Zehn-Zentner-Bombe auf der A3 Im Boden lauert die Vergangenheit

BONN · Ein riesiger Krater klafft mitten auf der A3 am Offenbacher Kreuz bei Würzburg. Die Fahrspur in Richtung Offenbach ist gesperrt. Wie lange noch, ist unklar. Zeitweise staute sich gestern der Verkehr auf der vielbefahrenen Strecke auf bis zu 20 Kilometer.

 Ein vier Meter tiefes Loch klafft auf der Autobahn 3 bei Offenbach (Hessen) nach der Sprengung einer Weltkriegsbombe unter der Fahrbahn. Vor der Sprengung war erfolglos versucht worden, die Bombe zu entschärfen.

Ein vier Meter tiefes Loch klafft auf der Autobahn 3 bei Offenbach (Hessen) nach der Sprengung einer Weltkriegsbombe unter der Fahrbahn. Vor der Sprengung war erfolglos versucht worden, die Bombe zu entschärfen.

Foto: dpa

Offiziell durfte am Dienstagabend während der kontrollierten Sprengung eine Stunde lang kein Flugzeug am Frankfurter Flughafen landen.

Allerdings wurden 22 Ausnahmegenehmigungen erteilt, wie ein Sprecher des Flughafenbetreibers Fraport mitteilte. Die letzte Maschine sei gegen 23.50 Uhr gestartet, das Nachtflugverbot beginnt eigentlich um 23 Uhr.

Der Grund für den Krater und das Chaos ist kein Einzelfall: Immer mehr Bomben aus dem zweiten Weltkrieg, so scheint es, werden im Boden gefunden und müssen entschärft beziehungsweise gesprengt werden. Tatsache oder gefühlte Wahrheit? In Köln wurde vor etwa drei Wochen eine Bombe gefunden, in Troisdorf vor einer Woche, jetzt am Dienstag auf der A3. Stets rückte der Kampfmittelräumdienst an, um die latente Gefahr der Kriegsreste zu bannen.

Aber: "Einen Trend zu mehr oder weniger Bombenfunden gibt es nicht", sagt Stefanie Klockhaus, Sprecherin der Bezirksregierung Düsseldorf. 73 Bomben seien in Köln 2011 entschärft beziehungsweise gezielt gesprengt worden, 2012 waren es 80 und 2013 waren es 56: "Dadurch, dass mehr gebaut wird, werden Grundstücke öfters auf Kampfmittel untersucht."

Wo potenziell noch ein Kampfmittel liegt, darüber geben Luftaufnahmen der Alliierten Aufschluss. Ein Bombentrichter deutet auf eine bereits detonierte Bombe hin, ein stecknadelkopfgroßer Punkt zumindest auf ein abgeworfenes Kampfmittel. Die Luftbildauswertungen werden auf Antrag erledigt, den jeder stellen kann. Privatmenschen wenden sich an die Stadt oder Gemeinde, in der das Grundstück liegt. "Bei so genannten Sonderbauten, also größeren Bauvorhaben wie beispielsweise einem Bürokomplex, leiten wir bereits den Bauantrag immer gleich dem Kampfmittelbeseitigungsdienst zu", so Marc Hoffmann, Sprecher der Stadt Bonn.

"Wenn tatsächlich ein Verdacht besteht, wird das Gebiet detektiert und es werden Sondierungsbohrungen gemacht", sagt Klockhaus. "Da kann auch mal nichts bei raus kommen." Denn oftmals wurden nach dem Zweiten Weltkrieg die Kampfmittel schon entsorgt, aber nicht entsprechend dokumentiert.

Schlägt der Detektor an, ist immer noch nicht sicher, dass von dem Grundstück eine hochexplosive Gefahr ausgeht: Dort kann auch nur Bauernschrott, wie etwa ein Ölfass oder eine Wanne im Erdreich verbuddelt sein. Ein Fachmann erkenne aber sofort, ob Bombe oder nicht.

Ist sein Befund positiv ist, muss die Stadt das Gebiet evakuieren und den Kampfmittelräumdienst informieren. In welchem Radius das rund um den Fundort geschieht, hängt von Größe, Art und Lage des Sprengkörpers ab. "Und natürlich davon, ob es sich um ein Wohngebiet oder braches Land handelt", sagt Klockhaus.

Über Entschärfung oder Sprengung entscheidet der Zündmechanismus. In Troisdorf etwa handelte es sich um einen Aufschlagzünder. Hier drehte Sprengmeister Hellmut Bauer den Zündkopf heraus. An der A3 war die Bombe mit einem chemisch-mechanischen Zünder versehen. Solche Langzeitzünder verfügen über eine Spiralfeder und eine mit Aceton gefüllte Viole hinter einer oder auch mehreren Plastikscheiben.

"Wenn die Viole zerbricht, frisst sich das Aceton durch die Scheiben und löst so die Sprengung aus", erklärt Klockhaus. Anders als jüngst in Hessen werde in NRW dann nicht erst eine Entschärfung probiert, sondern gleich gezielt gesprengt.

Unabhängig vom Zünder sei der Kampfmittelräumdienst aber bei jeglicher Art von Sprengkörpern im Boden zu informieren. "Alles was mit Sprengstoff zu tun hat, ist immer gefährlich. Man kann nie genau wissen, was abläuft", weiß auch Bauer.

Weitere Informationen, auch zu vergangenen Bombenfunden, auf unserer Internetseite unter www.ga.de/sprengung.

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