Emotionale Begegnung auf Polizeiwache Dolmetscher trifft auf verschollene Schwester

DRESDEN · Es waren rührende Szenen, die sich auf der Polizeiwache in Dresden abspielten. Nach jahrelanger Trennung durfte ein 46-jähriger Dolmetscher aus Syrien endlich seine verloren geglaubte kleine Schwester in den Arm nehmen.

Danach sah es für eine lange Zeit nicht aus. Im Alter von 19 Jahren kam N. Amairi nach Deutschland, im selben Jahre wurde seine jüngste Schwester geboren. Sie und seine weiteren Familienmitglieder blieben jedoch in der syrischen Hauptstadt Damaskus zurück.

[kein Linktext vorhanden]Nach seiner Ankunft in Deutschland studierte N. Amairi Wirtschaftsinformatik in Dresden und lebt seitdem in der Landeshauptstadt. Seit 1998 ist er als Dolmetscher für den Bundesgrenzschutz tätig. Während dieser Zeit blieb er mit seiner Familie ständig in Kontakt. Als 2011 die Situation in seinem Heimatland eskalierte, erfuhr er in den Nachrichten, dass im Dezember der elterliche Wohnblock in Damaskus nach heftigen Bombardierungen zerstört worden war.

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N. Amairi plante daraufhin, seine Mutter und seine jüngste Schwester nach Deutschland zu holen. Aufgrund der deutschen Einwanderungsbestimmungen musste er sich jedoch zwischen seiner mittlerweile 27-jährigen Schwester und seiner kranken Mutter entscheiden. Die Wahl fiel auf seine Mutter.

Die Balkanroute - Landweg für Flüchtlinge nach MitteleuropaSeine Schwester blieb in Syrien zurück. Als Damaskus durch das Militär komplett abgesperrt wurde, entschied sie sich, ebenfalls den schweren Weg nach Europa anzutreten. "Es war einfach nicht mehr sicher", sagt sie heute.

Über die Ostbalkanroute gelangte sie schließlich über die Türkei, Griechenland, Mazedonien, Serbien, Ungarn und Österreich nach Deutschland. Während der gesamten Reise blieb sie mit ihrem Bruder in Kontakt, doch ab Österreich war plötzlich Funkstille. Über mehrere Tage gab es kein Lebenszeichen von ihr.

Für sie gibt es kein Zurück: Was sich fünf junge Flüchtlinge am Friedrich-List-Berufskolleg vorgenommen habenAm 25. September 2015 meldete sich eine 27-jährige Syrerin mit den Worten "Help me" bei der Polizeiwache am Dresdener Hauptbahnhof. Zur Vernehmung wurde sie zur zuständigen Polizeibehörde gebracht.

Als ihr Bruder in seiner Funktion als Dolmetscher den Raum betrat, gab es kein Halten mehr. Die anwesenden Polizeibeamten staunten nicht schlecht. Beide umarmten sich überglücklich. Und die Geschichte hat ein Happyend. Die kleine Schwester von N. Amairi lebt jetzt bei ihrem Bruder in Dresden.

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