Abschlussbericht zu Air-Asia-Absturz In zwei Richtungen gesteuert

Bangkok · "Jetzt kann jeder fliegen", lautet der Werbeslogan, mit dem die Billigfluglinie Air Asia wirbt. Das Problem: Offenbar können die Piloten nicht fliegen.

Jedenfalls waren Flugkapitän und Co-Pilot am Steuerknüppel von QZ 8501 laut einem Bericht von Indonesiens "National Transport Safety Committee" völlig überfordert, als ihr Airbus A 320-200 am 28. Dezember 2014 wegen einer defekten Lötstelle im Steuersystem ins Trudeln geriet. "Die beiden Piloten betätigten ihre Steuerknüppel einmal sogar gleichzeitig in entgegengesetzte Richtungen", heißt es in dem veröffentlichten Bericht.

Das Flugzeug war trotz fehlender Genehmigung am 28. Dezember 2014 von der indonesischen Stadt Surabaya nach Singapur gestartet. Nach 40 Minuten verschwand der Airbus vom Bildschirm. Das Wrack wurde Tage später im Meer aufgespürt. Bis zur Einstellung der Bergungsarbeiten im März konnten nur die Leichen von 106 Passagieren geborgen worden. Die anderen 56 Passagiere gelten als vermisst.

Ursprünglich hatten Experten vermutet, dass OZ 8501 dem schlechten Wetter zum Opfer gefallen war. Aber Indonesiens Prüfbericht sieht mit der Enthüllung skandalöser Missstände das Management der Billiglinie in der Verantwortung.

Die defekte Lötstelle in einem winzigen elektronischen Teil des Steuersystems hatte im Jahr 2014 bereits 23 Mal Probleme verursacht, bevor sie am 28. Dezember den Absturz verursachte. Doch kein einziges Mal behoben die Techniker der in Malaysia beheimateten Billigfluglinie den Schaden gründlich genug. Als das Ruder auf dem Flug von Surabaya nach Singapur in kurzen Abständen vier Mal ausfiel, versuchte das Cockpitteam, den Schaden mit einem Neustart des Computersystems zu beheben.

Ein solcher Notfall kommt im Airbus-Handbuch nicht vor

Die Piloten hatten offenbar nicht bedacht, dass sie bei der Prozedur gleichzeitig den Auto-Piloten abschalteten. Das Flugzeug geriet ins Trudeln und die Piloten wussten nicht, wie sie den Absturz des Airbus verhindern sollten. "Sie waren für einen solchen Notfall nicht ausgebildet worden, weil er im Handbuch von Airbus nicht vorkommt", stellt der Prüfbericht fest.

Indonesiens Bericht wirft ein bezeichnendes Licht auf den Flugverkehr am asiatischen Himmel. Laut dem Flugzeughersteller Boeing fehlt vor allem in Indonesien, Indien, den Philippinen und China gut ausgebildetes Personal. Die International Civil Aviation Organisation (ICAO) der Vereinten Nationen schätzt, dass in der Wachstumsregion, die in 20 Jahren die Hälfte des weltweiten Passagieraufkommens stellen wird, bis 2033 etwa 216.000 zusätzliche Piloten benötigt werden.

Gegenwärtig können im asiatischen und pazifischen Raum nur 5000 Piloten im Jahr trainiert werden. Vielen Piloten fehlen die Mittel, um eine private Flugschule zu besuchen. Die Billigfluglinien halten Anfangsgehälter ihrer Piloten so niedrig, dass sie Kredite nicht abstottern können.

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