Ehelich oder unehelich? Kulturkampf gegen den Seitensprung

PARIS · "Im Gegensatz zu einem Antidepressivum kostet ein Liebhaber die Sozialversicherung nichts." Das Werbeplakat zeigt eine blonde Eva, die wie im Paradies in einen roten Apfel beißt. Mit einem Seitensprung Würze in die Beziehung zu bringen, verspricht die Partner-Börse Gleeden.com.

 Ehelich oder unehelich? Ein küssendes Liebespaar. FOTO: DPA

Ehelich oder unehelich? Ein küssendes Liebespaar. FOTO: DPA

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In Frankreich, wo sie nach eigenen Angaben eine Million Mitglieder zählt, wirbt sie in Bussen und U-Bahnen mit der Zusicherung "hundertprozentiger Diskretion". Damit bringt sie die Vereinigung katholischer Familienverbände AFC gegen sich auf. Diese klagt gegen das US-Unternehmen BlackDivine als Herausgeber der Internet-Plattform, die "Werbung für Doppelzüngigkeit, Lüge und Gesetzesbruch" mache. Seit 1975 gilt eheliche Untreue in Frankreich nicht mehr als Vergehen. Doch laut Gesetzbuch "schulden sich Eheleute gegenseitigen Respekt, Treue, Hilfe und Beistand". Der AFC zufolge verstoßen die Verträge zwischen Gleeden und seinen Mitgliedern gegen französisches Recht, "weil sie auf der Bewerbung illegaler Verhaltensweisen beruhen".

Tatsächlich fühlen sich viele Nutzer von Bus und Bahn gestört von den anzüglichen Anzeigen. Mehr als 23.000 Personen unterzeichneten eine Petition gegen die "skandalöse Werbung". In Nantes wurden Gleeden-Plakate abgerissen. 170 Parlamentarier reichten Beschwerde gegen "die öffentliche Bewerbung von Ehebruch" ein. Im Großraum Paris hat Keolis, Tochterunternehmen der Staatsbahn SNCF, auf Kritik der Bürgermeister hin die Anzeigen entfernt, um "den Erwartungen der Reisenden zu entsprechen": Gehen üblicherweise 900 Beschwerden pro Jahr ein, seien es nun 500 in einer einzigen Woche gewesen.

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