Wenn Tek Tek durch den Urwald streift Kambodschas geheimnisvoller Waldmensch hat einen hohen Gruselfaktor

BANGKOK · Erst verstummen die Insekten im Urwald. Dann schweigen auch die anderen Tiere. Sollte es Besuchern des bis auf 1500 Meter Höhe reichenden kambodschanischen Verachey National Park an der Grenze zu Vietnam noch nicht unheimlich genug geworden sein, gruselt es ihnen spätestens, wenn beißender Gestank aus dem schier undurchdringlich erscheinenden nächtlichen Dschungel dringt.

 Kein Tek Tek, sondern ein Gorilla, der auch in Wäldern anzutreffen ist.

Kein Tek Tek, sondern ein Gorilla, der auch in Wäldern anzutreffen ist.

Foto: dpa

Den einheimischen Besuchern des Nationalparks reicht es spätestens dann. Zusammengekauert sammeln sie sich im Lager und verstummen bis zur Morgendämmerung. "Der Tek Tek kann menschliche Stimmen imitieren und uns ins Verderben locken", begründen Kambodschaner das eiserne Schweigegebot. Das unheimliche Wesen soll einen gesunden Appetit auf Menschen haben und sie mit der Kunst eines sprechenden Papageis in seine Fallen locken.

Laut mancher Berichte wird der in orangefarbenes und graues Haar gehüllte Waldschrat drei Meter groß. Er schleicht mangels Kniegelenken nahezu lautlos wie auf Stelzen durch das dichte Gehölz des Urwalds. Andere Kenner verbannen die unheimliche Gestalt mit höchstens 1,50 Meter Größe in das Reich der Mini-Monster und erzählen von Episoden, bei denen sich Tek Tek schweigend am Lagerfeuer niederließ und dann wieder verschwand - ohne seinem Heißhunger auf Menschen zu erliegen.

Gesehen hat Tek Tek in Kambodscha schon lange niemand mehr - im Gegensatz zum Nachbarland Vietnam. Im heutigen Chu Mom Ray Nationalpark, der an Kambodschas Verachey Park grenzt, wartete USA-Soldat Kregg Jorgenson während des Dschungelkriegs auf den feindlichen Vietcong, als ihm statt dessen ein Vetter des kambodschanischen Tek Tek vor das Maschinengewehr lief.

Der "Nguoi Rung", Waldmensch, studierte den US-Soldaten und verschwand wieder hinterm grünen Urwaldvorhang. Der Titel von Jorgensons Buch "Very Crazy" legt die Vermutung nahe, dass es sich möglicherweise um eine durch LSD verursachte Erscheinung handelte.

In Kambodscha ist westlichen Besuchern des Verachey Parks aufgefallen, dass Tek Tek immer just an den Tagen auftaucht, an denen das lokale Personal gerne nach Hause gehen würde. Die Nachbarn des Parks weisen solche Unterstellungen weit von sich.

Sie sagen, es gebe kaum noch Tek Teks im Wald. Grund? Die Veränderungen: "Bombardements, Entlaubungsaktionen und Abholzung des Urwalds verlangen ihren Zoll", so ein Kambodschaner, "Tek Tek wird ganz sicher bald aussterben."

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