Ironischer Ratgeber Jede Frau kann eine Pariserin sein

PARIS · Ganz lässig sieht es aus, wenn sie so dahinschlendert auf ihren hohen Absätzen, mit dem gekonnt unfrisierten Haar und der großen Sonnenbrille auf der Nase, so grau der Himmel auch sein mag. Wie sie sich auf dem Stuhl eines Cafés niederlässt und melancholisch in die Weite blickt. Nonchalant, dieses Wort wurde wohl extra erfunden, um sie, die Pariserin, zu beschreiben. Es ist dieses Stil- und Selbstbewusstsein eines lebenden Mythos, das Frauen imitieren wollen, während es Männern den Atem raubt.

 Pariser Lässigkeit, perfekt in Szene gesetzt: Ex-Model Inès de la Fressange macht's vor.

Pariser Lässigkeit, perfekt in Szene gesetzt: Ex-Model Inès de la Fressange macht's vor.

Foto: EPA

Man muss nicht in Paris leben, um eine unwiderstehliche Pariserin zu werden, versprechen die vier Autorinnen des Buchs: "How to be Parisian (wherever you are)", das nun auch in deutscher Sprache erschienen ist. Die Lektüre legt nahe, dass man sich im Grunde nur wie eine Mischung aus einem versnobten Teenager und einer unabhängigen Frau geben muss, die sich wenig schert, was andere denken. Oder zumindest so tut. Sie ist unerträglich zickig und erfrischend unkonventionell zugleich. Solche Widersprüche machen den Charme der Pariserin erst aus.

Es ist ein unterhaltsamer und (selbst-)ironischer Verhaltensratgeber, den die Freundinnen Anne Berest, Audrey Diwan, Caroline de Maigret und Sophie Mas verfasst haben, die in der Film-, Medien- und Modebranche arbeiten und die eines verbindet: "Die Lust der Pariserin, aus ihrem Leben einen Roman zu machen." Wer darin die Hauptrolle, die der großen Diva spielt, versteht sich von selbst.

Die Leserin lernt, was zu tun ist, wenn "er" endlich anruft: Es lange klingeln lassen. Rangehen, überrascht tun. Fragen, ob man später zurückrufen könne - man sei, nun ja, gerade nicht allein. Der Mann der Wahl übrigens ist auf gepflegte Weise unrasiert. Er ist witzig. Und: "Er mag vielleicht nicht perfekt sein, aber zumindest gibt es ihn wirklich." Hat sie ihn sich geangelt, schürt sie seine Eifersucht, indem sie sich selbst Blumen schickt. Verliebt ist die Pariserin vor allem in die Liebe selbst. "Sie ist treu, aber eben nicht immer demselben Mann", heißt es.

Trotz ihres Freiheitsdrangs hält die Pariserin bestimmte Regeln strikt ein: Langweiliger Smalltalk ist unter ihrer Würde. Am Champagner wird nur genippt, peinlich betrunken ist sie nie. Und wenn sie einmal kocht, dann macht sie ebenso simple wie raffinierte Rezepte wie Zitronenhühnchen oder halbflüssigen Schokoladenkuchen - Rezepte dafür gibt es im Buch.

Es steckt viel harte Arbeit hinter der Lässigkeit der Pariserin. "In Wahrheit ist nichts weniger natürlich als der natürliche Look", verraten die Autorinnen. "Die Pariserin möchte dich glauben machen, dass sie mit dem perfekten Teint und herrlich zerzausten Haaren geboren wurde... Sie lügt."

Der Pariser Chic, wie ihn etwa das Ex-Model Inès de la Fressange verkörpert, besteht in einem schlichten Outfit mit besonderen Details und zeigt keinesfalls zu viel Haut. Es kommt in Frage, sich "Schlauchbootlippen" aufspritzen zu lassen. Der schlimmste Faux-Pas aber besteht darin, sich selbst zu ernst zu nehmen. Das tut auch der Pariserinnen-Ratgeber nicht. Er mag in weiten Teilen Satire sein - aber die Klischees haben meist einen wahren Kern.

0 Anne Berest, Audrey Diwan, Caroline de Maigret, Sophie Mas: "How to be Parisian - wherever you are. Liebe, Stil & Lässigkeit à la française". Aus dem Französischen von Carolin Müller. btb Verlag. 272 Seiten. 14,99 Euro

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