Düsseldorf Freispruch nach mysteriösem Todessturz von Hund "Kali"

Düsseldorf · Die Passanten waren schockiert. Vor ihren Augen schlägt ein Schäferhund-Mischling auf dem Bürgersteig in Düsseldorf auf. Bald gerät ein 36-Jähriger, schon häufiger mit dem Gesetz in Konflikt, unter Verdacht.

 Der Angeklagte im Amtsgericht Düsseldorf.

Der Angeklagte im Amtsgericht Düsseldorf.

Foto: dpa

Der tödliche Sturz von Schäferhund-Mischling "Kali" aus dem vierten Stock eines Hauses in Düsseldorf bleibt ungeklärt und ungesühnt. Am Donnerstag wurde ein 36-jähriger Bewohner des Hauses vom Vorwurf freigesprochen, den Hund aus dem Fenster gestoßen oder geworfen zu haben.

Der Fall hatte für erhebliches Aufsehen gesorgt. Doch der Angeklagte beteuerte vor dem Amtsgericht erfolgreich seine Unschuld: Nie hätte er dem Tier, dass er über Jahre immer wieder aufgenommen und versorgt habe, etwas angetan: "Der Vorwurf ist für mich unbegreiflich." Er sei gar nicht daheim gewesen, sondern unterwegs zu seiner damaligen Freundin nach Neuss, als das Tier aus dem Fenster gestürzt sei.

Aber die von ihm angegebenen Uhrzeiten geben das nicht zwingend her. Wie das geschehen konnte, könne er sich aber auch nicht erklären. Ein Unternehmensberater und seine Frau hatten unten auf der Straße lautes Jaulen gehört. Oben am Fenster tänzelte "Kali", scheinbar in Nöten, und stürzte schließlich in die Tiefe.

Dass jemand den Hund gestoßen oder geworfen hätte, habe er nicht gesehen, sagte der 34-Jährige. Es habe auch nicht so ausgesehen, als wäre der Hund geschoben worden. Eine weitere Passantin will noch lautes Rufen gehört haben: "Raus, raus, raus!" Doch mit dieser Wahrnehmung ist sie allein.

Der Nachbar ein Stockwerk tiefer sagt aus, er sei davon ausgegangen, dass der Angeklagte nicht daheim sei. Weder Schritte noch Stimmen seien in dem hellhörigen Haus zu hören gewesen, bevor er den Aufschlag des Hundes deutlich vernommen habe. Ein Sachverständiger sagt aus, dass der Hund absichtlich in den Abgrund springe, sei auszuschließen. Von depressiven Hunden, die Selbstmord begehen, habe er jedenfalls noch nie gehört.

Einen Unfall könne er dagegen nicht ganz ausschließen: "Etwa wenn das Fenster zuschnappt durch einen Windstoß." Aber das Fenster habe noch eine Stunde später offen gestanden, berichten die Passanten.

Oben in der Wohnung war noch Pitbull-Mischling "Cäsar", der dort ständig wohnte. Die Hunde hätten sich immer vertragen, "Kali" sei der dominante Hund gewesen, sagte der Angeklagte. Könnte "Cäsar" dennoch in einem plötzlichen Anfall von Revierverhalten aggressiv geworden sein? "Ganz ausschließen kann man das nicht", sagt der Sachverständige.

Dennoch beantragt die Staatsanwältin ein halbes Jahr Haft gegen den Angeklagten: Sie habe keinen vernünftigen Zweifel an dessen Schuld. Das sehen Verteidiger und Amtsrichter Dirk Kruse anders: Der Angeklagte wird freigesprochen. Was aus "Cäsar" geworden ist, bleibt unklar. Den hatte das Ordnungsamt nach dem Vorfall abgeholt, weil der Angeklagte den Hund ohnehin nicht halten durfte.

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