Super Bowl Medientag Die größte Pressekonferenz der Welt

PHOENIX · Der Medientag am Dienstag vor dem Super Bowl ist jedes Mal ein Ereignis. Man könnte es auch die größte Pressekonferenz der Welt nennen: Tausende von mehr oder weniger seriösen Journalisten (einige kommen gar verkleidet) interviewen rund eine Stunde lang alle Spieler der beiden Mannschaften, die am Endspiel der National Football League (NFL) teilnehmen.

 Hunderte von Journalisten drängen sich um die Spieler.

Hunderte von Journalisten drängen sich um die Spieler.

Foto: dpa

Auf Granit sind sie dabei in diesem Jahr mal wieder bei Marshawn Lynch gestoßen. Der Running Back der Seattle Seahawks , die in der Nacht zum Montag (Kick-off: 0.30 Uhr, live in Sat 1) auf die New England Patriots treffen, redet nicht gerne mit der Presse. In der laufenden Saison musste der 28-Jährige bereits 50.000 Dollar Strafe bezahlen, weil er die Medien boykottierte. Wäre Lynch beim Pflichttermin in Glendale/Arizona nicht aufgetaucht, hätte er nach ESPN-Informationen 500.000 Dollar berappen müssen.

Doch Lynch kam, mit Basecap und Sonnenbrille. Doch Erhellendes bekam die Pressemeute nicht zu hören. Egal, welche Frage auch gestellt wurde, egal ob Frau oder Mann, national oder international, die Antwort war immer dieselbe: „Ich bin nur hier, damit ich keine Strafe zahlen muss.“ Insgesamt 30 Mal sagte er das in gut fünf Minuten. Dann war die Zeit rum, die Lynch mindestens anwesend sein musste, und er ging.

Doch Lynch eckt nicht nur bei der Medienarbeit an. Einen Touchdown im Halbfinale feierte er mit einem Griff in den Schritt, 20.000 Dollar musste er dafür berappen. Sollte er die obszöne Geste im Super Bowl wiederholen, bekommen die Seattle Seahawks eine Strafe. Das hat die NFL bereits angekündigt.

Während Lynch also schwieg, war sein Teamkollege Michael Bennett umso kommunikativer, und mit dem nötigen Augenzwinkern. Kostprobe gefällig: „Ich bin der zweitattraktivste Mann der Welt hinter Denzel Washington.“ Zu seinem Bart sagte er: „Ich liebe Bärte. Moses hatte einen, Dschingis Khan hatte einen. Gute Leute. Und Jesus hatte auch einen.”

Dass er nach dem Erfolg im Vorjahr als Titelverteidiger im Super Bowl steht, fand er naturgemäß gut: „Es ist wie ein Mädchen zu küssen. Beim zweiten Mal ist es immer besser.“ Und Sebastian Vollmer, der mit den Patriots als erster Deutscher den Super Bowl gewinnen könnte, analysierte er: „Er hat diese deutsche Stärke.“ Vollmer selbst erlebte den Medientag zum ersten Mal.

Im Vorfeld hatte er gegenüber dem GA gesagt: „Das sehe ich relativ gelassen, man muss Spaß dabei haben, auch wenn lustige oder verrückte Fragen kommen. Dann muss man halt lustig damit umgehen. Das kann man nicht alles so ernst nehmen.“ Und das tat er auch, wobei er hauptsächlich von den deutschen Medien umlagert wurde. Seine größte Sorge war sowieso, dass „es anstrengend wird, eine Stunde zu stehen“.

Doch nun steht fest: Er hat es überstanden. Und was gab es sonst noch zu sehen? News England Patriots Trainer Bill Belichick, der in Schlabberjeans, lockerem Pullover und Flip Flops auf dem Podium saß, die Seahawks-Spieler Russell Wilson und Richard Sherman, die mit deiner mexikanischen Journalistin tanzten, und Patriots-Angreifer Rob Gronkowski, der Songs von Kate Perry sang.

Pop-Queen trifft Rock-Ikone

US-Sängerin Katy Perry (30) wird während ihres Auftritts in der Halbzeit des Super Bowl von Lenny Kravitz (50) unterstützt. Zudem deutete sie an, dass Kravitz nicht der einzige Gaststar während ihres Auftritts sein werde. In den vergangenen Jahren waren bereits Stars wie Bruno Mars, die Red Hot Chili Peppers, Beyoncé, Madonna, Bruce Springsteen, Prince, die Rolling Stones, Paul McCartney und U2 in der Halbzeitpause aufgetreten. Vor der Begegnung singt Idina Menzel die Nationalhymne.

Die Trophäe

Der Gewinner des Super Bowl erhält als Pokal die Vince-Lombardi-Trophäe, benannt nach dem Trainer der Green Bay Packers, die als erste Mannschaft den Super Bowl gewannen. Der aus Sterling-Silber bestehende Football wird von Tiffany & Co in New York angefertigt und hat einen Wert von 25.000 US-Dollar.

Die Trophäe ist etwas 53 Zentimeter hoch und mehr als drei Kilogramm schwer. Darüber hinaus erhält jeder Spieler der siegreichen Mannschaft 97.000 Dollar sowie einen Super-Bowl-Ring im Wert von rund 5000 Dollar. Vom unterlegenen Team kassiert jeder Akteur 49.000 Dollar.

Werbung

Ein 30-sekündiger Werbespot beim übertragenden Sender NBC kostet in diesem Jahr 4,5 Millionen Dollar, das sind noch einmal 500.000 Dollar mehr als im Vorjahr. Zum Vergleich: 2005 waren es 2,3 Millionen Euro, 1995 1,15 Millionen Dollar, 1985 525.000 Dollar und 1975 107.000 Dollar.

Welpen-Spot

Nach Kritik von Tierschützern an einem geplanten Werbespot mit Hundewelpen hat das Internetunternehmen GoDaddy die Ausstrahlung beim Superbowl am Sonntag zurückgezogen. Der zuvor veröffentlichte 30 Sekunden lange Clip bezieht sich auf die Werbung eines Bierherstellers aus dem letzten Jahr, in der ein Hundewelpe sich erst verirrt, dann aber zu seinem besten Freund, einem Pferd, zurückfindet.

GoDaddy hatte den Spot abgewandelt und zeigt einen Hund, der zu seiner Besitzerin zurückkehrt - bevor diese genüßlich das Gesicht verzieht: "Ich bin froh, dass Du wieder da bist. Schließlich habe ich dich gerade verkauft - auf dieser Webseite, die ich mit GoDaddy gestaltet habe."

Firmenchef Blake Irving erklärte am Dienstag im Unternehmensblog: "Wir haben die emotionalen Reaktionen unterschätzt." Tierschützer hatten sich beschwert, dass der Spot Tierhandel verherrliche. Eine Online-Petition hatte 42 000 Unterstützer. Nun soll bei dem vielgesehenen Footballspiel ein anderer Clip gezeigt werden. Die Werbezeit dann zählt zu der teuersten in den USA überhaupt. dpa

Fakten

Zuschauer: Beim Super Bowl sitzen allein in den USA durchschnittlich mehr als 110 Millionen Zuschauer vor dem TV.

Twitter: Im vergangenen Jahr gab es fast 25 Millionen Tweets zum Super Bowl (Tweets rund um die Werbung nicht inbegriffen), im Vorjahr war es noch gute eine Million weniger.

So schaut man Super Bowl: 21,5 Millionen US-Amerikaner schauen sich das Spiel bei Super-Bowl-Partys (im Schnitt 17 Besucher pro Party) an, fast 70 Prozent von ihnen bevorzugen Pizza. 9,9 Millionen Menschen sehen die Partie in Bars und Restaurants, wobei sie dabei im Schnitt knapp 50 Dollar ausgeben.

Kommerz: 3600 Tonnen Popcorn, 12.700 Tonnen Chips, 1,25 Milliarden Chicken Wings und 158 Millionen Avocados werden beim Super Bowl gegessen. In der Woche vor dem Super Bowl werden in den USA rund 1,5 Millionen Fernseher verkauft.

Wasser: In der Halbzeitpause nutzen ca. 90 Millionen Amerikaner die Toilette, es wird in etwa so viel Wasser verbraucht, wie in sieben Minuten die Niagara Fälle hinunter fließen (gut eine Milliarde Liter).

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