"Cold Water Challenge" Baggerschaufel erschlägt jungen Vater bei Video-Jux

Isselburg · Ein Kegelclub nimmt an einem feucht-fröhlichen Wettbewerb teil und hält das Ganze per Video fest. Doch die "Cold-Water-Challenge" geht schief - mit tödlichen Folgen.

Ein Video-Jux für das Internet ist im Münsterland zur Katastrophe geworden: Eine Baggerschaufel erschlug beim Videodreh eines Kegelclubs einen jungen Vater. Die Vereinsmitglieder wollten sich an einer sogenannten "Cold-Water-Challenge" beteiligen und den Clip später ins Netz stellen.

Ein 34-Jähriger starb, fünf Männer im Alter zwischen 32 und 39 Jahren kamen am Dienstagabend ins Krankenhaus, wie die Polizei mitteilte. Einige waren demnach schwer verletzt, schwebten aber nicht in Lebensgefahr.

Die elfköpfige Gesellschaft in Isselburg hatte an einem Biertisch auf einem abgeernteten Getreidefeld gesessen. Ein 36-Jähriger wollte die Kegler mit Wasser übergießen. Dazu hatte er die Baggerschaufel eines Radladers mit 2000 Litern Wasser gefüllt.

Dann jedoch kippte aus noch ungeklärter Ursache die schwere Maschine nach vorne. Die Schaufel schlug aus sechs Metern Höhe auf den Tisch. Für den 34-jährigen Vater kam jede Hilfe zu spät.

Erst Ende Juni hatte es in Mettingen, ebenfalls im Münsterland, bei einer ähnlichen Aktion einen Vorfall gegeben. Damals wurden neun Menschen verletzt, als sie sich in einem mit Wasser gefüllten Muldenkipper von einem Traktor ziehen ließen.

Das Prinzip einer "Cold-Water-Challenge" - zu Deutsch in etwa: Herausforderung in kaltem Wasser - erinnert an Kettenbriefe. Dabei rufen Vereine sich gegenseitig auf, etwas mit kaltem Wasser zu veranstalten und das Ganze möglichst witzig auf Video festzuhalten. Wer sich dem Wettstreit nicht stellen will, muss den Verein, von dem er nominiert wurde, zur Grillparty einladen. Da es um Wasser geht, sind es meist Feuerwehren, die sich beteiligen.

Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger (SPD) appellierte "an den gesunden Menschenverstand, sich und andere nicht in Gefahr zu bringen" und solche Aktionen zu unterlassen. Er habe "den Eindruck, dass die nötige Einsicht bei den Feuerwehren inzwischen vorhanden" sei. Es gebe genügend Wettkampfmöglichkeiten für die Wehren, um sich in Leistungsfähigkeit, Geschick und Wissen zu messen.

Die Idee stammt aus den USA und schwappte vor etwa einem Jahr von Amerika nach Deutschland. Die sozialen Netzwerke sind voll mit Einträgen unter dem Hashtag #Cold#Water#Challenge. Allein bei Youtube befinden sich dazu 238 000 Videoclips.

Verbieten könne man das Spektakel nicht, sagte ein Sprecher des NRW-Innenministeriums. Aus Sorge vor Unfällen und um den Ruf der Rettungskräfte zu schützen, sei das Thema mit dem Verband der Feuerwehren besprochen worden. "Wie soll man eine als Spaß angedachte Aktion verbieten?", meinte der Sprecher.

Ähnlich sehen es auch andere Bundesländer. In Baden-Württemberg wurde im Frühsommer vor den Internet-Wettbewerben gewarnt. Grund dafür seien "etliche Vorfälle" im Land, sagte ein Sprecher des Stuttgarter Innenministeriums auf dpa-Anfrage. Bei einer privat organisierten Water-Challenge, sei ein Mensch ums Leben gekommen.

Das Video vom Unglücksabend in Isselburg wurde von der Polizei beschlagnahmt und wird nun ausgewertet. Die Staatsanwaltschaft Münster ermittelt wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung.

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