Neue Welterbestätte Corvey wappnet sich für Besucherscharen

Höxter · Seit einen knappen halben Jahr darf sich das ehemalige Kloster Corvey zum Weltkulturerbe zählen. Noch fehlt es an Besucherinformationen und einem genauen Plan, wie die Stätte sich entwickeln soll. Aber Corvey jetzt will durchstarten.

 Die Abteilkirche in Corvey.

Die Abteilkirche in Corvey.

Foto: dpa

Wenn das Leben ein Märchen wäre, dann wäre Corvey wohl von hohen Dornenranken umgeben. Noch liegt das Bauwerk von Weltrang wie im Dornröschenschlaf. Daraus soll die im Juni zum Weltkulturerbe erklärte Anlage nun wachgeküsst werden.

"Die Bürger und die Besucher erwarten, dass sich etwas tut. Und das sollen sie auch so schnell wie möglich sehen", verspricht Alexander Fischer, Bürgermeister der Stadt Höxter, zu der Corvey gehört. Ganz oben auf der Wunschliste der Stadt stehe die Einrichtung eines Besucher-Informationszentrums. Denn: "Für uns ist es wichtig, die touristische Attraktivität von Corvey zu steigern, damit die Besucherzahlen steigen."

Über einen Mangel an Attraktionen kann man in Corvey wahrlich nicht klagen: Vom karolingischen Westwerk und der ehemaligen Abteikirche über das Schloss samt Museum bis hin zur Fürstlichen Bibliothek und dem Grabmal ihres berühmtesten Bibliothekars, August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, gibt es jede Menge Orte, die man beim Rundgang nicht versäumen sollte.

Wer jedoch die Anlage durch das von imposanten barocken Pfeilern flankierte Tor betritt, der sucht angesichts einer Vielzahl von Wegen, Durch- und Eingängen, Flächen und Gebäuden bislang nach Orientierung. Bei der Erkundung des rund 80.000 Quadratmeter großen Areals bleibt der Besucher zunächst vor allem sich selbst überlassen.

Zumal, wenn er gezielt nach dem sucht, was die Unesco auf Gelände zum Weltkulturerbe gemacht hat: Zentraler Bestandteil ist das sogenannte Westwerk. Der monumentale Gebäudeteil hebt sich mit seinem rötlichen Mauerwerk und den beiden hoch aufstrebenden Türmen deutlich ab von den späteren Bauten der barocken, in weiß gehaltenen Schlossanlage. Das Westwerk stammt aus der Zeit kurz nach Karl dem Großen und ist fast unverändert erhalten geblieben, wohingegen der Rest des Klosters durch Kriege und Feuersbrünste untergegangen ist.

Hinzu kommt eine mittelalterliche Stadt, die "Civitas Corvey", die um das einstmals mächtige Kloster herum entstanden war. Von diesem Welterbe ist allerdings derzeit nichts zu sehen: Es befindet sich als archäologisches Denkmal im Erdreich. Alles in allem also ein nicht ganz einfach zu vermittelndes Welterbe, zu dessen Verständlichkeit das Besucherzentrum beitragen soll.

Geld für die nötigen Baumaßnahmen gibt es demnächst vom Bund. Vier Millionen Euro sind der Stadt Höxter und den beiden Corvey-Eigentümern - der katholischen Kirchengemeinde St. Stephanus und St. Vitus sowie der Familie von Viktor Herzog von Ratibor und Fürst von Corvey - für Maßnahmen zur touristischen Entwicklung und zum Erhalt der Bausubstanz zugesprochen worden.

Pfarrdechant Ludger Eilebrecht will damit dringend erforderliche Sanierungsarbeiten am Westwerk vornehmen: "Untersuchungen haben gezeigt, dass sich Risse im Mauerwerk gebildet haben. Zudem neigt sich das gesamte Westwerk und muss gesichert werden." Wie genau die Fördermittel verwendet werden, wollen Stadt und Eigentümer in den nächsten Wochen gemeinsam festlegen.

Ganz konkrete Maßnahmen hat unterdessen Claudia Konrad, Geschäftsführerin des Kulturkreises Höxter-Corvey, unternommen: "Die Besucherzahlen sind seit der Titel-Vergabe im Juni um 25 Prozent gestiegen." Seither gibt es längere Öffnungszeiten und zusätzliche Führungen. Erstmals ist Corvey deshalb auch im November und Dezember geöffnet - zumindest an den Wochenenden.

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