nur Tempo 60 gefahren werden. Vier Blitzanlagen überwachen diese Geschwindigkeitsbeschränkung. Wie Groschek erklärte, arbeiten Polizei und die beteiligten Kommunen, also die Städte Köln und Leverkusen, daran, "Anlagen zur Gewichtserfassung der Fahrzeuge zu installieren". Das würde bedeuten, dass Lastwagen nicht nur geblitzt werden könnten, wenn sie zu schnell, sondern auch wenn sie zu schwer sind. Doch das ist bisher noch Zukunftsmusik.

Ende des Jahres 2012 war die knapp 50 Jahre alte Brücke schon einmal rund drei Monate lang für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen Gesamtgewicht gesperrt worden. Damals wurden Risse an den Brückenträgern aufwendig geschweißt. "Mit Schweißen ist es jetzt aber nicht mehr getan", erklärte Straßen-NRW-Sprecher Löchter. Für die Seilkammer-Reparatur sei nun eine zusätzliche Befestigung durch Schraubverbindungen notwendig. Die Verantwortlichen hoffen, dass die Brücke bis 2020 hält, denn erst dann kann die Rheinquerung durch einen kompletten Neubau ersetzt werden.

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