Deutscher Fernsehpreis ARD, ZDF, Sat.1 und RTL verabschieden sich

BONN · Es läuten keine Todesglocken, es wehen keine Trauerfahnen, es handelt sich um ein brutal schlichtes "z.K.": Die vier Stifter des Deutschen Fernsehpreises haben entschieden, ebendiesen Preis "in seiner bisherigen Form nicht fortzusetzen", heißt es in der Mitteilung des zuständigen Sekretariats. Genauer gesagt: nicht in der bisherigen und, wie's aussieht, auch nicht in einer anderen Form.

Der Deutsche Fernsehpreis ist Geschichte.

Der Deutsche Fernsehpreis ist Geschichte.

Foto: dpa

Die Stifter, das sind Thomas Bellut vom ZDF, Tom Buhrow vom WDR, Frank Hoffmann von RTL und Nicolas Paalzow von Sat.1. "Zwei der Stifter", so Hartmut Schultz vom Ständigen Sekretariat Der Deutsche Fernsehpreis, "haben sich dagegen entschieden, weiterhin eine im Fernsehen übertragene Preisgala zu veranstalten."

Aus internen Quellen ist zu hören, dass es die beiden Privaten, RTL und Sat.1, waren, die der Gala den Todesstoß versetzten. Die Öffentlich-Rechtlichen hätten die Show gerne gerettet.

Nur - wozu? Für den Zuschauer? Der kann sich in punkto Deutscher Fernsehpreis, wenn er will, an den denkwürdigen Auftritt von Marcel Reich-Ranicki erinnern, der vor laufender Kamera seinen Ehrenpreis fürs Lebenswerk wort- und gestengewaltig zurückwies. Im Wortlaut: "Ich gehöre nicht in diese Reihe. Ich finde es schlimm, dass ich das hier heute Abend erleben musste."

Das war 2008. Heute könnte man auf den Gedanken kommen, dass der 2013 verstorbene Gottvater der deutschen Literaturkritik damals das Sterben des TV-Preises einläutete. Was er "Blödsinn" nannte, das fanden nicht wenige eben auch blödsinnig: eine Preisgala, in der die Branche sich selbst feiert.Wobei: Gerade bei den Privaten werden neue Formate kaum noch selbst produziert, sondern eingekauft. TV made in Germany hat Seltenheitswert.

Vor zwei Jahren moderierten Cindy von Marzahn und Oliver Pocher für Sat.1 die Gala - deren Ausrichtung ging bei den vier Sendern reihum. Kritiker sprachen damals von einem Debakel. Vergangenes Jahr traten Sandra Maischberger (ARD), Schauspieler Hans Sigl (ZDF) und Klaas Heufer-Umlauf - Teil des TV-Duos "Joko und Klaas" - an.

Da war die Kritik freundlicher. Intern half das nicht: Auch wenn 2014 noch elf TV-Produzenten neue Ideen erarbeiteten: Für dieses und nächstes Jahr wird keine verwirklicht. 2016 soll dann ein "Branchentreff" her, der - so die Mitteilung - "nicht im Fernsehen übertragen wird". Warum dann ein Treff? Man kann nur mutmaßen. Ein gemeinsames Nachdenken über die Zukunft des deutschen Fernsehens kann zumindest nicht schaden.

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