Bauernregel von den Eisheiligen Der lange Weg bis zum Freibadwetter

BONN · Ob nun die Bauernregel von den Eisheiligen stimmt oder nicht: Bis zum Freibadwetter ist es in Deutschland noch ein längerer Weg.

Socken im Schuh, Steppjacke an der Garderobe, Tee statt Eiscreme: Frühling geht anders, so viel ist klar. Woran es liegt, ist auch klar: an den Eisheiligen. Sagt jedenfalls die Mitarbeiterin im Gartencenter, wenn man im Taumel vorsommerlicher Aktionslust zu den ersten Saisonpflanzen greifen will: "Erst die Eisheiligen abwarten!"

Die alte Bauernregel hat zwischen 11. und 15. Mai fünf Gedenktage für christliche Märtyrer platziert: vier Männer und eine Frau. Die Frau kennen die meisten: die kalte Sophie. Sie schließt laut Bauernkalender den üblen Kälteeinbruch ab, der die Frühlingslaune stört.

Vor ihr sorgen Mamertus (11. Mai, Bischof), Pankratius (12. Mai, enthauptet), Servatius (13. Mai, erschlagen) und Bonifatius (14. Mai, in heißem Pech verbrannt) für mieses Wetter - oder auch, wenn man den Meteorologen fragt, der Nordwind: "In Lappland", sagt Jürgen Schmidt vom Wetterkontor nüchtern, "haben wir derzeit noch 40 Zentimeter Schnee."

Was uns Lappland schert? Viel: "Von dort stammt der Wind, der uns kühle Temperaturen bringt. Das Problem ist, dass sich das Meer langsamer erwärmt als das Land. Und vom Meer im Norden kommt unser Wetter."

Während die Lappen bei derzeit fünf Grad minus nachts gern noch ein Rentierfell mehr aufs Bett legen, kann das Wetter hier laut Schmidt aber schlimmstenfalls als "wechselhaft" bezeichnet werden: "Vor einer Woche, am 4. Mai, hatten wir in der Region um Bonn noch Bodenfrost. Jetzt liegen die Werte nachts immerhin um acht Grad." So gesehen, sind die kalte Sophie und ihre vier Gleichgesinnten diesmal noch gnädig.

"Der Mai hat den Reif noch hinter den Ohren", besagt eine Bauernregel. Übersetzt: Es ist ein bisschen früh im Jahr, um jetzt schon von Sommer zu träumen. Das kann Meteorologe Schmidt nur bestätigen: Es wird ab Freitag mit 18 Grad wärmer, aber nur ganz langsam." Was - aus Expertensicht - auch völlig normal sei: "Der meteorologische Sommeranfang ist am ersten Juni."

Was dann kommen könnte, klingt indes auch nicht wirklich gut: die Schafskälte nämlich, womit ein Kälteeinbruch Anfang Juni gemeint ist. "Da wird's nachts noch mal kalt", sagt Schmidt. "Aber dann sind die Nächte schon so kurz, dass die Kälte nichts mehr anrichten kann." Es sei denn, man ist ein geschorenes Schaf.

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