Ein Zeichen für den Klimaschutz "Ich wollte etwas Großes bewegen"

BONN · Es ist nur ein kurzer Moment, in dem Veit Quack an einem kalten Novembertag im Jahr 2012 nicht aufmerksam ist - doch dieser Moment soll sein Leben verändern.

 Letzte Herausforderung vor dem Ziel: Das kleine Ruderboot von Veit Quack und Anna Warnke samt Begleitboot hat die Meerenge bei Punta de San Lorenzo vor der Insel Madeira erreicht.

Letzte Herausforderung vor dem Ziel: Das kleine Ruderboot von Veit Quack und Anna Warnke samt Begleitboot hat die Meerenge bei Punta de San Lorenzo vor der Insel Madeira erreicht.

Foto: Tom Solo int

Zusammen mit einem Bekannten ist der Berliner Filmproduzent in seinem Ein-Mann-Ruderboot auf dem Wannsee unterwegs, als ihn eine kleine Welle trifft. Das Boot kippt um und der heute 43-Jährige stürzt in das klirrendkalte Wasser. Nur mit Mühe kann er sich retten und entgeht so dem Erfrierungstod. Danach beschließt Quack, diese Erfahrung zu nutzen. Es entsteht die Idee, mit einem kleinen Boot durch den Atlantik zu rudern und dort wesentlich größeren und damit gefährlicheren Wellen zu trotzen. "Ich wollte zeigen, dass auch ein normaler Mensch etwas Großes bewegen kann."

Doch es ist nicht nur der sportliche Ehrgeiz, der ihn bei seinem Vorhaben antreibt. "Ich wollte von Anfang an auch ein Signal setzen", so Quack im Gespräch mit dem General-Anzeiger. Die lebensbedrohliche Situation vom Wannsee beflügelt ihn in der Idee, ein Zeichen gegen den bedrohlichen Klimawandel zu setzen. "Es ist wichtig, dass alles getan wird, um den Klimawandel und die steigenden Meeresspiegel in den Griff zu bekommen und damit Deutschland Vorreiter beim Klimaschutz bleibt", sagt Quack. Auf der Suche nach einem Partner stößt der Dozent der Potsdamer Filmhochschule, der schon seit dem Kindesalter begeisterter Ruderer ist, auf die Bonner Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch. "Dort befasst man sich schon sehr lange und sehr reflektiert mit dem Thema Klimaschutz - und ich wusste sofort, dass hier eine sinnvolle Zusammenarbeit entstehen könnte", sagte Quack.

Und tatsächlich: In Bonn ist man sofort Feuer und Flamme. Rund ein Jahr lang wird geplant und schließlich eine Ruderstrecke von der portugiesischen Insel Porto Santo nach Madeira ins Auge gefasst. Nachdem ein erster Versuch im Juni 2013 zunächst wegen des schlechten Wetters abgebrochen werden muss, unternimmt Quack am vergangenen Montag mit seiner Frankfurter Ruderpartnerin Anna Warnke einen zweiten Versuch - und diesmal schaffen es die beiden wirklich, die 47 Kilometer lange Strecke im Doppel-Ruderboot in gut acht Stunden zu bewältigen. Am Montagvormittag stechen die beiden bei ruhigem Wetter in See. "Die Wellen waren kaum der Rede wert, als wir losfuhren", berichtet Quack am gestrigen Mittag im Telefonat mit dem GA.

[kein Linktext vorhanden]Eskortiert werden die beiden Ruderer von einem erfahrenen Seemann im Begleitboot. "Ich hatte im Vorfeld nach dem besten Fischer aus der Region recherchiert", so Quack. Ein Schwerfischer, der bereits seit knapp 30 Jahren fast täglich mit seinem Boot rund um Madeira unterwegs ist, war schließlich in den Augen von Quack der ideale Begleiter. "Er war zwar zunächst ziemlich skeptisch und hat unsere Aktion belächelt, doch am Ende war er voll dabei."

Veit Quack und Anna Warnke rudern über den Atlantik
11 Bilder

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Auch Freunde und andere Ruderexperten seien im Vorfeld skeptisch hinsichtlich des Erfolgs der Ruderfahrt gewesen, erinnert sich Quack. Doch seine Partnerin und er schaffen es als eingespieltes Team, den Wellen und der starken Kanaren-Strömung zu trotzen. Auch trotz des im Laufe der Fahrt immer stärken werdenden Seegangs benötigen Quack und Warnke die Hilfe des Begleitboots nicht. Besonders schön ist die Fahrt gleich zu Beginn, als eine Gruppe von Delphinen für eine Weile Begleiter der beiden wird. "Man hat die Tiere ganz nah bei uns schnaufen gehört", berichtet Quack. Kurz vor dem Ziel wird es in der Meerenge bei Punta de San Lorenzo dann doch noch mal dramatisch. "Dort ist die Strömung sehr stark und es gibt steile, vollkommen unberechenbare Wellen", so Quack. "Jede heranrollende Welle bedeutete eine potenzielle Gefahr für uns."

Nach acht Stunden erreichen die beiden am Montagabend schließlich ihr Ziel. Einer der ersten Gratulanten ist Klaus Milke, Vorstandsvorsitzender von Germanwatch: "Wir freuen uns sehr, dass es die beiden geschafft haben und sie ihre große Leistung als Aufruf für mehr Engagement gegen einen gefährlichen Klimawandel verstanden wissen wollen", so Milke.

Veit Quak formuliert es als Appell etwas anders: "Man kann auch als einfacher Mensch viel erreichen und Prozesse vorantreiben - ob rudernd auf dem Atlantik oder tagtäglich beim Klimaschutz."

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