Schneesturm in New York Am Broadway steht das Leben still

WASHINGTON · Die angekündigte Schnee-Katastrophe blieb aus. Jedenfalls in New York. Der Nordosten Amerikas bekam dagegen gestern die Wucht des Blizzards "Juno" ab: Schneehöhen von vereinzelt über einem halben Meter, stürmische Winde und klirrende Minus-Grade. Erst heute soll wieder Normalität einkehren.

 New York ohne Autos - die Wetterwarnung macht's möglich: Am Broadway wurden gestern nachmittag nur vereinzelte Fußgänger gesehen.

New York ohne Autos - die Wetterwarnung macht's möglich: Am Broadway wurden gestern nachmittag nur vereinzelte Fußgänger gesehen.

Foto: dpa

Louis C. K. nahm sich der Sache sofort beruflich an. Nachdem Amerikas erfolgreichster Komödiant seine Show im New Yorker Madison Square Garden absagen musste, spöttelte er am Montagabend über die Frage, wie man überhaupt einen Sturm "historisch" nennen kann, der noch gar nicht stattgefunden hat. Der Witz hatte sich über Nacht erledigt.

Blizzard "Juno", dem die Wetterfrösche größtes Zerstörungspotenzial und rekordträchtige Niederschläge andichteten, machte um die Millionen-Metropole einen Bogen und warf seine weiße Last weiter im Norden zwischen Connecticut und Maine ab. Statt mindestens 60 Zentimeter Schnee, wenn nicht gar 90, wie Bürgermeister Bill de Blasio gewarnt hatte, wurden am Dienstagmorgen nicht mal 15 gemessen, großzügig aufgerundet.

Dennoch verteidigten er und Gouverneur Andrew Cuomo ihre Entscheidung, den "Big Apple" präventiv in einen künstlichen Schlaf geschickt zu haben. "Besser vorbeugen, als später jammern", sagte de Blasio mit Blick auf die gestern früh wieder aufgehobenen Anordnungen: Busse, Taxis, U-Bahn, Flugzeug - nichts fuhr, nichts flog. Für Autobesitzer galten strafbewehrte Fahrverbote (300 Dollar). Am Broadway blieben die Theater dunkel, die NBA-Basketball-Profis der "Nets" und "Knicks" hatten Zwangspause. Freunde des Gesangs warteten an der Metropolitan Opera vergebens auf Anna Netrebko. Geisterstadt New York. Selten gesehen.

Dabei hatte der TV-Sender CNN in Erwartung des "historischen Monstersturms" ein "Blizzardmobil" auf die Straßen von Manhattan geschickt, um live berichten zu können. Das Unternehmen glich einer langweiligen Taxifahrt, die sarkastische Kommentare auf Twitter gegen den Moderator auflöste: "Wo ist das Schneemonster, Don Lemon?". Spaßeshalber machten Kalkulationen über die Höhe entgangener Einnahmen die Runden - es handelt sich wohl um einen dreistelligen Millionenbetrag. Nur bei wem einklagen?

Der Nationale Wetterdienst, Quelle alle Warnungen, wies kleinlaut auf die "Unberechenbarkeit" von Winterstürmen hin. Und verlagerte seine Gefährdungsprognosen im Laufe des Tages nach Norden. Zwischen Connecticut und Maine wurden bis zum Abend in der Tat stattliche Schneemengen (50 Zentimeter und mehr) und garstige Winde (bis zu 140 km/h) gemeldet. Die Bundesstaaten Maine, New Jersey, Connecticut, Massachusetts, New Hampshire und Rhode Island hatten vorsorglich den Notstand ausgerufen und teilweise Fahrverbote ausgesprochen. Mehrere tausend Hausbesitzer waren zwischenzeitlich ohne Strom. Schulen und Ämter blieben geschlossen. Laut "Boston Globe" hielten sich die Schäden "in überschaubaren Grenzen". Kolumnist Kevin Cullen versuchte es mit Ironie: "Blizzards sind wie Achterbahnfahren. Spaß machen sie nur, wenn sie dich zu Tode erschrecken."

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